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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2013/2014

Qualifikationsturnier Aalen

20. bis 22. Dezember 2013

Turnierinformationen:

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

Teilnehmer:

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RAMADA Hotel Aalen

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Aalen

Jo, Kinder, seids denn narrisch wordn?

So ähnlich hätte der in Österreich versteuernde Kicker-Fürst und Knorr-Suppen-Experte Beckenbauer wohl verwundert gefragt. Und alles deutet darauf hin: Er hätte mit seiner Vermutung recht gehabt.

Es sind nämlich hunderte von Schachspielern, genauer gesagt: 230 Kombinationskünstler in sechs Rating-Gruppen, die sich am heutigen 20. Dezember im herrlichen RAMADA-Hotel Aalen einfanden, um einander bis zum Heiligen Abend von der Platte zu schubsen ... nein, um im mehr oder weniger edlen Wettstreit den jeweils Besten auszuspielen. Der zur Begrüßung der Spieler in den Turniersaal geeilte Aalener Bürgermeister Wolf-Dietrich Fehrenbacher war schon häufiger bei uns [http://www.ramada-cup.de/2011_2012] und hätte selbst auch gut am Turnier teilnehmen können, hatte er doch vor langer Zeit rund 20 Jahre auf Verbandsliganiveau Schach gespielt, wie er damals preisgab. „Natürlich gibt es auch viele Gemeinsamkeiten zwischen Schachspielern und Politikern. Beides sind Strategen und Problemlöser.“

Hanno Dürr, Ehrenpräsident des Schachverbandes Württemberg

Hanno Dürr

Auch Hanno Dürr, Ehrenpräsident des Schachverbandes Württemberg, ein lieber Freund und natürlich Mitspieler der ersten Stunde des Turniers, griff in den offenbar gut gefüllten Schatz seiner Histörchen und Aphorismen und schloss sein kurzes Grußwort auch wieder mit Versen von Erwin Cuntz:

„Ein unscheinbarer stiller Zug,
hat oft den Sieg herbeigeführt,
grad ihn beachte darum klug,
sonst fällst Du rein, wie sich‘s gebührt.“

 „Er zuckt zusammen mit Bedauern,
es handelt sich um einen Bauern,
doch wenn der Gegner den dann schlägt,
geriss’ne Schlauheit Früchte trägt.“

 Die Spieler fühlen sich in Schwaben gut aufgehoben!

"Wir haben nun schon drei Wettbewerbe mit recht kuriosen Terminen, nämlich das Karneval-Turnier in Brühl bei Köln, das stets am Tag vor Rosenmontag endet, diesmal auch das Neujahrs-Turnier in Hamburg-Bergedorf und nun auch dieses Weihnachts-Turnier in Aalen", sagte Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan. "Jedesmal dachten wir bei der Planung, dann wohl mit dem Hotelpersonal und den Schiedsrichtern allein im Saal zu stehen, aber tatsächlich ist es so, dass es gerade an solchen Tagen eine überragende Nachfrage gibt. Anscheinend ist der gemeine Schachspieler froh, nicht an festgelegten Terminen feiern und glücklich sein zu müssen, sondern dann seinem Hobby nachgehen zu können."

Und wie immer mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks war's pünktlich um 10:30 Uhr so weit: "Die Bretter sind freigegeben - viel Spaß bei Euren Partien!"

Im Schach sind alle gleich

Ist das nicht irgendwie unfair, Jungs gegen Mädels im Schach? Gerade nicht! Schach ist der einzige Wettkampf, den beide Geschlechter und jedes Alter gleichberechtigt miteinander und (wie im richtigen Leben) gegeneinander betreiben können. Deshalb gibt's bei der DSAM natürlich auch keine "Seniorenmeisterschaft". Der 81jährige Gerhard Hund zeigt Euch allen auch noch so, wie's gemacht wird!

