20. bis 22. April 2012
Sonniges Wetter, ein wunderbarer Freitag an der Elbe – haben wir Schachspieler denn eine Macke, jetzt unserem Hobby nachzugehen? Ja, haben wir; und wir haben sie gerne.
Dr. Dirk Jordan, Sprecher der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM): Der vierte Anmeldestopp nacheinander in den laufenden Qualifikationsturnieren sei zwar misslich für jene, die sich auf den letzten Drücker doch noch rasch zur Teilnahme entscheiden wollten, aber sogar die großzügigen Räumlichkeiten der RAMADA-Hotels seien eben irgendwann erschöpft. Schließlich dürften die Aktiven in jeder DSAM-Veranstaltung erwarten, dass ihnen im Turnier komfortable Spielbedingungen mit ausreichendem Platz rund um sich herum zur Verfügung gestellt werde. In Magdeburg passten die 346 Herrscher der schwarzweißen Bretter nicht mehr alle in den ″Ballsaal″, so dass einige Spieler der F-Gruppe ihre Partien im exklusiven Raum ″Hanna″ austragen durften: Für die (meistens) Jüngsten nur das Beste!
Und genau das ist auch das Bestreben des Hotels und seiner aufmerksam bemühten Fachkräfte. Maike Ehlert von der Direktion des gastgebenden RAMADA-Hotels in Magdeburg ist eigentlich eine passionierte Skatspielerin (Altenburg in Sachsen, die Skathochburg, ist eben nicht so weit entfernt von Magdeburg) und wünschte nun allen Schachspielern mit einer originellen Mischung aus ″Schöne Partien für Sie″ und ″Gut Holz!″als Entsprechung von ″Gut Blatt″ das Allerbeste. Der Saal lag ihr zu Füßen. ″Am Imbisstresen können Sie bei meinen Kolleginnen und Kollegen Ihre Wertcoupons einlösen, um sich während oder nach der Partie ein wenig zu stärken″, wies sie die Denksportler auf die angenehmen Seiten des Lebens hin.
Dr. Hans Werchan, Vizepräsident des Landesschachverbandes Sachsen-Anhalt, der die DSAM nun schon in ihrem elften Jahr als deren guter Freund begleitet, begrüßte die Spieler in Sachsen-Anhalt, dem ″Land der Frühaufsteher″ und ahnte nicht, dass diese Werbung auf manch einen auch abschreckende Wirkung entfalten könnte. Die vielen Strategen zwischen ″Sizililianisch″, ″Muzio-Gambit″ und dann Stunden später vielleicht der ″Philidor-Stellung″ im Remis-Turmendspiel waren jedenfalls Feuer und Flamme und auch das Fernsehen (MDR1) machte dem Turnier seine Aufwartung, und auch die eine oder andere Tageszeitung berichtete; Schach ist einfach interessant!
Für die kulturell Interessierten pries Dr. Werchan nun Magdeburg als ″Stadt der Ottonen″, was zugleich ein guter Tipp für jene Spieler war, die neben Schach auch noch anderes erleben möchten: Der Dom und überhaupt das alte Zentrum der Stadt will besichtigt sein. Aber dabei blieb er natürlich nicht stehen; auch das reiche und weiter aufstrebende Schachleben der Region wurde von Dr. Werchan kurz skizziert. Die hier im Saal vor einem Jahr ausgezeichneten ″Schachzwerge Magdeburg″ seien ein ganz großes Projekt.
Am Turnier nehmen einige Spieler teil, die es bisher gewohnt waren, weniger selber zu spielen als vielmehr anderen das Schachspiel zu ermöglichen. Dr. Dirk Jordan wies alle auf die anwesenden, ehemaligen Funktionäre Georg Hamm (früher Senioren-Referent des Deutschen Schachbundes DSB) und Ralf Schreiber hin (ehemaliger Breitenschach-Referent des DSB). Besonders wies der DSAM-Sprecher auch auf Dr. Gerhard Köhler hin, der Chef der Firma ORWO Net AG ist, der hier bei der DSAM in der A-Gruppe spielt, der gerade erst erfolgreich bei der Deutschen Meisterschaft spielte und der darüber hinaus neben der RAMADA-Hotelgruppe mit ORWO Net einer der Sponsoren dieser Turnierreihe ist.
