19. bis 21. April 2013
In einem riesigen Saal starteten 270 Schach-Amateure die letzte Etappe der sechs deutschen Qualifikationsturniere. Unter angenehmsten Spielbedingungen machten sich die Spielerinnen und Spieler daran, in jeder der sechs Leistungsgruppen die jeweils sechs Qualifikanten auszuspielen, die im Sommer in Kassel das große Finale bestreiten werden. Neben den Preisen geht es um wohlklingende Titel und Ehren. Der Meister der A-Gruppe, also der ″Deutsche Schach-Amateurmeister″, hat sogar das Recht, sich im Kreis der ″Profis″ an der Deutschen Meisterschaft zu beteiligen, so wie das auch der Deutsche Pokalmeister darf.
Olaf Heinrich ist der Bürgermeister der Stadt Landsberg an der Saale. Leider ist er augenblicklich äußerst eingespannt und konnte zur Eröffnung der DSAM nicht anwesend sein, was er sehr bedauert. Die Stadt Landsberg hat dem Schach durch den Bürgermeister nun einen namhaften Geldbetrag gespendet, den das Organisations-Team des Turniers natürlich dem Schach in der Region verfügbar machen wird. Bürgermeister Heinrich ist zwar nicht identisch mit dem Landes/Verbandsligaspieler des SV Esens (Oldenburg – Ostfriesland), aber Bürgermeister Heinrich schreibt, dass er ″dann und wann gerne selbst eine gute Partie spiele″ und für die Stadt Landsberg ″die überregionale Ausstrahlung des Turniers sehr interessant″ sei. ″Im Wissen darum, dass derartige Veranstaltungen regelmäßig auch Geld kosten″ spendete Herr Heinrich dem Schach. Der Bürgermeister wird sich als Teil aller Landsberger gewiss freuen, wenn das Geld in dieser Schachregion bleibt und deshalb leitet es das Organisations-Team dieses Turniers entsprechend weiter.
In der Gruppe A kam es gleich in der ersten Runde zu einer echten Spitzenpaarung, traf doch der ratingstärkste Spieler der Wettbewerbs, FM Oliver Kniest,(SG Solingen, Elo 2289) auf einen der langjährigen Sponsoren unseres Turniers, den an 12 gesetzten Dr. Gerhard Köhler (SV Lok Engelsdorf, Elo 2160). Schachfreund Köhler ist Chef der Firma ORWO NET, die das erfolgreiche Foto-Buch über die DSAM herausbrachte.
Das Buch „10 Jahre Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft“ wurde von Ralf Schreiber erstellt und vorwiegend mit Fotos von Ingrid Schulz versehen. Die Nachfrage ist anhaltend groß und das nicht nur wegen des äußerst günstigen Preises von nur 25,00 Euro, sondern natürlich wegen des unglaublichen Inhalts!
Enthalten ist ein Bild von absolut jedem Schachspieler und jeder Schachspielerin, der oder die in der „Saison“ 2010/2011 an irgendeinem der sechs Qualifikationsturniere oder am Finale teilgenommen hat, die besten Turnierberichte, die wichtigsten Statistiken einige Partien. Der Name jedes einzelnen Spielers und jeder Spielerin dieser gesamten Spanne wird im Buch aufgeführt. Es fehlt gaaaar nichts. Es ist gelungen, ein ganzes Turnierjahrzehnt des deutschen Schachs in diesem günstigen Buch abzubilden, das über die Orwo Net AG zum Preis von nur 25,-- € (zzgl. 3,49 € Versandkosten) bestellt werden kann. Interessenten wenden sich bitte, unter Angabe Ihrer Anschrift (sonst wird’s nix mit dem Zuschicken), per E-Mail an Ramada-Cup@pixelnet.de.
Hier sehen wir Haizea Tornay, SJ Herborn 1998, die in der F-Gruppe antritt und einen kritischen Blick auf ihre Stellung zu werfen scheint, obwohl doch gerade die weiße Dame angegriffen ist. Haizea ist ein Beispiel für die vielen Familien, die zusammen oder doch im schachaktiven Teil anreisen; ihr Vater Josu Tornay Gomez spielt in der A-Gruppe.
