1. bis 3. April 2005
"Mit wie vielen Teilnehmern muss ich denn für das nächste Jahr rechnen", fragte bei der Eröffnung des letzten Vorturniers der vierten Qualifikationsserie zum RAMADA-TREFF Cup 5³ die Direktorin Frau Güttler-Lieven, nachdem auch in diesem Jahr ein neuer Teilnehmerrekord bewältigt werden musste. Dr. Hans-Jürgen Weyer - Präsident des Landesschachverbandes NRW - wusste Rat: "So viele Stühle sie aufbringen können, so viele Teilnehmer stellen wir!"
Wie kommt es zu dieser eigenartigen Formel? Ganz einfach. Seit der Anmeldestopp vor gut drei Wochen verhängt worden war bei ca. 400 Anmeldungen rotierte die Hotelleitung, denn wie sollten sie diese riesige Menge bewältigen? Das Nachbarhotel aus Hürth musste aushelfen mit Tischen und Stühlen, aber auch sie kamen an ihre Grenzen. Also mussten auch die Gartenmöbel mit hinzugezogen werden, zumindest für den Analysebereich.
Es ist schon überwältigend wie die Amateurmeisterschaft angenommen wird. Jeder will mitspielen, will dabei sein. Und sie lassen sich auch nicht von solchen Dingen wie Anmeldestopps schrecken. Über 20 Spieler reisten trotzdem an und bedrängten die Turnierleitung, "lasst uns bitte, bitte mitspielen".
Immerhin ist es die letzte Chance zum Finale nach Hockenheim zu kommen, wo der Ex-Weltmeister Karpow auf die Finalisten wartet. Und da wir auch immer das Ziel haben, keinen abzuweisen, wurde gerückt, geschoben, nach Stühlen gesucht, um weitere 10 Bretter in den Turniersälen unterzubringen. Mit 368 Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet konnte dann nach freundlichen Begrüßungsworten durch das DSB-Präsidiumsmitglied Michael S. Langer die erste Runde angepfiffen werden.
… oder motiviert ungemein. Zumindest bei Robert Offermann von den SF Brand ist das so. Genüsslich zieht er an seiner Zigarre, vier weitere stecken in seiner Hemdtasche. "Die habe ich mir extra für das Turnier in Brühl gekauft als Motivationshilfe. Nach jedem Sieg wird eine neue angesteckt." "Und bei Verlust als Trostspender?" "Nein, dann schenke ich sie dem Gegner für seine Feier."
Weit entfernt von Brühl sitzt Matthias Berndt an der Internetarbeit für den RAMADA-TREFF Cup 5³ und bereitet die Daten für das Internet auf. Deshalb auch auf diesem Wege via Mail und übers Internet lieber Matthias einen herzlichen Glückwunsch zu Deinem 43. Geburtstag, den du heute feierst! Was wäre die Deutsche Amateurmeisterschaft ohne dich? Ärmer auf jeden Fall.
Eigentlich räumten wir die Gartentische aus dem Pavillionraum, der zwischendurch Analyseraum war, nur heraus, um ihn in einen Turnierraum umzugestalten. Doch mit dieser Aktion und den nun draußen vor der Tür abgestellten Tischen trafen wir voll ins Gelbe, denn sofort waren alle Tische besetzt und umlagert. Sich nach einer stressigen Partie bei der anschließenden Analyse durch warme Sonnenstrahlen verwöhnen zu lassen, wer sagt da schon nein?
Die Runde ist angepfiffen, der Blick schweift durch die Reihen und erkennt ein leeres Brett ohne Partieformulare und ohne Uhr! Alarm! Was läuft hier falsch? "Die sind draußen", versucht mich ein Kollege vom Nachbarbrett zu beruhigen. Doch kann das beruhigen? Draußen? Außerhalb aller Ordnungen?
Sofort gehe ich auch nach draußen. Und da sitzen sie. Rene Werner - Sfr. Düsseldorf - und Uwe Grein - SC Braunschweig Gliesmarode - haben es sich gemütlich gemacht. Endlich Sonne nach den vielen kalten Wintertagen. Da wird man doch nicht mit Hunderten anderer Schachspieler im mit vorgezogenen Vorhängen - die die Sonne abhalten - abgedunkelten Turniersaal schmoren. Nein, sie nicht. Und so haben sie einfach ihre Partie der zweiten Runde ins Grüne und in die Sonne verlegt. Hoffen wir nur für sie, dass sie nicht die vollen fünf Stunden Bedenkzeit ausspielen, denn dann wird es schummirg und dunkel. Und bald werden die anderen Bretter wieder von den Analysten besetzt werden. Aber das stört doch Rene und Uwe nicht. So wünschen sich eine schöne Partie und legen los.