Die Firma ORWO Net ist auch der Ort, an dem jeder ″das Buch bestellen kann und sollte: Das Buch „10 Jahre Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft“ wurde von Ralf Schreiber erstellt und vorwiegend mit Fotos von Ingrid Schulz versehen. Die Nachfrage ist anhaltend groß und das nicht nur wegen des äußerst günstigen Preises von nur 25,00 Euro, sondern natürlich wegen des unglaublichen Inhalts!
Enthalten ist ein Bild von absolut jedem Schachspieler und jeder Schachspielerin, der oder die in der „Saison“ 2010/2011 an irgendeinem der sechs Qualifikationsturniere oder am Finale teilgenommen hat, die besten Turnierberichte, die wichtigsten Statistiken einige Partien. Der Name jedes einzelnen Spielers und jeder Spielerin dieser gesamten Spanne wird im Buch aufgeführt. Es fehlt gar nichts. So ist es mit diesem einzigartigen Projekt gelungen, ein ganzes Turnierjahrzehnt des deutschen Schachs in diesem günstigen Buch abzubilden, das nun über die ORWO Net AG zum Preis von nur 25,-- € (zzgl. 3,49 € Versandkosten) bestellt werden kann. Interessenten wenden sich bitte, unter Angabe Ihrer Anschrift (sonst wird’s nix mit dem Zuschicken), per E-Mail an Ramada-Cup@pixelnet.de.
In diesem Turnier wird neben aller Freizeit und Entspannung vor allem hart gefightet! In der A-Klasse gibt es schon nach zwei Runden niemanden mehr, der die berühmte ″weiße Weste″ behalten hätte. Das liegt nicht an möglichen Kaffeeklecksern vom Frühstückstisch, sondern an der starken Konkurrenz, die einfach keinen Durchmarsch zu ermöglichen scheint. Drei Spieler führten am Sonnabend zu Beginn der dritten Runde mit je 1,5 Punkten die Tabelle an, nämlich der Bremer Frank Peters (2173), Albrecht Weidel aus Biberach (2139) und der Laatzener Patrick Lick (2170).
Anders ist es in der B-Gruppe. Hier war die Welt um sieben Uhr (und auch noch um zehn) noch für drei Spieler in Ordnung, die hatten also noch 100% auf dem Punktekonto. Horst Prüsse aus Neubrandenburg, Alexander Franzke, der für den Forster Schachclub aktiv ist und der auch schon zuletzt äußerst erfolgreiche Andy Böhme aus Grevesmühlen sind die Vorkämpfer mit 2,0 Punkten aus zwei Partien. Natürlich heißt das alles noch gar nichts, nach zwei Runden, also 40% des Turniers, kann man noch nicht auf das Ende schließen und nur ein Remis auf dem Weg ins Ziel kann schon alles wieder verändern.
In der C-Gruppe ist die Lage wahrhaft erstaunlich. Nicht weniger als neun Spieler wiesen hier eingangs der dritten Runde noch 100% auf, darunter auch die Magdeburgerin Christine Giebel. Sie ist für den USC Magdeburg aktiv und die hier bisher so erfolgreiche Brettsportlerin hat eine DWZ von 1790. Das ist in einer Gruppe, deren Ratings von 1701 bis 1900 reichen, nicht viel – umso größer ist ihre Leistung in den ersten zwei Runden zu schätzen. Vielleicht wird es ja auch ganz am Ende für einen der ersten Plätze, wenn nicht gar für den Turniersieg reichen. Schon 2001 wurde sie Dritte der Landeseinzelmeisterschaft, die in jenem Jahr in Naumburg stattfand. In der laufenden Saison ist sie in der Bezirksoberliga Süd für den USC Magdeburg III ″brettaktiv″. Ihr Auftritt bei der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft wird von ihren Clubkameraden eifrig verfolgt; die Homepage des USC gibt nämlich nach jeder Runde eine ″Wasserstandsmeldung″ über Leid und Leidenschaft ihrer Kameraden ab – eine schöne Geste des Rückhalts!