Der Bundestrainer des DSB war da! Vielleicht hoffte Uwe Bönsch, hier völlig unbeachtet zu bleiben, aber das ist bei einem so bekannten Schachfreund natürlich ganz unmöglich. Hier beobachtet er gerade die Partie von Malte Hundrieser vom SG Döllnitz. Wird die Schachwelt bald mehr von Malte hören? In der Jugend-Bezirkseinzelmeisterschaft Halle 2013 war Malte in der U10 Dritter hinter Florian Dietz und dem Sieger Marvin Henning. Die Realität war, dass ein Bild mit einem jungen Spieler her sollte und Malte saß gerade passend ... aber wer weiß, vielleicht ist es ja ein Wink des Schicksals?
Auf diesem Bild der zweiten Runde sehen wir mit Weiß Ulrike Bartuschka vom Reideburger SV 90 Halle, die gerade mit dem nicht sehr oft gespielten ″Budapester Gambit″ konfrontiert wird. Ihr erst 9jähriger Vereinskamerad Florian Dietz ist der kecke ″Gambitiero″.
Und hier sehen wir in der erste Runde Estelle Morio (SK 1972 Hauenstein), die schon ein bisschen auszustrahlen scheint, dass ihre weiße Stellung gegen Marina Bertram (SF Bad Lausick) nicht mehr ganz den eigenen Vorstellungen entspricht. Die mit der DWZ 1292 an Platz 1 der Setzliste dieser Gruppe rangierende Estelle musste die Partie später auch tatsächlich aufgeben.
Gleich in der ersten Runde kam es zur nicht alltäglichen Partie zwischen Tochter und Mutter, nämlich Anna gegen Martina Nobis. Beide sind für SV Grün-W. Niederwiesa aktiv, sind erfahrene Spielerinnen, treten in der Gruppe C an und weisen auch beide das ″Doppelrating″ mit DWZ und Elo auf: Anna mit 1733 / 1666 (ja, die Elo ist hier tatsächlich der geringere Wert) und Mutter Martina mit 1829 / 1865. Der Anzugsvorteil glich die Spielstärkedifferenz aus und nach einer keineswegs einfach nur verabredeten Partie (wäre bei der DSAM ja auch unvorstellbar) einigten sich die beiden dann eben doch aufs Remis. Der Haussegen ist gesichert ...
″Jedenfalls aber möchte ich (...) die Behauptung aufstellen, daß die höheren Kräfte des denkenden Geistes durch das bescheidene Damespiel viel nutzbringender und lebhafter angeregt werden als durch die mühe- und anspruchsvollen Nichtigkeiten des Schachspiels. (...) Wenn der Analytiker sich seiner gewöhnlichen Hilfsquellen beraubt sieht, denkt er sich in den Geist seines Gegners hinein, identifiziert sich mit ihm, und dann gelingt es ihm nicht selten, auf den ersten Blick eine oft verblüffend einfache Methode zu finden, durch die er den andern irreführen oder zu einem unbesonnenen Zug veranlassen kann.″
[Edgar Allan Poe: Der Doppelmord in der Rue Morgue - Kapitel 1]
http://gutenberg.spiegel.de/buch/2277/1
Bei seinen Ideen zum Damespiel können wir Edgar Allen Poe nicht zustimmen, aber in der Tat stellt die Analyse einer Partie wohl geradezu den Königsweg dar, seine Spielstärke zu erhöhen. Deshalb hat die DSAM einmal mehr den beliebten und äußerst kompetenten IM Michael Richter eingeladen, der nun gleich zweimal ein kleines ″Chessbase-Seminar″ abhalten wird und zwar am Sonnabend, 20. April 2013, um 12:30 Uhr und für diejenigen, die dann vielleicht noch spielen, gleich noch einmal im Anschluss um 18:00 Uhr. Beides findet im Raum ″Bismarck″ statt, der sich sozusagen neben dem Turniersaal befindet.