Bleiben wir bei "Jungs gegen Mädels, das ist fies ...!" Im Tennis gingen drei Matches als "Kampf der Geschlechter" (Battle of the Sexes) in die Sport-Annalen ein. Das erste war am 13. Mai 1973 in Ramona mit Margaret Court gegen Bobby Riggs 2-6, 1-6. Am meisten in Erinnerung aber blieb das Spiel von Billie Jean King gegen Bobby Riggs, das am bekanntesten wurde, weil hier am 20. Sep. 1973 in Houston "die Frauen" mit 6–4, 6–3, 6–3 gewannen. Der Produzent Quincy Jones tat übrigens sein Bestes, um zu unterstreichen, dass mit seinem Song "Billie Jean", performt vom begabten Tänzer Michael Jackson, gerade nicht Billie, die Tennis-Lady, gemeint war.

Der ungefähr in den Weltkriegs-Jahren riesige Erfolge feiernde Riggs war bei den Matches mit den Ladies 55 Jahre alt; gut ein Vierteljahrhundert älter als die beiden im Wechsel als "Nummer Eins" der Welt amtierenden Damen. Eine dritte Auflage dieses Juxes gab es im Sep. 1992 in Las Vegas mit Martina Navratilova gegen Jimmy Connors. Die Jungs konnten aufatmen, Connors siegte mit 7-5, 6-2.

So etwas Ähnliches ist dann zum jeweiligen Vergnügen der Öffentlichkeit noch einige Male veranstaltet worden: http://en.wikipedia.org/wiki/The_Battle_of_the_Sexes_%28tennis%29.

Großmeisterin Judith Polgar ist natürlich "die" Gigantin, die zeigte, dass die Mädels im Schach eigentlich keinen Vergleich mit den Kerlen scheuen müssten. Die Zahl ihrer Opfer ist lang, ohne sie als Vamp hinstellen zu wollen. Die aktuelle "Schachweltmeisterin" Hou Yifan aus China tut derweil ihr Möglichstes, den großen Fußstapfen der Ungarin zu folgen. Sie alle stehen in einer langen Kette von Spielerinnen, die bei den meisten Autoren, etwa jenen der obskuren Wikipedia, bei Vera Menchik zu beginnen pflegt.

Leider taucht hier meistens die viel interessantere und leider fast vergessene Deutsche Sonja Graf (1908 - 1965) nicht auf. Sie war damals die mindestens zweitbeste Spielerin der Welt (verlor zwei Matches gegen die Menchik) und zugleich eine künstlerisch interessierte "Lebedame" der Bohème der 20er Jahre, die es rasch durch ganz Europa trieb; was damals in München, Berlin, Wien und vor allem Paris los war, wäre auch heute noch skandalfähig. 1939 war Sonja Graf klug genug, nach der Schacholympiade in Buenos Aires nicht nach Deutschland zurückzukehren; für eine wie sie wäre es schwer geworden. Andere taten das auch; der Österreicher Erich Eliskases schlug sich dort mehr schlecht als recht durchs Leben; der Pole Miguel Najdorf aber machte im Rindergeschäft viele, viele Millionen. Sonja Graf heiratete und hieß nun Stevenson, fand zwar keine Schatzinsel, war aber weiter als Sonja Graf Stevenson im Schach aktiv und wurde 1957 und 1964 Championesse der USA.

Nadia Jussupow

Nadia Jussupow

In der DSAM haben wir solche "Spässken" gar nicht nötig. Hier spielen nun mal Damen gegen Jungen, Mädchen gegen Herren, Ältere gegen Jüngere, Maler gegen Banker, körperlich nicht ganz Olympiareife gegen Stahlbadtypen und alle finden das einfach nur völlig normal. Schach ist eben der echte Sport.

Und auf eine im Saal weist der Scheinwerferkegel ganz besonders: Nadia Jussupow, die Gattin eines der freundlichsten Schachspieler der Welt, nämlich Artur Jussupow. Er ist längst Deutscher und konsequenter Kaffeefreund: Die FIDE wollte Kaffee auf die Dopingliste setzen (letztlich war das lediglich ein Missverständnis), der Großmeister mochte nicht ohne Bohne in der Tasse mattsetzen und zog sich vorübergehend aus dem Nationalteam zurück.