Dazu haben sie auch in der Gruppe D allen Anlass, denn hier steht Claudia Meffert (USC Magdeburg, 1667) vor der dritten Runde mit 2,0 = 100% an der Spitze, allerdings gleichauf mit Paul Rostkovius (TuS 1860 Magdeburg, 1607) und Nico Fahsel (USC Magdeburg, 1525). Wie man sieht, sind die Spieler der Magdeburger Vereine nicht nur sympathisch (gut, das sieht man hier nicht, ist aber so) und erfolgreich.
Sechs Spieler und Spielerinnen waren es, die in der Gruppe E jene geradezu magischen 100% aufwiesen. Benjamin Lieberwirth vom USC Magdeburg ist der Lokalmatador und Falk Blechschmidt, SG Waldkirchen, der aus diesem Führungs-Sextett der wohl am weitesten angereiste Stratege.
Und die Gruppe F ... ist mit dem Wort ″unübersichtlich″ noch gar nicht ganz umrissen. Die Gruppe besteht aus 81 Spielern und 18 davon haben nach Runde zwei 100% erreicht. Das dürfte sich im mathematisch erwartbaren Bereich halten. Voraussagen sind gerade in dieser Gruppe schwer zu treffen, weil sie aus oftmals sehr jungen Spielern besteht, die sich gelegentlich innerhalb weniger Monate in ihrem Leistungsvermögen ganz außerordentlich entwickeln. Es bleibt also spannend!
Es wird niemanden überraschen, dass man in Peru viele Peruaner trifft. Ebenso wenig, dass man bei einem Turnier in Magdeburg doch eine ganze Menge Magdeburger sieht. Nicht so klar war aber von Anfang an, dass gleich zwei Damen des USC Magdeburg jedenfalls nach der 2.Runde je ein 100%-Ergebnis vorweisen könnten - und damit vielleicht noch lange nicht am Ende aller Möglichkeiten angekommen sind. Die eine ist Christine Giebel aus der C-Gruppe; kennen wir schon, siehe vorigen Bericht. Und die andere dieser erfreulich starken Frauen ist Claudia Meffert. Claudia Meffert (DWZ 1667), USC Magdeburg, in der Setzliste dieser Grupe die Nummer 6, die in der D-Gruppe ihre Kreise zieht. Hmmm... ziehen Türme und Springer eigentlich Kreise ...? Egal.
Jedenfalls verstärkt Schachfreundin Meffert ihr Team in der Bezirksligastaffel Süd und auch in der Landesliga der Frauen. - Ihr Team? Jetzt ist es endlich einmal an der Zeit, hier und jetzt zu sagen, dass der USC Magdeburg eigentlich "Universitätssportclub Magdeburg, Sektion Schach / GO / ÖDG" heißt. Und das ″ÖDG″ meint das ″Ökumenische Domgymnasium″ in dieser Stadt.
Und einen weiteren, für den Schachspieler vielleicht noch praktischeren Erkenntnisgewinn können wir hier vermitteln, nämlich die Geschichte von dem ″Freilos ohne Farbe″. Da war also mal ein Freilos. Und das hätte gerne eine Farbe gehabt. Der dialektisch geschulte Leser bemerkt: Anscheinend hatte es bis dahin noch keine Kolorierung. Und die schlechte Nachricht des Schiedsrichter-Teams lautet: Es wird auch keine bekommen.