Ebenfalls nebenan, aber auf der anderen ″Straßenseite″, finden die Spieler die Räume ″Händel″ und ″Dessau″. In diesen beiden Analyseräumen gibt es wunderbare Gelegenheit, die eigene Partie (oder die eines anderen) so richtig anzuschauen, ohne damit die Spieler im Turniersaal zu stören. A propos: Gerade unsere Jüngsten sollten bei aller Freude am Leben nicht unterschätzen, dass die hochkonzentrierten Wettkämpfer am Brett manch einen bei geöffneter Saaltür bisweilen noch immer allzu gut hören können ... also immer schön psssst!
Irgendwann bist Du "raus aus dem Buch". Mancher ist auch nie drin gewesen. Die Stelle, an der Du nicht mehr weißt, was die Autoren denn ab jetzt "vorschreiben".
Eine, leider bei Todesstrafe für Deinen König verbotene Lösung wäre es, schnell mal beim gut sortierten Schachstand vorbeizugucken – Firma Euroschach steht seit Sonnabend vor dem Turniersaal. Hmm ... Eigentlich ein guter Plan, den Du aber nach Lage der Dinge bis auf nach der Partie verschieben - oder Dich zumindest nicht vom Schiedsrichter dort sehen lassen solltest. Jetzt am Brett muss also selbst getüftelt werden. Und der relative Albert hat ja schon gesagt: "Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt." (Albert Einstein)
Manche Spieler scheinen solche Hilfsmaßnahmen ohnehin nicht nötig zu haben. Dmitrii Marcziter führt in der Gruppe A nach der zweiten Runde allein und unbefleckt mit 100% bzw. 2,0 Punkten. Am frühen Sonnabend gab's ein stärkendes Frühstück und dann die Partie mit Oliver Kniest. Und dahinter rangieren ″massenhaft″ Spieler, die ebenfalls unglaublich gut sind – klar, nach erst zwei Runden ist noch nicht einmal eine Vorentscheidung in Sicht.
In der Gruppe B sind's gleich sechs Spieler, die 100% hatten – wollen wir wetten, dass es nach dieser Runde weniger sein werden? Der Dessauer Volodymyr Ozeran ist der ratingstärkste unter ihnen – wird das nützlich sein?
In der Gruppe C ist alles ″noch schlimmer″, hier sind's nämlich gleich acht Strategen, die mit 2,0 Punkten auf dem Konto in den Kampf der 3.Runde zogen. Manfred Weinmann-Musset scheint über eine beträchtliche Strecke mit dem Auto angereist zu sein, denn er spielt für die ″Ford-Schachfreunde Köln″ und ist der mit dem besten Rating unter diesen acht Spielern.
In der Gruppe D sind es fünf Teilnehmer mit 100%; die bekannteste unter ihnen ist Nathalie Wächter vom SK Dessau 93, die mit ihrer DWZ von 1665 als Sechste der Startrangliste ins Rennen zog.
Viel übersichtlicher in Bezug auf die 100%er ist die Gruppe E, denn hier sind mit Jens Forner, Frank Erdmann, Hanfried Hoppe und Felix Olberg nur noch vier Spieler ohne jeden ″Punktabzug″ zugange.
Und die Gruppe F weist statt dieses Quartetts sogar nur ein Trio auf, das noch die volle Punktausbeute aufweist – zumindest noch vor der dritten Runde ... Danach wird es anders sein weil ja im Schweizer System die jeweils Führenden gegeneinander gelost werden. Jakob Bender aus dem weit entfernten Porz (Köln), Helga Helm aus dem benachbarten Leipzig und Samuel Maar aus dem hessischen Fuldatal sind als Führende auch ein Symbol für die große Strahlkraft dieses Turniers über ganz Deutschland hinweg.
Manchmal sitzt man ja so am Brett und denkt sich: "hmmm ... eigentlich wär's doch mal so richtig schön, wenn ich diesen Springer von c5 vor den Isolani nach d6 expedieren könnte ..." VORSICHT!
Schon Tanja Blixen schrieb: „Wen die Götter strafen wollen, dessen Wünsche erfüllen sie!“ Kehrt man diesen hübschen Satz um, hieße das aber womöglich, dass der Spieler in der Partie möglichst überhaupt keine Pläne mehr schmieden sollte. Manche folgen dieser Strategie ja schon mit erstaunlichem Erfolg.