Nadia Jussupow ist FIDE-Meisterin (WFM) und ist Mutter von Alexander und von Ekaterina; zumindest Letztere war in unseren Kreisen auch schon aktiv. Alle drei spielen beim SK Krumbach. Wir freuen uns sehr, Nadia Jussupow hier in Aalen begrüßen zu dürfen und halten ihr tüchtig die Daumen ... allen anderen allerdings auch. 

Das machen wir diesmal anders

In den letzten Turnieren haben wir oft ein kleines Porträt des Elo-stärksten Teilnehmers erstellt - der naturgemäß in der A-Gruppe zu finden war - und scheuten nicht davor zurück, es zum Turnierstart zu veröffentlichen. Das machen wir diesmal anders. Einfach so. Freiheit. Weil wir es können.

Eigentlich aber ist dieser uns mühsam vom Herzen gerungene Verzicht ein Weihnachtsgeschenk an die Betroffenen. Damit sind nicht die sowieso leidenden Leser gemeint, sondern der wirklich mysteriöse Umstand, dass die von uns gleichsam zum Favoriten erklärten Spieler und Spielerinnen in wirklich jedem einzelnen Fall versagt ... äh, ... uns ihre normale Leistung versagt haben.

Also: Mein diesmaliger Favorit ist der Kaffee-Ausschank im Foyer, denn dessen flotte Bohne hat noch nie versagt. Hier trifft man nette Menschen, die durch die innere Wärme (Therme, Kaffee, Frohsinn) jenes Leuchten in den Augen haben, das einem auch schon hilft, bei Dunkelheit nicht allzu leicht überfahren zu werden.

Überhaupt: Wärme... Meine Damen und Herren, es folgt das Wetter. In jeder Runde sehen wir Spieler, die mit flehendem Blick aus dem Fenster schauen (aber: "die Wahrheit ist auf dem Brett!"), aber trotz des schwungvoll nahenden Heiligen Abends ist das, was von da oben runterkommt, kein Schnee. Wenn Du dennoch etwas Weißes sehen solltest, wird's an der Brille liegen. Tatsächlich sind es Regentropfen, die an mein Fenster klopfen [http://www.youtube.com/watch?v=8OplHcSxIRI] ... Allenfalls sind es Caissas Tränen, die dort verrinnen - und natürlich ausschließlich der Stellung Deines Schachpartners gelten.

Und das letzte Wort zum Wetter hat der Heinz:

Überlistet

Wenn Blätter von den Bäumen stürzen,
die Tage täglich sich verkürzen,
wenn Amsel, Drossel, Fink und Meisen
die Koffer packen und verreisen,
wenn all die Maden, Motten, Mücken,
die wir versäumten zu zerdrücken,
von selber sterben - so glaubt mir:
es steht der Winter vor der Tür
!

Ich laß ihn stehn!
Ich spiel ihm einen Possen!
Ich hab die Tür verriegelt
und gut abgeschlossen!
Er kann nicht rein!
Ich hab ihn angeschmiert!
Nun steht der Winter vor der Tür -
und friert!

- Heinz Erhardt (1909-1979) -

Jedesheim ist nicht weit

Sabine Schirra

Sabine Schirra

Kennst Du Jedesheim? Nicht den "Jedermann", sondern .. genau. Schach wird da gespielt und zwar jeden Tag besser! In der Schachabteilung. des SV Jedesheim nimmt dann auch schon mal Großmeister Artur Jussupow die Siegerehrung vor: http://schach-jedesheim.de/?p=1537

Der Ort ist der südliche Teil von Illertissen, was einigen jetzt vielleicht auch noch nicht viel sagen mag - also eigentlich ganz im Groben zwischen Paris und Wien. Oder doch etwas genauer: Bundesland: Bayern, Bezirk: Schwaben, Landkreis: Neu-Ulm. Von Aalen aus also "nah beizu", wie man als Bremer so sagen mag.