Sven Titgemeyer vom Stollberger SV ist noch neun Jahre alt (im Juli wird er zehn). Er traut sich trotzdem und spielt mit jugendlicher Unbekümmertheit bei der Deutschen Amateurmeisterschaft mit. In der E-Gruppe. Da trifft man auf erfahrene Turnierhaasen, und andere gewichtige Persönlichkeiten. Will man sich dem ganz alleine stellen? Schafft Sven das? Vielleicht war er sich selbst nicht sicher. Als Helfer in der Not hat er sich daher seinen Teddy mitgebracht, der nun an der Seite seines Herren sitzt und ihm zur Seite steht. Etwas struppelig, etwas zerzaust, aber irgendwie auch lebenserfahren sitzt er da und studiert die Stellung. Er scheint weit gereist zu sein, denn auf seinem Pulli prangen die Stars and Stripes des freien Amerikas. Da muss doch eigentlich der Sieg sicher sein - oder?
Der Weltschachbund FIDE hat, was viele noch gar nicht mitbekommen haben, die Wertungen für den Ausgang einer Schachpartie geändert - natürlich mit sofortiger Wirkung, weshalb auch die Deutsche Amateurmeisterschaft danach gespielt werden muss. Da die statistische Wahrscheinlichkeit sagt, dass Weiß von 100 Partien 55 Partien gewinnt und Schwarz halt nur 45, muss dies bei der Wertung berücksichtigt werden. So geht ab sofort ein Weißsieg mit 4 Punkten und ein Schwarzsieg mit 5 Punkten in die Tabelle ein, ein Remis hingegen nur mit 2 Punkten. Gewöhnungsbedürftig, wie die Teilnehmer in Brühl meinten, aber wenn die FIDE das so will-;)
Immer wieder passiert es, dass eine Schachuhr mitten in der Partie stehen bleibt. So auch häufig schon bei der SchachTimer "Silver" aus Dresden erlebt. Deshalb sah sich Dr. Dirk Jordan verpflichtet vor der zweiten Runde die Teilnehmer noch mal zu bitten, doch vor Beginn der Partie die Uhr aufzuziehen. Dies macht man bei dem SchachTimer "Silver" unterhalb der Uhr. Weshalb es sich eben auch anbietet, dies vor der Partie zu machen, denn während der Partie darf die Uhr nicht angehoben werden (FIDE-Regeln!).
Er spielt bei der SG Grün-Weiß Dresden, ist der heißeste Fan des RAMADA-TREFF Cups 5³, ein leidenschaftlicher Photograph und spielt morgen seine 100. Partie der Deutschen Amateurmeisterschaft. Und seit der heutigen vierten Runde hat er ein Schachbuch mehr. Ob es ihm hilft? Egal. Er hat es sich verdient, da er heute seinen 49. Geburtstag feiert. Herzlichen Glückwunsch von uns allen. Und eine schöne 100. Partie morgen!
Direkt vor dem großen Spielsaal stehen sie die Schachtische, an denen ständig Neugierige in den Körben und Auslagen wühlen, um das neueste Schachprogramm oder Schachbuch zu finden. Im Angebot sind aber auch wertvolle Schachspiele und verschiedene Geschenkartikel.
Hinter den Tischen mit dem Blick des Wissenden steht Reinhold Dreier vom gleichnamigen Schachverlag und Schachversand mit Ladengeschäft in Ludwigshafen.
Seit 23 Jahren ist Reinhold Dreier im Schachgeschäft tätig und hat sich als Verleger vor allem den historischen Büchern verschrieben. In Brühl ist er ein gern gesehener Gast und seine Stammkunden freuen sich schon jeweils auf ihn. "Ist der Dreier wieder da?" hieß es schon am Donnerstag bei der Anreise der ersten hundert Teilnehmer.
Es herrscht eine regelrechte Urlaubsstimmung hier im RAMADA-TREFF Hotel in Brühl. Wenn da doch bloß nicht die blöden Schachpartien wären, die in abgedunkelten Räumen gespielt werden bei fadem Neonlicht. Draußen ist es so schön. Und so wird ein Stuhl nach dem anderen rausgeholt, das Hemd aufgeknöpft und sich entspannt. Oder in Ruhe analysiert, geblitzt. Sogar der Turnierdirektor wurde in der Sonne bei verschiedenen Blitzpartien gesichtet. Eben Urlaubsstimmung - wenn da bloß nicht diese …
Walter Holz mit seinem tollen Team unterstützt diese Atmosphäre auch in diesem Jahr wieder durch einen super Service und eine tolle Getränke- und Speiseversorgung. Der Kuchen eine Wucht, die Frikadellen, das Schnitzel lecker. Ach wenn da doch bloß nicht diese …
Was heißt da, wenn da doch bloß nicht die blöden Schachpartien wären, gerade deshalb kommen sie doch immer wieder, die Serientäter des RAMADA-TREFF Cups 5³. Immer wieder, egal wo gespielt wird, sie sind dabei. Kaum steht die neue Serie fest, kaum gibt es die ersten Meldemöglichkeiten, sie sind die ersten und haben sich schnell ihren Platz gesichert. Anmeldestopp für sie kein Thema.