Und was die Strafen der Götter angeht, so sind die ja inzwischen, von Plagen wie dem Handy und ohne Spezialwerkzeug nicht mehr zu öffnenden Lebensmittelverpackungen abgesehen, anscheinend aus der Mode. Von einer ″Strafe Gottes″ hat lange keiner mehr berichten hören. Vielleicht machen ″die da oben″ ja einfach mal Pause und folgten dem Rat des Prometheus, den Goethe aufschrieb:
Also halten wir es doch lieber mit Goethe: "Bedecke deinen Himmel, Zeus, mit Wolkendunst! Und übe, Knaben gleich, der Distel köpft, an Eichen dich und Bergeshöhn!" Der wollte nun gleich ganz ohne Euch Götter auskommen. Aber so ein kleines Lächeln von Caissa, weiß der Schachspieler, wäre hin und wieder doch mal ganz schön ... Viel Spaß und Erfolg beim Spiel!
Die Fotos von diesem Turnier werden von Ingrid Schulz und Martina Jordan (Finanzchefin der DSAM vor Ort) erstellt, einige steuert auch Frank Jäger bei, sofern er Zeit findet, kurz einmal vom Computer wegzuhuschen. Er ist nämlich zugleich Pairing-Officer des Turniers und Webmaster der Homepage auf der Sie jetzt gerade im Moment lesen. Andere Schulz/Jordan-Bilder treten ihren Weg auf die Homepage des DSB oder in die Redaktionen verschiedener Schachzeitungen an.
Natürlich könnte auch jeder – möglichst, ohne zu stören - eine ganze Serie privater Fotos anfertigen und davon ein Fotoalbum erstellen. Und genau dafür, nämlich für solche modernen Fotoalben, bietet die Zusammenarbeit des DSB mit der Firma Orwo-Net die ideale und preisgünstige Gelegenheit.
Firmenchef Gerhard Köhler ist in der A-Gruppe der DSAM aktiv, also dort, wo die starken Spieler ihrem König ein Domizil bieten. Jeder Kunde, der den Gutschein auf der DSB-Seite benutzt, bekommt 15% Rabatt. Gleichzeitig erhält der DSB 15% des Umsatzes als Spende. Das ist wirklich großzügig von Schachfreund Köhler – macht regen Gebrauch von diesem Angebot und ergreift diese hingestreckte Hand!
Bald braucht er einen warmen Mantel, der Rudolf Lange! Nicht, weil es auch im Turniersaal ziemlich kühl wäre, sondern weil der Berliner sich das hier zu sehende T-Shirt ″gezimmert″ hat. Alle DSAM-Turniere, die er bisher gespielt hat, sind darauf zu sehen. Drei seiner Vereinskameraden haben sich auch so eins gemacht, aber wie das Leben mit seinen verschiedenen Verpflichtungen so spielt, konnten diesmal nur er und sein Vater Ronald nach Halle fahren.
″Bisher habe ich hier in Halle zweieinhalb aus vier geschafft, in ein oder zwei Partien war sogar ein bisschen Glück dabei″, erzählte uns der sympathische Schachfreund, ″vielleicht gelingt ja in der letzten Runde sogar noch ein bisschen mehr.″ Mit einer DWZ von 1809 (Elo 1843) spielt er in der C-Gruppe der DSAM und für seinen Verein SG Narva Berlin e.V.
In der Berliner Mannschaftsmeisterschaft 2011/12 gab's für ihn noch 50% gegen eine Gegnerschaft, die sich zumeist rund um ein gutes 1850er Rating bewegte. In der gerade abgeschlossenen Saison lächelte Caissa anderen zu. Schachfreund Lange schaffte zwar am schwierigen 1.Brett ein respektables 44%-Ergebnis, aber die Narva stieg aus der Klasse 1.4 ab (dritthöchste Berliner Liga), was aber in der nächsten Saison nichts anders als einen Anlauf für frische Werke bedeutet!