Und in Jedesheim, da spielt sie: Sabine Schirra. Das macht sie noch nicht lange, wie wir der Vereins-Homepage entnehmen, wo 2012 über sie als "Neuzugang" (lobend!) gesprochen wird. Ein Jahr später wurde es ein viel beachteter 10. Rang mit 4,0 Punkten im irgendwie gefährlich klingenden "Quetsch-Turnier". Der Club spielt jeden Dienstag zum freien Spiel im "Café Quetsch" - offenbar hat man Erfolg und ein reges Vereinleben, denn nicht nur Artur Jussupow scheint ab und an mal vorbeizugucken, sondern auch Mark Dworetzki kann etwas mit Jedesheim anfangen, der gibt dort nämlich Trainerstunden.

Anscheinend haben die auf Sabine Schirra schon eine schier unglaubliche Wirkung gehabt, denn in der E-Gruppe hält sie gut mit. Ein Remis aus zwei Partien als Startguthaben hauen einen nun noch nicht gleich vom Stuhl, aber gut Ding will eben Weile haben. Weiterhin viel Erfolg und viel Spaß!

Diesmal war die D-Gruppe etwas Besonderes

In dieser dritten Runde der D-Gruppe mussten wir einfach die D-Gruppe ins Auge fassen, denn hier am ersten Brett spielte Lokalmatador Rincke gegen das offenbare Ausnahmetalent Simon Li. Sozusagen "die" Begegnung des Tages fand in der 4. Runde der D-Gruppe statt. Beide zwei Jungs hatten bisher 100% und beide sind interessant - und beide aus jeweils anderen Gründen.

David Rincke (SV Aalen-Ellwangen, DWZ 1571, Elo 1690) hatte Weiß. Er ist der strahlende Lokalmatador und begann erst kürzlich wieder etwas ernsthafter zu spielen, nachdem das Uni-Studium (Maschinenbau) eine kurze Schachpause nahe legte.

Anscheinend lief das Studium bald wie von selbst, denn nun spielt er wieder; nicht nur in der DSAM, sondern auch in der Landesliga Ostalb. Noch hat er dort nach drei Spielen mit einem Remis am sechsten Brett ein paar Anlaufschwierigkeiten; das ist aber nichts, was sich nicht rasch wieder korrigieren ließe. Die DSAM ist schon mal das richtige Trainingsrevier für solche Vorhaben. Davids Bruder ging kürzlich zum Studium nach China; und China ging heute zu ihm, nämlich an sein Brett.

Simon Li

Simon Li

Simon Li (SK Schweinfurt , DWZ 1511, keine Elo) hatte Schwarz. Der erst 9-jährige aus China ist ganz gewiss ein Spieler, dessen Namen man sich merken sollte. Seine Frage an die Turnierleitung, ob er denn wohl schon in einer höheren Gruppe spielen dürfe, weil sich sein Rating gerade zuletzt stark verbessert habe, wurde wohlwollend aufgenommen, aber nicht umgesetzt, schließlich rangierte er in der Startrangliste an vorletzter Stelle. Nunja, er spielte eben in der D-Gruppe, legte los, machte aus den ersten drei Partien 100%.

Erlernt hat Simon zunächst mal Chinesisches Schach und zwar von seinem Großvater. Seine Eltern fanden es dann hier in Deutschland angezeigt, für den Sohn einen Schachverein zu suchen und wurden in Schweinfurt fündig. In seinem Verein spielt er nun an Brett 8 der knallharten Unterfrankenliga und kommt dort anscheinend gut zurecht, auch wenn man natürlich nach einem Remis aus einer Partie noch nicht allzu viel sagen kann. Sagen konnten die Kiebitze aber, dass er in seiner Schwarz-Partie mit David Rincke gar nicht gut stand - vielleicht gelingt es noch einem der Schiedsrichter, die Partie zu übermitteln.