In den Paarungen kommt es immer wieder zum Beispiel zu ″Heini Meier gegen Freilos″. Wer es sich vergegenwärtigen mag, wird sehen: Es kommt nie zu ″Freilos gegen Heini Meier″. - - Und die noch viel bessere Nachricht ist: Das Freilos hat keine Farbe. Heini Meier hatte also weder Weiß noch Schwarz gegen ″Freilos″, sondern gar nichts. Das nun ist von großer Bedeutung im Schweizer System, bei dem man ja abwechselnd Weiß und Schwarz haben sollte (und nur im Notfall in zwei aufeinander folgenden Partien dieselbe Farbe erhält – naja, immer mit Schwarz ist ja auch langweilig). Hatte also ein Spieler zweimal nacheinander Schwarz und trifft nun auf ″Freilos″, wird er nach diesem Freilos Weiß erwarten dürfen – die ″Freilos-Partie″ gab es sozusagen im Sinne der Farbauswahl nicht.
Es gibt normale, steif verlaufende Ehrungen und es gibt bunte, heitere Jubiläen der Deutschen Amateurmeisterschaft. Es war besonders Uwe Scheunemann zu verdanken, dass dieser Sonnabend im April für viele Teilnehmer und auch alle Organisatoren der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) unvergesslich wurde. Als er zusammen mit Frank Stolzenwald unter donnerndem Applaus aller Schachfreunde den Goldenen Springer nebst einem Präsentkorb für seine fünfzigste Teilnahme an einem Qualifikationsturnier erhielt, griff sich der Jubilar das Mikrofon und machte erst seiner Frau Nicole mit einem wunderschönen Blumenstrauß eine kleine Liebeserklärung und dann – eigentlich sogar dem ganzen Turnier!
Am 2. November 2001 spielte Schachfreund Scheunemann in Brühl nach seiner Erzählung sein erstes Turnier. Insgesamt waren es 259 Partien, die er austrug und nach seiner Schätzung damit 648 Stunden am Brett. Das sind 27 Tage ununterbrochenes Schach! Statt sich nun für diese unglaubliche Leistung beklatschen zu lassen, bedankte sich Uwe Scheunemann zunächst bei allen Frauen der Spieler, deren Geduld es ihren Männern ermöglichte, diese Turniere zu bestreiten; und für diese ″Spielerfrauen″ erhielt seine Gattin Nicole stellvertretend das Blumenbouquet.
Besonders die vielen Bekanntschaften, die über die Jahre nach den Partien entstanden, hob er hervor. Nach der Analyse abends noch einmal zusammen loszuziehen oder auch zu Beginn des Turniers gute Schachfreunde wiederzutreffen, das macht auch für ihn einen ganz wichtigen Teil dieses Turniers aus. Man sah viele Organisatoren mit glänzenden Augen nicken (nein, nicht aus Altersschwäche!); hier formulierte ein Spieler das, was sie mit dem Turnier auch immer erreichen wollten.
Und bei genau diesen Organisatoren bedankte sich Uwe Scheunemann nun auch noch, indem er ihnen ein kleines Präsent überreichte, wobei er noch besonders auf die gut gelungene Integration des Blindenschachs in das Turniergeschehen hinwies. Es sei gesagt: Alle haben sich unbändig darüber gefreut. Es darf sich aber nun kein weiterer Spieler kommender Jahre verpflichtet fühlen, so oder ähnlich weiterzumachen. Das war eine in jeder Beziehung einmalige und nicht wiederholbare Geste! Der sichtbar bewegte Sprecher des Turniers, Dr. Dirk Jordan, hatte plötzliche Mühe, einige ″Verwaltungs-Details″ zu verkünden; die Koffer können die Teilnehmer, die bis 12:00 Uhr Zeit haben, ihre Zimmer zu räumen, bis zur Abreise in der Tanzbar abstellen.