Die SG Narva Berlin hat ihre Heimat in Friedrichshain und ist Teil eines recht großen Potpurris ganz verschiedener Sparten des Betriebssports, die auf das Berliner Glühlampenwerk, vorher Osram (standen die nicht früher in geradezu sprichwörtlicher Verbindung mit Fußball-Manager Uli Hoeneß?), gründeten.
Wir wünschen unseren Schachfreunden weiter viel Spaß am Spiel und hoffen, dass das T-Shirt irgendwann fünfzig oder mehr Turnierorte aufweisen wird – sozusagen eine Schachkutte.
Ein eigenartiges Knistern liegt oft über den Brettern, wenn wir in die Schlussrunde einschwenken. Es ist nicht das vom Geschenkpapier, sondern das Knistern der Spannung, das der Nervosität, das der Unsicherheit, die sich schon oft wie ein lähmender Nebel über manche eben noch fest wirkende Rochadestellung legte – es gibt also immer noch genug Überraschungen!
Wer zum Beispiel eingangs der letzten Runde mit bisher 100% führt, befindet sich in einer weit gefährlicheren Position als das manchem der Verfolger bewusst ist. Gewinnt der oder die mit den 100%, ist natürlich alles klar, der Lorbeerkranz wird aufgesetzt. In Rom übrigens erhielt der solchermaßen geehrte Imperator beim Triumphzug immer noch einen ″Murmeler″ beigestellt, der ihm nämlich im Angesicht des Jubels immer mal wieder ins Ohr murmelte: ″Du bist ein Mensch ...″ So weit sind wir mit den Siegern einer Qualifikationsgruppe der DSAM aber noch nicht ganz gekommen.
Zurück zu den 100%. Vor der fünften Runde gab es tatsächlich noch zwei überragende Teilnehmer, die bis dato ″unbefleckt″ durchs Turnier gerauscht waren, nämlich in der Gruppe C der zu Turnierbeginn nur an Nr. 46 gesetzte Konstantin Urban (DWZ 1764, Elo 1753) vom SK Heidenau im sächsisch-östlichen Erzgebirge und in der Gruppe D die an 6 gesetzte Nathalie Wächter vom SK Dessau 93 an der Mulde. Diese Setzlisten sehen immer aus wie die Startposition beim Autorennen, sind aber eigentlich belanglos, denn: ″Die Wahrheit ist auf dem Brett″.
Wie mag es nun weitergegangen sein? Die Redaktion weiß bereits Näheres, in einigen Gruppen stand zumindest der Sieger schon knapp nach dem Frühstück fest, aber hier gilt wie immer bei der DSAM: Ergebnisse und Tabellen gibt's nicht vor der Siegerehrung – die ja bekanntlich so wie der erste Zug zum Turnier gehört.
Peter Quasigroch ist stellvertretend für ganz viele Funktionäre, ohne die das deutsche Schach einfach nicht möglich wäre. Klar, ohne die vielen Spieler erst recht nicht, werden viele rufen und haben natürlich recht – nur tun die Spieler das, was einfach der Zweck ihrer Vereine ist und weswegen sie irgendwann mal zum Schach kamen; Schriftführer, Kassierer und DWZ-Bearbeiter aber sind ja nicht mit dem Ziel eingetreten, eben das zu werden, sondern haben dann neben dem Schach diese Aufgaben für andere mit übernommen, unbezahlt und letztlich immer ein wenig (oft ein wenig mehr) eigenes Geld zuschießend.
Peter Quasigroch steht hier also ″pars pro toto″, als Teil für das Ganze. Er ist Abteilungsleiter von ″Weiß Blau Eilenriede″, eines Vereins, der 2003 in Hannover aus dem Kleefelder Schachklub, dem Schachklub Gardez Kleefeld und dem Schachklub Bemerode hervorging.