Was NICHT an diesem Brett, aber eben doch in dieser Gruppe gesehen wurde, war eine Falle im Caro-Kann, die nicht gerade neuesten Datums ist:

1.e4 c6 2.d4 d5 3.Sc3 dxe4 4.Sxe4 Nd7 5.De2 Sgf6 6.Sd6#

Wer jetzt kichert, dass ihm das doch NIE passieren könne, werfe einen Blick in die großen Datenbanken und zähle ab, wie viele Partien (ohne Dubletten!) sich darin mit dieser Schluss-Stellung finden; so ganz wenig sind's nicht und so völlig unbekannt sind manche der unglücklichen Verlierer auch nicht.

Sie tun es schon wieder

Manche Artikel-Aufträge sind eine echte Herausforderung. "Du, die beiden Grötzbachs könnten schon wieder in ihrer jeweiligen Gruppe den Ersten machen! Schreib da doch mal was ..." Gemeint war vermutlich: Schreib da doch mal was Neues, was wir bisher noch nicht über die zwei beiden gesagt haben.

Die Lage war eingangs der letzten Runde so: Julian hatte in der A-Gruppe als Siebzehnter von 17 der Setzrangliste gespielt und gespielt und sich mit 3,0 Punkten an die Spitze des Feldes gesetzt. Das macht er öfter so - als Letzter das Feld zu überlaufen. Daniel war als Nummer 47 von 54 in der B-Klasse ins Rennen gegangen und hatte in den vier Runden "ganz einfach" gar nichts abgegeben! 4,0 Punkte = 100% ließen ihn ebenso wie seinen Bruder am Spitzenbrett spielen.

Julian Grötzbach, (3,0 Pkt.) - Roven Vogel (3,5 Pkt.)
Daniel Grötzbach (4,0 Pkt.!) - Jonas Feldheim (3,5 Pkt.)

Weil Julian und Daniel in der DSAM nicht nur zu den nettesten, sondern ganz gewiss in jüngster Zeit auch zu den erfolgreichsten Teilnehmern gehörten, haben wir natürlich auch schon die eine oder andere Zeile über sie angefertigt - und Wiederholungen gibt's nur im Fernsehen, nicht bei der DSAM.

Aber es haben ja nicht nur wir über die zwei beiden geschrieben. Da ist zum einen unser Partner Chessbase, auf dessen Produkt "Gewinnen durch das Läuferopfer auf h7!" wir hier sehr gerne mit den wärmsten Kaufempfehlungen hinweisen (und auf alle anderen Silberlinge der weltweit führenden Schachsoftware-Schmiede aus Hamburg auch) und da sind die Veranstalter des Hamburger St.-Pauli-Open, die hier im Turnier teilweise durch Ingrid und Hugo Schulz vertreten sind und in deren Turnierbulletin wir ebenfalls einen Beitrag über Daniel und Julian fanden. Viel Vergnügen!

Julian & Daniel Grötzbach

Julian & Daniel Grötzbach

In der Schule der Großmeister: Julian und Daniel Grötzbach

Heute stelle ich euch die Zwillinge Daniel und Julian Grötzbach vor. Sie gehören zu den talentierten Jugendlichen des HSK, die bei unserem Turnier Erfahrungen und Erfolge sammeln wollen. Ich traf sie in den Räumen des HSK, wo sie mit ihrer Trainingsgruppe eine Einheit bei Großmeister Karsten Müller machen durften.

Frank: Hallo ihr zwei. Ihr habt grade eine Trainingseinheit mit Karsten Müller hinter euch. Was habt ihr gemacht?

Daniel: Wir haben Turmendspiele geübt, zum Beispiel Turm gegen Bauer, wie man das verteidigt und die ganzen Stellungen, wie Philidor-Verteidigungsstellung und solche Motive. Den ganzen Tag lang. Und dann haben wir auch gelernt, wie man mit Läufer und Springer mattsetzt.

