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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2011/2012

Qualifikationsturnier Hamburg

06. bis 08. Januar 2012

Turnierinformationen:

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F

Teilnehmer:

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RAMADA Hotel Hamburg-Bergedorf

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Hamburg

Trotz Sturm und Schauer: Schach in Bergedorf läuft!

415 Teilnehmer kamen in Hamburg-Bergedorf zur Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) zusammen! Es liefen Wetten im Teilnehmerkreis, ob das Organisations-Team rund um Dr. Dirk Jordan auch diesmal alles wieder reibungslos hinbekommen würde, aber vergebens: Selbstverständlich fand jeder Spieler einen Tisch, eine Uhr, Brett nebst Figuren, ausreichend Platz, ein Partieformular nebst Kuli, einen Schachpartner und da hinten an der Ecke einen Kaffeeausschank vor. Letztere soll für manche das Wichtigste von allem sein.

Wie immer rief „One Night in Bangkok“ (Murray Head) die Spieler in den Saal. Die stellvertretende Bürgermeisterin (korrekte Bezeichnung: Bezirksamtsleiterin, aber klingt das besser?) von Bergedorf, Angela Braasch-Eggert, freute sich sehr, so viele Spielerinnen und Spieler jeden Alters begrüßen zu können und verwies auf die „große integrative Wirkung des Schachs“, wo Menschen ohne Unterschied nach Herkunft, Geschlecht, Sprache oder Alter ein gemeinsames Spiel austragen können und so oft über Stunden beieinander seien. Gerade auch für die Jüngsten, für die Kinder und Jugendlichen, sei dieses Spiel ideal in der Schulung der Konzentration und der Phantasie. Hamburg habe hier eine lange Tradition, etwa beim jährlichen Vergleichskampf „rechtes gegen linkes Alsterufer“. Mit dem netten Hinweis, dass es sich für jeden angereisten Gast der Stadt lohne, sowohl Bergedorf als auch Hamburg kennenzulernen, schloss Frau Braasch-Eggert ihre nette Begrüßung.

Der Gebietsdirektor der RAMADA Hotels, Carsten Bade, sprach auch in diesem Jahr zu seinen Gästen und wiederholte die launigen Worte des vorigen „Bergedorfer Bürgermeisters“, Dr. Christoph Krupp, dass der Intelligenzquotient in Bergedorf mit Beginn dieses Turniers sprunghaft steige. Das konnte nur noch durch die von Herrn Bade zitierten Worte getoppt werden: „Fußball ist wie Schach. Nur ohne Würfel“. Der Strafraum-Philosoph Lukas Podolski hatte einmal diesen denkwürdigen Satz geprägt.

DSB-Vizepräsident Niklas Rickmann

Ganz andere Sprüche waren aus der Deutschen Schach-Nationalmannschaft zu hören, die man zwar mit der Europa-Mannschaftsmeisterschaft den größten Erfolg des deutschen Schachs seit Menschengedenken errungen hatte, ein Spieler es aber fertigbrachte, kurz danach einen unfassbaren Streit loszutreten. Der Vizepräsident des Deutschen Schachbundes, Niklas Rickmann, meinte, dass diese „Irritationen nicht nachvollziehbar“ seien und „das Jahr 2012 im Zeichen der Konzentration auf das Schachspiel und Schachkultur“ stehen solle.

Dass mit der Schachkultur wurde sofort aufgegriffen und überhaupt sind solche Turnier-Eröffnungen eine glänzende Gelegenheit, das klassische Bildungsgut der Schachspieler zu aktivieren. Prof. Dr. Perygrin Warneke, Vorsitzender des Hamburger Schachverband, warf in der Hoffnung, dass das Auditorium den Satz schon zuordnen können werde, zunächst mal „Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Wortes Mensch ist, und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“ ('Über die ästhetische Erziehung des Menschen',  Friedrich Schiller) in die Runde, fand den sofortigen Übergang zu „Es irrt der Mensch solang er strebt!“ ('Faust', Prolog im Himmel, Johann Wolfgang von Goethe). Noch im Kontext des Spiels fuhr er fort mit „Siegen kann jeder, aber verlieren will gelernt sein“, um mit Wilhelm Busch zu schließen: „Stets findet Überraschung statt; da, wo man's nicht erwartet hat.“ (Hernach 1908). Nun waren die Schachspieler erbaut und seelisch gerüstet, den Kampf am Brett zu führen. Der Kaffeetresen ist noch immer gleich da hinten rechts und auch an der ulkigen Zugart des Springers hat sich noch nichts geändert.