Wer sich auf der Homepage des Niedersächsischen Schachverbandes, des Bezirkes und angrenzender Seiten ein wenig umtut, kommt am Namen unseres netten Schachfreundes kaum vorbei! Das ist keine Egozentrik, sondern Ausweis ungeheurer Arbeit und Zeit, die er ins Schach investiert. Von imponierender Regelfestigkeit sei er, so wird berichtet, jedermann kann ihn gleichsam zu jeder Tageszeit ″nach allem möglichen″ fragen – ein Nucleus des (in Niedersachsen nicht ganz unbedeutenden) Bezirks Hannover. 2010 wollte der NSV diese von allen längst anerkannte Leistung auch nach außen dokumentieren – in der Hoffnung, dass ihr viele nacheifern mögen - und ehrte Peter Quasigroch mit der Silbernen Ehrennadel; die Laudatio hielt Michael Engelking.
Diejenigen, die das Schach sonst fast nur noch vom Schreibtisch im Hintergrund aus begleiten und deshalb nur noch wenig am Brett sitzen, möchten natürlich ab und an einmal doch einige Partien spielen. Die Schachwochenenden der DSAM scheinen dafür eine gute Gelegenheit zu bieten, sehen wir doch immer wieder Spieler an den Brettern, die hier und auch da schon Aufgaben ″am Schreibtisch″ übernommen haben. Dr. Andreas Salm von Werder Bremen war kurz im Landesschachbund tätig und spielt hier in Halle mit; Franz-Dieter Krug, Erster Vorsitzender der SV 1928 Alsdorf, war in Aalen 2012 am Start ... das alles sind nur zwei von hunderten weiterer Beispiele.
So wie auch das Org.-Team dieses Turniers zahlen die alle ihr Essen und ihre Getränke selbst, die Telefonate und Portie werden nur selten aufgerechnet, die Zeit sowieso nicht und für die Arbeit gibt's selbstverständlich keinen Cent. Das ist eher zum Schrecken der fest angestellten ″Profis″ der Sportverbände – denn ein Ehrenamtler hat eben auch die Freiheit, selbst Inhalt, Zeitpunkt und Umfang seiner Arbeit zu bestimmen. Macht das bitte, bitte weiter so, liebe Freunde ″an den Schreibtischen″! So ist das hier nun plötzlich eine Laudatio auf das Ehrenamt geworden – war gar nicht beabsichtigt, aber schaden kann es ja denn auch nicht.
Mit einem entschlossenen Strich markierte noch vor 10:00 Uhr der bisher Führende den Ausgang seiner Partie. Sachsen-Anhalt spricht von sich als "Land der Frühaufsteher", eine wirklich üble Drohung dieser Region. Mit diesem Ergebnis stand der erste Platz der Königsklasse der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft in diesem Hallenser Qualifikationsturnier 2013 fest:
In der A-Gruppe remisierte FM Dmitrii Marcziter (Elo 2167, DWZ 2259) vom Kölner Schachklub Dr. Lasker 1861 e.V. in dieser Königsklasse der DSAM. Er hatte damit 4,0 Punkte erzielt und war nun uneinholbarer Sieger dieser ″Gewichtsklasse″. Die nachfolgenden Spieler konnten im optimalen Falle jeweils nur 3,5 Punkte erreichen – ein Ausweis für die ″Geschlossenheit der Fußball-Bundesliga, in der jeder jeden schlagen .. naja, so war's hier im Schach eben auch.
Michael Schulz (Potsdam, Elo 2247) kam als Feinwertungs-Bester der sehr großen Gruppe der Spieler mit 3,0 Punkten auf den zweiten Platz. Zwischen dem Zweiten und dem Vierten waren sogar die Buchholz-Zahlen identisch, so dass jeweils die Drittwertung, die Herren Sonneborn & Berger, zu Rate gezogen werden mussten, wodurch Uwe Parske (Dessau, Elo 2225) Dritter wurde, FM Oliver Kniest (Solingen, Elo 2289) Vierter und Karl-Heinz Lehmann (Leipzig, Elo 2114), nun schon durch die ″normale″ Buchholz von den vor ihm Rangierenden getrennt, Fünfter wurde. CM Frank Schellmann (Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband, Elo 2152) wurde Sechster und ″finalisiert″ damit auch in Kassel.