Frank: Wie ist es, mit einem Großmeister zu trainieren?

Julian: Also, ich find´s richtig cool und interessant. Und wir haben fast die ganze Zeit keine Engine benutzt. Bei jedem Training brauchte der Trainer eine Engine, um irgendwelche Varianten zu korrigieren und er konnte alles alleine und konnte alles gut erklären, war auch lustig. Ich fand´s richtig super.

Daniel: Es macht sehr großen Spaß, weil er sehr viel weiß, kann auch seine Beispiele zeigen, die er selbst erlebt hat und bei vielen Partien und Lehrbeispielen war er auch selbst beteiligt.

Frank: Wer trainiert euch sonst?

Daniel: IM Merijn van Delft.

Julian: Und Karsten Müller beim Kadertraining.

Frank: Ihr startet beim St. Pauli-Open im A-Turnier. Das ist eine echte Herausforderung. Was wollt ihr erreichen?

Julian: Mein großes Ziel ist, gegen einen Titelträger zu spielen… …und auch zu gewinnen. (er lacht) Naja, vielleicht nicht gewinnen, aber spielen. (Bei diesem Ramada-Turnier hat es endlich geklappt.)

Daniel: Ich will gegen sehr starke Spieler Erfahrungen sammeln und natürlich ELO gewinnen.

Frank: Ihr seid ja Zwillinge. Ist da der Ehrgeiz, besser als der Bruder zu sein groß?

Julian: Man will schon besser sein als der Bruder, aber der Ehrgeiz ist trotzdem nicht so groß.

Daniel: Ja, es ist schon ein gewisser Trainingsansporn. Wenn er trainiert, muss man auch selbst mittrainieren, damit er einen nicht überholt.

Frank: Ihr seid vor gut einer Woche 15 (inzwischen 17) Jahre alt geworden. Wann und bei wem habt ihr mit dem Schachspielen angefangen?

Daniel: Unser Vater und unser Großvater haben schon Schach gespielt. Die haben uns das dann beigebracht und das hat uns Spaß gebracht. Wir sind dann in den Verein gegangen, zu den Schachfreunden Sasel.

Julian: Und dann haben wir irgendwann zum HSK gewechselt, weil wir da bessere Möglichkeiten haben zu trainieren und in besseren Mannschaften spielen.

Frank: Habt ihr noch andere Hobbies oder Interessen?

Daniel: Wir spielen beide sehr gern Fußball, zuhause und in der Schule.

Frank: Toll und Danke, dass ihr mitgemacht habt. Ich wünsch euch viel Spaß und Erfolg bei unserem Turnier.

Interview: Frank Müller, www.fmfotografie.de, aktualisiert 22.12.2013 Ingrid Schulz

Übernommen mit freundlicher Genehmigung des Autors aus der Südtribüne 04, dem Bulletin des 2.Internationalen Open des FC St. Pauli  2011 http://fcstpauli-open.de/.

 

"Gewinnen durch das Läuferopfer auf h7!" von Daniel und Julian Grötzbach

Daniel und Julian Grötzbach, Jahrgang 1996, kommen aus Hamburg und spielen schon seit 7 Jahren Schach. Derzeit vertreten sie den Hamburger Schachklub in der Jugendbundesliga.

Daniel Grötzbach hat schon an vielen verschiedenen Deutschen Meisterschaften erfolgreich teilgenommen. Seine größten Erfolge waren die Deutsche Vereins-Vizemeisterschaft U14 2010 und die Hamburger-Vizemeisterschaft U10 und U12 2006 und 2008 sowie die Hamburger U16-Meisterschaft 2012.

Julian Grötzbach nahm ebenfalls an vielen Deutschen Meisterschaften teil und gewann 2011 den Deutschen Vereinsmeistertitel U20 . Hamburger Meister wurde er 2007 in der Altersklasse U12. Daniel und Julian Grötzbach sind die jüngsten Chessbase Autoren, die es je gab.