Noch keine Favoriten gestürzt

Eingangs der dritten Runde der DSAM in Hamburg-Bergedorf sollte man doch eigentlich schon Voraussagen machen können, meinte ein Journalist, der über das Turnier berichten wollte. Kann man aber nicht. Bei einem fünf-rundigen Turnier lässt sich bestenfalls sagen, ob die Rating-Favoriten sich bisher den Herausforderungen gewachsen zeigten oder mancher doch mal außer Form zu sein scheint. Weil bei einem so kurzen Turnier häufig viele Spieler punktgleich über die Ziellinie gehen, gibt es wirkliche Klarheit über die Platzierungen oft sogar noch nicht einmal direkt nach den beendeten Spitzenpartien, sondern erst nach der Auswertung der gesamten Runde mit allen Feinwertungen. Die Leistungsgruppen sind nun mal recht ausgeglichen besetzt und so sind „glatte Durchmärsche“ ausgesprochen selten.

In der A-Gruppe beobachten viele Kiebitze gespannt die Spitzenpaarung FM Bernd Laubsch (DWZ 2255) – Hartmut Porth (2158). Beide haben zwei Punkte, ebenso der Hamburger Florian Kull (2143), der mit Schwarz auf Patrick Stenner (2145) trifft. Momentan gibt es aber noch sieben Spieler mit 1,5 Punkten, so dass eben, siehe oben, alles offen ist.

In der viel größeren B-Gruppe gibt es natürlich auch mehr Spieler, die bisher mit der berühmten weißen Weste durch den Turniersaal flanieren, von Kaffeeflecken mal abgesehen. Jens Wolter vom SC Garching        (2029) ist qua DWZ an zwei gesetzt und spielt mit 1,5 Punkten auch vorne mit, muss aber aufpassen, dass ihm keiner der neun Spieler mit 2,0 Punkten allzu weit enteilt. Manfred Lenhardt, (2051), SC Weisse Dame [Berlin Charlottenburg] ist zwar von der Wertungszahl her Turnierfavorit, hält sich aber momentan noch mit 1,0 Punkten künstlich zurück.

In der C-Gruppe sind es sehr viele Spieler mit 2,0 Punkten, also 100% - Respekt! Sieht man genauer hin, sind es genau sechs Teilnehmer, die vor der dritten Runde noch „jungfräulich unbefleckt“ waren, was hinterher nicht mehr so sein wird: Das Schweizer System lost diese Protagonisten ja stets gegeneinander. „Es kann nur einen geben“ mag sich der Erfinder des Systems gedacht haben. In der Gruppe der Führenden befindet sich auch Robert Wilms (1852) von den Schachfreunden Hamburg, der schon vor einigen Wochen in Aalen ein hervorragendes Turnier gespielt und sich unter den Preisträgern befunden hatte.

Teodora Rogozenco

In der D-Gruppe gibt es tatsächlich zwei Führende, die vom Rating her sozusagen auch führen sollten; Georg Lachnit-Winter (1698) vom Lister Turm und Mario Heine (1690) vom TuS Osterburg Weida haben 2,0 Punkte. Die Farbverteilung verhinderte diesmal noch das direkte Aufeinandertreffen dieser beiden. Ebenfalls zwei Punkte haben Shah Hotaki und Teodora Rogozenco (1552), Tochter des beliebten Hamburger Grußmeisters Darian Rogozenco. Eigentlich kann sie nichts dafür, aber natürlich steht sie als „Tochter von ...“ immer im Mittelpunkt und konnte das bisher trotz ihrer in dieser Gruppe noch steigerungsfähigen DWZ ja auch durch Talent, planvolles Spiel und Charme rechtfertigen.

So ähnlich ist die Lage auch in der E-Gruppe. Robert Heine (1499) von der TuS Osterburg Weida ist hier der DWZ-stärkste Spieler, sollte führen und tut das auch. Mit zwei Punkten aus zwei Partien ging er in die dritte Runde und trat mit Weiß gegen Gaby Klingbeil an. Allerdings gibt es außer diesen beiden noch weitere vier Spieler mit 2,0 Punkten. „Hinterher nicht mehr“, bemerkte der Pairing Officer trocken. Das Schweizer System wird es richten.

In der F-Gruppe haben die „Stammkräfte“ H.-D. Gröger (1299) aus Martinszell und Frank Stolzenwald (1284) bisher noch keine Federn lassen müssen. Aber hier gibt es sogar acht weitere Spieler mit 100%. Am späten Sonnabend wird sich aber vielleicht schon eine klarere Führungsstruktur ergeben haben. Die Veranstalter freuen sich sehr über die Teilnahme der sogar neun Spieler aus dem rund 140 km entfernten Büsum, das mit knapp 5.000 Einwohnern nicht so groß ist, dass man mit einer so stattlichen Zahl rechnen konnte. Natürlich ist der riesige Hamburger Schachklub mit 20 und damit den meisten Teilnehmern noch breiter engagiert, aber der dürfte ja auch ein paar Mitglieder mehr haben. Einer davon ist Harald Franke, der vor Beginn der 3.Runde in der F-Gruppe hoffnungsvolle 1,5 Punkte auf dem Konto hatte.