In der B-Gruppe war's spannend bis zum Schluss – so will es das Publikum sehen! Vier Spieler kamen hier auf 4,0 Punkte, nämlich in der Reihenfolge der Feinwertung Alexander Franzke (Forster SK, DWZ 2000) als Erster, Volodymyr Ozeran (Dessau, Elo 2087) wurde Zweiter, Julian Grötzbach (Hamburger SK, Elo 2019) Dritter und als Vierter überschritt Michael Schmitt (Gelnhausen, Elo 2074) die Ziellinie. - Steven Grigoleit (Potsdam, Elo 1939) wurde mit 3,5 Punkten Fünfter und Harry Kliebe (Lübbenau, Elo 2018) mit selber Punktzahl Sechster – das sind die für Kassel Qualifizierten.
Halle ist ja eine Stadt, die von alters her einen Bezug zum Schach hat. Glauben Sie nicht? Naja, alle Schachfiguren sind in der Hallenser Geschichte zu finden. Der König sowieso, die sächsischen Majestäten kamen ja immer mal her. Damen gibt es in der sonnigen City zwischen Landgericht und Marktplatz genug, noch dazu attraktive – nett sind sie, die Sächsinnen! Bauern gibt's in der Umgebung jeder Stadt, irgendwie müssen die Bürger ja ernährt werden. Läufer ... Wenn schon nicht bei den Kickern vom FC Halle, die aber in der Dritten Liga durchaus ″über den Kampf zum Spiel finden″, also mächtig laufen, kann man auch auf den Mitteldeutschen Marathon hinweisen, der durch die Saale-Metropole führte.
Und Springer, wie ist's mit dem? Da ist ″Ludwig der Springer″ zu nennen, eigentlich Graf Ludwig von Schauenburg (geb. 1042, gest. 1123), Erbauer der Wartburg und ein Adeliger der Hallenser Gegend, der nach einer Bluttat auf Schloss Giebichenstein gefangen war und am Tag vor seiner Hinrichtung nach Art des ″Fliegenden Klassenzimmers″ einige bereit gehaltene Mäntel weit aufspannte und die immerhin 35 Meter aus seiner Zelle im Turm bis in die Saale sozusagen im Sinkflug absolvierte. Das also war ″Ludwig der Springer″. - Hey, genug geplaudert!
Die C-Gruppe gewann Konstantin Urban (SK Heidenau, Elo 1781), dessen sächsischer Verein sich gerade anschickt, ein (es ist tatsächlich so!) 24-Stunden-Blitz-Marathon zu veranstalten, sozusagen die 24 Stunden von ″Le Heidenau″. Man wispert, dass es allein schon für das pure Durchhalten Preise geben sollte. Das ist aber gar nicht die eigentliche Nachricht, den die lautet: Meister Urban gewann diese Gruppe mit sagenhaften 100%!! Wer in der Schlussrunde auf ein ″Schnell-Remis à la minute″ gewartet oder gehofft hatte, dem zeigte er hier in Halle, was eine Harke ist.
Karl-Heinz Ulrich (Calbe / Saale, DWZ 1852) hielt die Flagge der Saale-Region hoch und wurde mit 4,0 Punkten Zweiter. Manfred Weinmann-Musset (Ford-SF Köln, Elo 1885) hatte seinen Schwerfiguren einen Ford-Motor untergeschraubt und wurde mit ebenfalls 4,0 Punkten Dritter der C-Gruppe. Die selbe Punktzahl erspielte sich Markus Kiefer (Friedrichshafen, Elo 1859) – das war der vierte Platz. Ebenfalls 80%, also 4,0 Zähler, versammelte Annabelle Schäfer (Friedberg. Elo 1955) auf ihrem Spielerkonto und wurde damit Fünfte. Und noch eine Dame qualifizierte sich in dieser Gruppe für das Finale, worüber sich alle sehr freuten, nämlich Martina Nobis (Niederwiesa. Elo 1865) mit 3,5 Punkten.