Der letzte Bauer hat gezogen

Es war ein tolles Turnier, das wiederum eine Überraschung nach der anderen bot; Vorraussagen konnten bis zur letzten Runde eigentlich keine gemacht werden. So soll Schach sein!

Gruppe A

Es gibt ja angeblich Indianernamen, die irgendetwas Sonderbares bedeuten, so was wie "der mit den Geiern tanzt" oder "der viele Berge kennt". Der Name Julian Grötzbach bedeutet nun unter uns Schachindianern "der das Feld weit aufrollt". Ganz von hinten gestartet, landete Julian nämlich am Ende ganz vorne, indem er in der Schlussrunde mit Weiß den ebenfalls noch jungen und inzwischen auch recht bekannten Roven Vogel besiegte. Der Hamburger Schachathlet machte so aus seinen 3,0 Pkt. eine 4,0 und damit den ersten Platz - das ist Julian Grötzbach vom Hamburger Schachklub!

Roland Meyer (Vöhringen), der wie die Feuerwehr loslegte, dem aber am Ende ein wenig das Löschwasser ausging und Roven Vogel (Siebenlehner SV) folgten dem Hamburger mit je 3,5 Pkt. auf dem zweiten und dritten Platz.

Auf dem vierten, fünften, sechsten und diesmal wichtigen siebten Platz (Julian Grötzbach war schon für das Finale qualifiziert, so dass nun der Siebte in den Kreis der Qualifizierten aufrückte) ergab sich unter den Spielern mit 3,0 Punkten durch die Feinwertung diese  Reihenfolge:

Erich Müller (Ladenburg), WGM Barbara Hund (Freiburg Zähringen), Holger Namyslo (Biberach) und als Siebter Christian Schatz (Schweinfurt). Die gut trainierten Schweinfurter, siehe Artikel vorne, haben in diesem Turnier also erfolgreich gepunktet.

Gruppe B

Daniel Grötzbach - oh Wunder, wie sein Bruder vom Hamburger Schachklub - remisierte in der Schlussrunde mit Weiß gegen Jonas Feldheim und kam so von 4,0 auf uneinholbare 4,5 Punkte. Das war ein glatter Start-Ziel-Sieg, großartig gemacht! Sein Schachpartner der letzten Runde Jonas Feldheim (Bechhofen) wurde mit 4,0 Punkten Zweiter. Ebenso viele Punkte erzielten Matthias Steen (Waldkirch) und Michael Keuchen (Hamburg 1934) als Dritter und Vierter.

Auch hier qualifizierte sich der Siebte für das Finale, denn wo ein Grötzbach spielt, ist eben oft schon einer vorqualifiziert ... Annabelle Schäfer (Korbach), Walter Schaffert (Ludwigsburg) und Thomas Schnepel (Pforzheim) wurden mit je 3,5 Punkten, durch die Feinwertung gestaffelt, Fünfter bis Siebter.

Gruppe C

Hans-Jürgen Nägele (SV Schwaikheim) ist mit 4,5 Pkt. Erster! In der letzten Runde gab's am Spitzenbrett der C-Gruppe die Paarung Andreas Sandner - Hans-Jürgen Nägele. "Schwarz zieht und gewinnt" lautete die Anforderung, denn der Mann aus Schwaikheim kontierte bis dahin ebenso wie sein Gegenüber 3,5 Punkte. Wer siegte, konnte von niemandem mehr aus dem nacheilenden Feld eingeholt werden. Und es stand recht früh am Tage fest: Hans-Jürgen Nägele hatte die C-Gruppe der DSAM in Aalen gewonnen!