Ihr 10. Turnier der Serie spielen in Brühl Eckhard Suliga vom SC Turm Lüneburg, Michael Schomann vom TSV Kücknitz, Axel Schmidt vom SC Braunschweig Gliesmarode und Peter Schreiber vom SV Lok Leipzig-Mitte, aller vier spielen in der D-Gruppe.
Zum 11. Turnier treten die beiden Mainzer Vater und Sohn Künitz hier in Brühl an. Klaus der ältere spielt für den TSV Schott Mainz in der B-Gruppe, Michael der jüngere noch in der E.
Vielen Dank für eure Treue!
Für Schwarz ab sofort fünf Punkte, für Weiß vier Punkte und für den friedlichen Remisschluss nur noch 2 Punkte. Das neue Wertungssystem der FIDE brachte die Teilnehmer zum Diskutieren. "Und was ist mit den Brettpunkten, Bucholz? Zählt das denn gar nicht mehr?"
"Doch, doch das bleibt bestehen." "Was die FIDE sich auch immer ausdenkt, haben die sonst nichts zu tun?" "Das System ist blöd, müssen wir das einführen?" "Na ja, wenn der Weltverband das so vorschreibt, was willste machen?"
Zu recht beschäftigte die Teilnehmer das neue Wertungssystem. "Das so was auch immer so überraschend kommen muss, kann man das nicht vorher ankündigen?"
Auf die Frage hin, welchen Tag wir denn am Freitag hatten, schauten uns überraschte Augen an. Äh? Dann schlugen sich die meisten mit der Hand gegen die Stirn. "Ach ja der erste April."
Und das mit der Uhr? Immerhin hatten verschiedene - wir nennen keine Namen - die elektronische Uhr in der Hand sofort nach der Ansage, bitte doch schnell noch die Uhr aufzuziehen, und suchten den Nippel zum Aufziehen. Jaja der erste April!
Kann man denn unterdessen den DSB-Offiziellen auch nichts mehr glauben?
Es soll ja Leute geben, die sagen, dass das immer schon so war. Aber das sagen die doch hoffentlich auch immer nur am ersten April - oder?
Es ist neun Uhr, die Handys sind aus-, die Uhren angestellt, die letzte Schlacht um die Finalplätze in Hockenheim haben begonnen. Es geht um 25 Plätze, die noch zu vergeben sind. Hochspannung ist also zu erwarten. Es sei denn die Rechenkünstler sind am Werk und rechnen sich aus, dass ein schnelles Remis für Hockenheim reicht. So wie eben gerade geschehen in der A- und D-Gruppe.
Die Spitzenpaarungen sind:
A | Lorenz | - | Bock |
B | Lüde | - | Vaerst |
C | Spies | - | Wesnigk |
D | Boxberger | - | Kruse |
E | Schmidt | - | Junker |
Mit der letzten Runde heute geht auch der vierte Durchlauf dieser Deutschen Amateurmeisterschaft dem Ende entgegen. Magdeburg, Aalen, Hamburg, Kassel und Brühl waren in diesem Jahr die Stationen. Eine Serie der Superlative, denn noch nie war der Andrang so groß wie in 2004/05. Und obgleich es enger wird in den Turniersälen, die Stimmung bleibt gut. In ruhiger, gelassener Atmosphäre wird gespielt, gekämpft um jeden Punkt. Aber danach herrscht Eintracht und Freude. Das Verbissene ist kaum anzutreffen. Das liegt natürlich auch sehr stark an der gemütlichen Stimmung, die auch durch die RAMADA-TREFF Hotels verbreitet wird. Man passt sich sozusagen dem Rahmen an. Die Spieler wie die Turnierleiter.
Wir freuen uns über diese gelungene Meisterschaft wie die 1.700 Teilnehmer dieser Serie und die über 5.000 der gesamten vier Durchläufe. Und fast noch mehr freuen wir uns darüber, dass sich die Familie des RAMADA-TREFF Cups im November zur fünften Serie wieder trifft, denn alles ist unter Dach und Fach für die fünfte Auflage.
Doch zuvor geht es natürlich erst mal noch um fünf neue Deutsche Meistertitel, die vom 26.-28. Mai in Hockenheim ausgespielt werden. Allen 125 Qualifizierten wünschen wir dafür viel Glück und Erfolg!
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