Marta Michna: Gegen zehn Spieler im Uhrensimultan überragend

Es war eine charmante Rede, mit der der Breitenschachreferent des Deutschen Schachbundes, Walter Pungartnik, Großmeisterin Marta Michna vorstellte. Rasch musste noch gelost werden, denn natürlich waren mehr Spieler als nur die zehn Feuer und Flamme, gegen die bekannte Spielerin anzutreten, die schon für Polen internationale Erfolge errang. Aber gegen eine frühere U18-Jugend-Europameisterin (1995) bzw. sogar U18-Jugend-Weltmeisterin (1996) ist es eben schwer zu bestehen - auch wenn so ein Uhrenhandicap mit 35 Min. plus 10 Sek. pro Zug klar „die Meute“ und eben nicht die Simultanspielerin bevorteilt.

Das ist nämlich für die Meisterin gar nicht so einfach. 35 Minuten sind ziemlich wenig Zeit, auch mit dem Bonus von zehn Sekunden, wenn man  immer von einem Brett zum anderen hasten und sich dort natürlich jeweils wieder in die Stellung eindenken muss. An diesem oder an jenem Brett einige Minuten länger stehenzubleiben, um einen zielführenden Plan zu entwickeln … das hat sich schon oft übel gerächt. Die Meisterin machte sich die Sache zudem noch ein wenig schwerer, indem sie anscheinend an jedem einzelnen Brett eine andere Eröffnung spielte. Sogar die altehrwürdige Bird-Eröffnung kam mit einem seltenen Abspiel (ohne Lb2, aber mit De2, also kein vertauschter Hort/Antoschin) aufs Brett.

Marta Michna ist am Zug

Am Ende hatte WGM Michna zwar vom Ergebnis her glatt mit 8,5 : 1,5 gewonnen, aber es war doch weniger einfach als es sich anhört. In einer Partie verblieben der Nationalspielerin nur noch zwei Minuten, in einer anderen, dessen Brett davon auch noch recht weit entfernt stand, verblieb ihr nicht wesentlich mehr Zeit, so dass hier nicht nur spielerische, sondern auch leichtathletische Klasse gefragt war.

Der außerordentlich fachkundige Redakteur der heimischen „Bergedorfer Zeitung“, Volker Gast, spielte mit und wäre fast zu einem Remis gekommen, aber es gelang nicht ganz … Holger Wilhelm von den Schachfreunden Dettingen 1950 (DWZ 1766), Daniel Kelm vom TuS 1860 Magdeburg (DWZ 1633) und Volkmar Ahlers vom SF Turm 2000 Wahrburg (1883) waren erfolgreicher und freuten sich zu Recht über das erreichte Remis. Die anderen sieben Partien gingen an Marta Michna.

Krrrrrrrrrrimiiiiii in der D-Gruppe!

Dass Georg Lachnit-Winter an der Spitze spielen würde, war für die meisten nicht richtig überraschend. Nur der Hinweis, dass es in der DSAM oft gerade eben nicht die „DWZ-Favoriten“ sind, die Grund zum Jubel haben, ließ manchen skeptisch sein. Aber alles ging bisher gut und der Mann vom SK Lister Turm mit einer DWZ von 1698, Erster der Setzliste, zog anscheinend souverän seine Kreise und hatte nach 4 Runden satte 100%.

Aber da ist ein kleines Mädchen. Die war mit ihrer DWZ von 1552 nur die Einundsechzigste der Startrangliste der D-Gruppe. Sie heißt Teodora-Nana Rogozenco und spielt beim Hamburger Schachklub von 1830. Wer jetzt sagt, den Namen habe ich doch schon mal gehört, hat mit beiden Teilen recht: Teodora war eine aus Byzanz stammende deutsche Herrscherin der Ottonenzeit und  Rogozenco … genau, sie ist die Tochter des bekannten und beliebten Hamburger Großmeisters und Autors Darian Rogozenco. Für all das kann Teodora ja nun nichts, aber für ihre bisher 100% schon!

Und wer das kleine, schmale Mädchen im Turniersaal sieht, muss sich unwillkürlich fragen: Wenn sie ihren Weg jetzt schon auf diese Weise beginnt, wo soll er enden? Kurz sei daran erinnert, dass Hanna-Marie Klek mit ihrer Vize-Weltmeisterschaft doch vor kurzem schon einen tollen deutschen Erfolg erspielt hat … mehr sagen wir zu diesem Thema gar nicht, Teodora.