Das Ganze war eine total spannende Gruppe, denn die bis zum sechsten Platz (!!) nachfolgenden Spieler sollten am Ende allesamt 4,0 Punkte haben und auch der Siebte rutschte noch mit ins Finale, weil Ralf Lotz als Dritter sich schon zuvor einmal dafür "eingeschrieben" hatte. Konrad Schönherr (Waldshut-Tiengen), Ralf Lotz (Obertshausen), Steffen Kottke (Schneverdingen), Ulrich Koellne (Hofheim), Frank Deckert (Holzminden) und Andreas Sandner (Bechhofen) waren die Männer auf den Plätzen zwei bis sieben.

Gruppe D

David Rincke hat's geschafft. Vielleicht war die entscheidende Partie für ihn der Sieg am Sonnabend gegen Simon Li (siehe Bericht auf dieser Seite). In der Schlussrunde waren von ihm sowohl Können als auch gute Nerven und möglicherweise in der Nacht zuvor guter Schlaf gefragt; das mit dem Schlaf wissen wir nicht so genau, aber alles andere können wir bezeugen und gratulieren dem Aalener nun zum Gruppensieg der D-Klasse!

"Urgestein" Frank Erdmann (Taucha), Markus Prim (Unterkochen) und Lukas Beier (Oberkochen) kamen auf 4,0 Punkte und damit auf die Plätze zwei bis vier. Stephan Lell (Vöhringen) und Simon Li (Schweinfurt) hatten am Ende 3,5 Punkte und durch die Plätze fünf bis sechs ebenfalls die Qualifikation für das Wiesbaden in der Tasche. Man beachte hier die Konkurrenz der beiden Orte am Kocher, nämlich Oberkochen und Unterkochen, die beide Teile bzw. Anrainer von Aalen sind. Insgesamt haben sich die Aalener Spieler in diesem gesamten Turnier zwischen A und F sehr gut geschlagen.

Gruppe E

Der Reporter schaut auf das erste Brett, sieht den Johannes Thormeier mit 4,0 Punkten = 100% mit Weiß und denkt sich, ein Remis würde ihm ja schon für den Turniersieg reichen. Mehrere Tassen Kaffee später schnappte sich der Reporter den Ergebniszettel und sieht sich endlich einmal bestätigt: Ein Unentschieden gegen Alexander Brückner. Damit war Johannes Thormeier (Wolfsburg) mit 4,5 Pkt. uneinholbarer Erster der Gruppe E.

Drei Spieler mit 4,0 Punkten folgten ihm als Zweiter bis Vierter, nämlich Matthias Schmidt (Gaiberg) und der besagte Alexander Brückner (Schweinfurt) sowie Samuel Maar (Fuldatal). Je 3,0 Punkte erzielten Matthias Meth (Tannhausen) und Torsten Ellinger (Taucha) und waren so als Fünfter und Sechster qualifiziert.

Gruppe F

Vladimir Stepanek spielte in der Schlussrunde mit 3,5 Pkt. gegen den Lokalmatador (Oberkochen) Dietmar Beier, der dieselbe Punktzahl aufwies. Was würde sich durchsetzen: Der Anzugs- oder der Heimvorteil? Bevor noch "High Noon", also "Zwölf Uhr mittags" aufgeführt werden konnte, hatte der Aalener aber schon alles klar gemacht: Dietmar Beier war Erster der F-Gruppe im sog. Weihnachtsturnier der DSAM-Serie 2013/14!

Emil Behr (Stödtlen), Helmut Utz (Wassertrüdingen), Robert Lenzen (Büdingen) mit je 4,0 Punkten und Vladimir Stepanek (Martinszell) und Werner Nelles (Sondernheim) mit je 3,5 Punkten waren auf Platz zwei bis sechs die weiteren, für das Finale qualifizierten Schachfreunde.

Jedem sprechen wir unseren herzlichen Glückwunsch aus und allen Spielern, den Turnierleitern und dem netten Personal des RAMADA Aalen wünschen wir ein Frohes Fest und ein angenehmes Neues Jahr 2014!

Das DSAM-Team wünscht frohe Weihnachten!

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