Es war Theodor Fontane, der ein Motto des heutigen Tages lieferte: "Courage ist gut, aber Ausdauer ist besser." Und ausdauernd sind sie, jene Teilnehmer, die nun schon zum zehnten, zum fünfundzwanzigsten und gar zum fünfzigsten Mal an einem Qualifikationsturnier der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM teilnehmen. Es waren sage und (hier nun auch) schreibe fünfzehn Spielerinnen und Spieler, die bereits zum zehnten Mal teilnahmen und dafür vom Organisationsteam einen bronzenen Springer an das Revers geheftet bekamen.
Heiko Gielke, Dr. Waldemar Meier, Sarah Hund, Jürgen Grötzbach, Roland Welsch, Paul Vogel, Albert Metzger, Manuel Lorente, Peter Könze, Joachim Knobel, Ulf von Hassel, Detlev Voigt, Janosch Caprano, Pieter Brouer und Barbara Hund waren die Glücklichen, die auf diese nette Weise mit Bronze ausgezeichnet wurden: Eine Ermunterung für andere, es ihnen gleich zu tun.
Damit war aber noch lange nicht das Ende der Gratulationen erreicht. Jan Ullrich, Karl-Heinz Stolzenwald, Sabine Schoknecht und Stephan Hösl nämlich erhielten sogar den Silbernen Springer für ihre fünfundzwanzigste Teilnahme! Dabei sei einmal ganz besonders breit unterstrichen: Sabine Schoknecht ist die erste Frau, die in dieser Turnierserie mehr als fünfundzwanzigmal teilgenommen hat. Das nur diejenigen, die uns sagen, dass Frauen wenig oder gar kein Schach spielen. Nein! Wenn die äußeren Umstände stimmen, ein angenehmer Rahmen gewählt wird, dann ist das eben nicht so.
Und zu diesem äußeren Rahmen gehört natürlich auch, dass der Deutsche Schachbund seinen Vizepräsidenten Michael S. Langer entsandte, um die Ehrungen unserer Teilnehmer vorzunehmen, was er auch elegant und freundlich tat. Kaum hatte er seinen Part abgeschlossen, konnte er sehen, wie das Fernsehen (MDF.1) zum Interview anrückte und zugleich das Foyer für die Simultanvorstellung von Filiz ... aber das ist eine andere Geschichte. Bleiben Sie dran.
Wenn im Fußball oder im Gummistiefelweitwurf am Ende des Turniers die zwei Führenden aufeinandertreffen, ist es meistens so, dass der Gewinner dann eben Meister oder Turniersieger geworden ist. Im Schach ist das nicht ganz so. In der DSAM trafen z.B. in der Schlussrunde der Gruppe F die Nachwuchsspieler Viet Long Hoang (USC Magdeburg) und Philipp Heckl (Braunschweig Gliesmarode) aufeinander, die bisher beide 100% erspielt hatten – das allein ist schon ein sensationeller Erfolg. Das kleine Problem war nur: Ein Remis würde beiden vielleicht nichts nützen, denn da waren noch fünf Spieler mit 3,5 Punkten, von denen gewiss einer oder zwei einen vollen Punkt erspielen würden. Dann hätten alle 4,5 Punkte und wie immer in solchen Fällen entscheidet das Torverhält... äh ... die Feinwertung. Und aus Gründen, die sich nur Schachgöttin Caissa, der Unausschöpflichen, erschließen, hatten die Spieler mit den 3,5 Punkten eine bessere Feinwertung (Buchholzzahl) als die zwei ″Mr.100%″.
In Gruppe E schien alles viel übersichtlicher zu sein, aber solchen Irrtümern sind schon viele aufgesessen ... Jedenfalls gab es hier eingangs der Schlusskurve, also vor der letzten Partie, einen klar Führenden und das war Benjamin Lieberwirth vom USC Magdeburg. Besser als seine 100% zu sein war eben auch schwer. Gleich dahinter aber ″lauerten″ zwei Spieler mit 3,5 Punkten, nämlich Stefan Kück vom Peiner SV und Marius Lange, der im SV Fortschritt Neustadt-Glewe spielt.