Die D-Gruppe stand unter weiblichem Kommando! Es war Nathalie Wächter (Dessau, Elo 1704), die mit 100% in die Schlusskurve nach dem Frühstück ging und solchermaßen gestärkt das ihr noch fehlende Remis erzielte. 4,5 Punkte = 90% genügten der Dessauerin für den klaren 1.Platz: Sieg!! Ralf Schnapke (Salzwedel, DWZ 1647) und Jürgen Grötzbach (Sasel, DWZ 1600) wurden Zweiter und Dritter, mit je 4,0 Punkten, nur durch die Buchhölzer voneinander getrennt. Ihnen folgte eine sehr große Gruppe derer, die 3,5 Punkte geschafft haben. Die beste Feinwertung wiesen hier in der Reihenfolge diese Schachfreunde auf: Matthias Groth (Lauenburg, DWZ 1681), Tim Kluge (Reideburg / Halle, DWZ 1621) und Klaus Hudasch (Eisenhüttenstadt, DWZ 1619) haben sich für das Finale in Kassel qualifiziert.
Die E-Gruppe gewann Frank Erdmann (Taucha, DWZ 1492). Unser langjähriger Sportsfreund, der immer durch seine ″Schach-Verkleidung″ auch optisch ein positiver Blickfang ist, siegte mit einem ganzen Punkt Vorsprung: 4,5 Zähler erspielte sich der Mann aus der Nähe von Leipzig, also von Halle aus ″gleich ums Eck″ gelegen. Der nachfolgende Zweite, Felix Olberg (Dessau, DWZ 1368), spielte ein großes Turnier, konnte aber Frank ″Champion″ Erdmann diesmal nicht mehr einholen. Alle Spieler bis zum siebten Platz kamen auf 3,5 Punkte; sie waren durch die Feinwertung getrennt. Dritter wurde Hanfried Hoppe (Wahrburg, DWZ 1482), der nicht nur die gleiche Punkt-, sondern sogar auch die gleiche Buchholz-Zahl wie Felix Olberg hatte, aber eine etwas schwächere Drittwertung: die Sonneborn-Berger-Zahl. Vierter wurde mit ebenfalls 3,5 Punkten Jens Forner (Leipzig, DWZ 1494), Fünfter wurde der aus Hessen angereiste Vincent Blanquett (Hünfeld bei Fulda, DWZ 1472) und als Sechster qualifizierte sich Falk Blechschmidt (Waldkirchen, DWZ 1463) für das Kasseler Finale.
In der F-Gruppe gelang Matthes Schaefer (DWZ 1289), BSG Grün-Weiß Leipzig e. V., ein ähnliches Husarenstück! Recht flott wurde sein Sieg gemeldet und die großartigen 4,5 Punkte protokolliert, gleichwohl: In dieser Gruppe waren eine Handvoll weiterer Strategen aktiv, die so wie eben noch auch Matthes 3,5 Punkte aufwiesen. Das mit dem Knistern über den Brettern ging also weiter ... oder war das doch noch der Schnee, der noch vor ein paar Tagen allerorten unter unseren Schuhsohlen knirrrrrrrschte?
Und kaum hatten wir's formuliert, der Schnee war sozusagen noch gar nicht geschmolzen, da kam um 10:47 Uhr die Ergebnismeldung ein, dass nun auch Florian Dietz (DWZ 1216), der lokale Matador vom Reideburger SV 90 Halle, seine Schlusspartie gewonnen und ebenfalls unglaubliche 4,5 Punkte erzielt habe. Und dann dauert es ... und dauerte ... von wegen, die F-Gruppe ist immer zuerst fertig! Hier wird echtes Schach gespielt, so was dauert eben - und damit sind längere Partien begrüßenswert, denn sie zeugen von Ernsthaftigkeit. Samuel Maar (Fuldatal, DWZ 1040) schloss das Turnier mit 4,0 Punkten auf dem dritten Platz der F-Gruppe ab. Die selbe Punktzahl erspielten sich Yago Duppel (Schachpinguine Berlin, DWZ 1277), Rainer Bartl (Berlin, vereinslos!, dennoch DWZ 1216) und Tobias Röhr (Potsdam, DWZ 1277). Siebte der F-Gruppe und damit nicht mehr ganz qualifiziert wurde Estelle Morio (Hauenstein, DWZ 1297), die ein schönes Turnier spielte.
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