Unkalkulierbar für Reporter und Spieler war die Situation der Gruppe D ″knapp vor Schluss″. Drei Spieler mit 3,5 Punkten (aus vier Partien) lagen in Führung und ihnen folgten zehn (!!) Teilnehmer mit 3,0 Punkten. Voraussagen sind in derartigen Lagen in seriöser Weise nicht möglich, da hilft nur: Rein in den Turniersaal und an den Brettern mitfiebern! Die drei an der Spitze waren Sebastian Wagner (Aufbau Bernburg, DWZ 1688), Kevin Nestler (Motor Zeitz, DWZ 1547) und Fronke Gerken, (Turm Lüneburg, DWZ 1640).
Und wer das nun schon unübersichtlich fand, der schlug die Hände über dem Kopf zusammen, der musste sich erstmal die C-Gruppe anschauen! Zehn hoffnungsvoll Aufstrebende mit 3,0 Punkten lauerten auf einen Ausrutscher der fünf Spieler mit 3,5 Punkten an der Spitze, die da waren Steffen Kottke, (Schneverdingen, DWZ 1852), Roven Vogel (Siebenlehner SV, DWZ 1782 ), Henning Kulinna (VfL Kalbe/Milde, DWZ 1864), Dr. Jörg Schwarzkopf (TV Fischbek Suederelbe, DWZ 1803) und Oliver Bacher (SF Ettenheim, DWZ 1843).
Und ganz ähnlich spannend ging es in der Gruppe B zu, was ungewöhnlich ist. Oft konnte man hier schon ein, zwei Tipps abgeben, wer wohl am Ende die Siegerskulptur mit nach Hause nehmen würde. Horst Prüsse (Eintracht Neubrandenburg, DWZ 2080), Frank Schellmann (Deutscher Blindenschachbund, DWZ 2047), Marcel Schulz (Aufbau Elbe Magdeburg, DWZ 1964), Sven Dörge-Koch (Caissa Wolfenbüttel, DWZ 2056). Besonders schön ist, dass der sehbehinderte Frank Schellmann ein so außerordentlich erfolgreiches Turnier spielt.
Die Gruppe A war diesmal recht ungewöhnlich. Es ist eine recht kleine Gruppe (″hier spielt man im intimen Rahmen″ wäre doch mal ein Slogan), in der nach den ersten vier Partien Patrick Lick aus Laatzen mit 3,0 Punkten führte. Und dem Mann aus der Nähe Hannovers klebten fünf Spieler mit 2,5 Punkten an den Hacken. Verwunderlich war, dass es (auch) in dieser Gruppe zu einigen recht frühen Remis-Schlüssen kam: Bis zum Mittagessen war es doch eigentlich noch lange hin ..!
Und nun sehen wir mit Spannung den Ergebnissen und der Turnierauswertung entgegen. Wie immer gilt: Preise werden niemandem hintergetragen; wer bei der Schlussfeier nicht da ist, geht leer aus. Und es gilt: Viele der Spieler, die jetzt auf den vorderen Plätzen stehen, haben sich schon einmal in Bergedorf, Aalen, Bad Soden oder sonstwo für das Finale in Halle qualifiziert – es wird also viele, sehr viele ″Nachrücker″ geben! Auch der siebte, achte oder gar neunte Platz könnte diesmal für eine Qualifikation für das Finale genügen.
Es gingen nicht nur sehr viele Magdeburger Spieler hier in der Elbestadt an den Start, sondern es waren auch viele erfolgreich. Weil der Heimvorteil im Schach zumeist eher unwichtig ist, bleibt nur der Schluss: Die können alle richtig gut Schach spielen! Das ″Spiel der Könige″ ist in dieser Stadt in erfreulichem Aufwind und die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft DSAM lieferte dafür mit ihrer hiesigen Qualifikationsrunde 2012 einen erneuten Beweis dafür.
Natürlich blicken die meisten zuerst auf die Gruppe mit den nominell stärksten Spielern, also die Gruppe A. Die war hier von der Zahl her überschaubar. Überraschendes geschah auch hier. Es war Patrick Lick vom SV Laatzen [DWZ 2108, Elo 2170], der mit 3,5 Punkten aus fünf Partien diese Gruppe gewann. Er stand zu Beginn des Turniers bei den Londoner Wettbüros nicht gerade ganz oben auf den Tippzetteln (falls sich dort überhaupt jemand für Schach interessiert), weil er ″nur″ Fünfter der Setzliste war. Und weil sich in der DSAM nach unserer Erinnerung noch nie der ″Papierfavorit″ durchsetzen konnte, wurde diese kuriose Tradition fortgesetzt.
Genau fünf dem Laatzener nachfolgende Spieler erspielten sich in dieser ″Königsgruppe″ 3,0 Punkte. Die waren hübsch übersichtlich durch die Buchholzwertung bzw. sogar nur durch die noch feinere Sonneborn-Berger-Wertung getrennt, so dass diesmal ein eigentlich hübsches Spektakel wie die Auslosung per Münz(weit)wurf entfiel. Das ist irgendwie langweiliger, aber natürlich ein schachlich viel saubereres Verfahren. Dieses Quintett auf den Plätzen 2-5 waren die Schachfreunde Albrecht Weidel, Frank Peters, Sven Wobbe, Barbara Hund und Prof. Dr. Friedbert Prüfer (Lok Engelsdorf). Sein Vereinsfreund und über seine Firma ORWO Net Mit-Sponsor dieses Turniers, Dr. Gerhard Köhler, folgte ihm mit 2,5 Punkten auf dem siebten Platz.
In der Gruppe B setzte sich Marcel Schulz (DWZ 1946, Elo 1964) von ″Aufbau Elbe Magdeburg″ mit einer richtig kernigen Leistung durch. Der 44. der Setzliste schaffte fabelhafte 4,5 Pkt., mithin 90% und war nach seinem Schwarz-Sieg gegen Horst Prüsse in der letzten Runde von niemandem mehr einzuholen. Marcel Schulz, der früher bei der TuS 1860 Magdeburg auch Fußball gespielt hat (Torquote und Laktatwerte unbekannt), war damit gleichsam der ″ranghöchste Magdeburger″, der in diesem Turnier jubilieren konnte.
Besonders erfreulich ist, dass ein Spieler des Deutschen Blindenschachbundes ein phantastisches Turnier hinlegte. Frank Schellmann, der sogar den von der FIDE erst vor einigen Jahren geschaffenen CM-Titel innehat, erspielte sich in dieser Gruppe B (das ist die zweithöchste Gruppe!!) 4,0 Punkte = 80% und nahm neben der verdienten Glückwünsche auch den Hotelgutschein gerne entgegen. Der Reigen der Spieler mit 4,0 Punkten geht genau bis zum sechsten Platz und umfasst Sven Dörge-Koch, Lukas Heyne, Sven Sonntag und Robin Jacobi, alle fein säuberlich durch die Buchholzwertung getrennt.
A propos ″jubilieren″: Fast hätten wir vergessen, zwei ″Jubilanten″ zu nennen. Es handelt sich um Wilfried Schreiber und Hartmut Unruh, die während des Turniers ihren Geburtstag begingen und dankbar die Glückwünsche ihrer fast vierhundert Schachfreunde entgegennahmen.
Was dafür zwei Platzierte vergaßen: ″Ein Schachturnier beginnt mit der Eröffnung und endet mit der Siegerehrung″ ist einer der oft zitierten Grundsätze der DSAM. Im Klartext: Wer bei der Anmeldung nicht rechtzeitig anwesend ist, könnte also ein Problem haben ... und wer bei der Siegerehrung bereits auf der Autobahn Richtung Heimat braust, erhält keinen Preis – errungene Qualifikationen bleiben aber natürlich bestehen.
Die Gruppe C sah einen sicheren Sieg von Dr. Jörg Schwarzkopf (TV Fischbek Suederelbe). Der ebenfalls an der Elbe Schach spielende Erste dieser Gruppe hätte ja eigentlich per Schiff oder Floß anreisen können, worüber aber leider keine Einzelheiten bekannt geworden sind. Mit 4,5 Punkten legte er eine phänomenale Leistung aufs Brett.
Keiner der sieben (!!) nachfolgenden Spieler mit 4,0 Punkten konnte letztlich an seinem Sieg etwas ändern. Diese ″Folgespieler″ haben aber mit 80% der möglichen Punkte allesamt eine einfach großartige Leistung gezeigt, zu der wir ihnen gratulieren. In der per Buchholz (mehr oder weniger klar) getrennten Reihenfolge sind das: Roven Vogel, Steffen Kottke, Henning Kulinna, Mario Müller (USC Magdeburg) und Oliver Bacher. Die ersten sechs qualifizieren sich für das Finale in Halle (Saale), so dass diese Plätze in jeder Grupe wichtig sind.
Wenn man den Zirkel mit ein wenig großzügigem Schwung über die Landkarte schlägt, darf man sagen: Die besten Spieler der Gruppe D stammen aus der Region Magdeburg. Und noch etwas hebt diese Gruppe von den anderen ab: Die ersten sieben Spieler erzielten 4,0 Punkte! Das bedeutet, dass hier das Feinwertungssystem des (ebenfalls aus dieser Region stammenden) Bruno Bucholz über die gesamte Abstufung der vorderen Tabellenplätze entscheiden musste. Sebastian Wagner (Aufbau Bernburg) wurde somit Erster, Kevin Nestler (Motor Zeitz), Claudia Meffert (USC Magdeburg), Joachim Grube, Benjamin Stephany und Maximilian Garbe (Cöthener FC Germania 03) waren die Spieler auf den Plätzen 2 bis 6.
Die Gruppe, in der eine Partie noch sehr lange lief, so dass sie sich einige Zeit ungewöhnlich großen Interesses erfreute, war die Gruppe E, obwohl der Sieger in diesem Classement schon recht früh feststand. Das war Benjamin Lieberwirth vom USC Magdeburg (DWZ 1394), der als 34. der Setzliste großartige 4,5 Pkt. erzielte und das Turnier in dieser Gruppe gewann. Schachfreund Lieberwirth ist in der Bezirksliga Magdeburg gemeldet, aber darüber hinaus in der Jugendbundesliga erfolgreich aktiv. Auch auf den nachfolgenden Plätzen handelte es sich um echte Sportsleute, die Schach spielen und das Spiel auch genießen wollten, so dass deren Partien erst später als jene am Brett 1 endeten.
Zweiter wurde Stefan Kück vom Peiner SV, der ebenso wie die ihm nachfolgenden Heiko Branditz, Thomas Will und Marius Lange auf 4,0 Punkte kam. Peter Quasigroch, der 2010 mit der Ehrennadel des NSV in Silber für seine langjährigen Verdienste für das Schach in Niedersachsen ausgezeichnet wurde, war der wertungsbeste aus der langen Spieler-Reihe mit je 3,5 Punkten und wurde damit Sechster.
Die Gruppe F wies wie immer sehr viele junge Spieler auf. Die gehen aber mindestens so engagiert zur Sache wie ″die Großen″. Die meisten Früchte des Bemühens trugen Philipp Heckl, Phong Nguyen Manh, Willi Schuster, Viet Long Hoang davon, die jeweils 4,5 Punkte sammelten und sich nur durch ihre Feinwertung in der Endtabelle unterschieden. Auch hier war Magdeburg erfolgreich: Die Spieler auf den Plätzen 2 bis 4 stammen aus der Ottonenstadt. Fabian Rabe und Samuel Weber qualifizierten als Fünfter und Sechster mit je 4,0 Punkten gleichfalls für das Finale in Halle.
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