Freudige Überraschungen am Rande

Ehrung der Jubilare mit 10 bzw. 25 Teilnahmen

Der amtierende Hauptschiedsrichter Martin Sebastian hatte die freudige Aufgabe, eine recht große Anzahl von netten Schachfreunden besonders auszuzeichnen. Es ist eine schöne Sitte in der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM), den Spielern ein kleines Zeichen der Anerkennung zu überreichen, die mit ihren Teilnahmen eine „runde Zahl“ erreicht haben.

Wie das eben so ist, hat sich dafür ein festes Raster ausgebildet: Für 10 Teilnahmen an einem Qualifikationsturnier der DSAM erhält man einen „bronzenen Springer“, ein gut sichtbares Abzeichen, das man sich z. B. an den Anzug stecken kann. Für 25 Teilnahmen gibt es den „silbernen Springer“ und (der durch Olympia geschulte Leser ahnt es bereits) für 50 Teilnahmen gibt es den natürlich sehr seltenen „goldenen Springer“.

Weil natürlich auch jene berücksichtigt werden müssen und sollen, die schon vor längerer Zeit „das Maß vollgemacht“ haben, werden diese Auszeichnungen auch nachgereicht. Insgesamt (unglaubliche!) 41 Teilnahmen sind nun schon bei Frank Deckert von der SG Holzminden zusammengekommen, der in der Gruppe C spielt. Als ein kleines Dankeschön für seine Treue erhielt er selbstverständlich hier in Hamburg den Silber-Springer überreicht. Neunmal noch und er wird golden …! Auch Manfred Woynowski vom FC St.Pauli hat hier in Bergedorf 2011 zum 25. Mal teilgenommen und der silberne Springer ziert seitdem seine Brust – oder zieht die Hemdtasche nach unten, wie man will.

Einen bronzenen Springer am Revers für die zehnte Teilnahme bändigen nun die Revers von Florian Kull, Christopher Deutschbein, Dirk Martens, Philipp Prasse. Franz Indinger, Inga Marx, Volker Recklies, Ulrich Schütte, Wolfgang Schwerdtfeger, Achim Stock, Henning Geibel, Viktor Remboldt und Gaby Klingbeil. Das DSAM-Team gratuliert herzlich und freut sich auf Eure fünfundzwanzigste Teilnahme!

Auch ein kleines Präsent erhielt Nils Altenburg vom Hamburger Schachklub, denn es ist auch Turniertradition, den Spielern, die während des Wettkampfs Geburtstag haben, einen kräftigen Glückwunsch auszusprechen. Wer das nicht möchte, wird selbstverständlich unerwähnt gelassen.

Erfolgreicher Turnierabschluss eines Vereinsfunktionärs bei der DSAM

Andy Böhme

In der B-Klasse gibt es einen souveränen Tabellenführer, der sich in „dieser Saison“ nun wohl schon zum zweiten Mal einen Platz für das Finale in Halle erspielt hat! Es ist Andy Böhme, SV Blau-Weiß Grevesmühlen (DWZ 1983), der mit „vier aus fünf“ 2011 Kreismeister von NordWest-Mecklenburg wurde. Der als Dreizehnter der Bergedorfer Setzliste gestartete Spieler ist Abteilungsleiter seines Vereins zeigt somit neben so manchen Funktionären, wie z.B. IM und DSB-Präsident Herbert Bastian, dass neben der Funktionärstätigkeit auch erfolgreich Schach gespielt werden kann. Er kam mit 100% aus den ersten drei Runden und streute in der vierten in der Begegnung mit Josef Kaluza ein Remis ein.

Wir zitieren dankbar aus der Grevesmühlener Homepage: „Am Qualifikationsturnier zur Deutschen Amateurmeisterschaft in Frankfurt/Oder (25.-27.11.) nahmen 3 unserer Spieler teil. Torsten Kumbernuß wurde in der D-Gruppe mit 2,5/5 18. von 36 . In der C-Gruppe wurde Jens-Peter Wulff mit 2/5 23.(35 Teilnehmer). Die Qualifikation zur Endrunde in Halle gelang Andy Böhme in der B-Gruppe mit 3/5 (5.Platz/28 Teilnehmer).“

Die Veranstalter der DSAM freuen sich sehr darüber, dass dieses Turnier auch auf den Seiten der Vereine, hier in Grevesmühlen, besprochen wird. Wir werben zusammen für das Schach. - amici sumus -

Frauenschach im Vormarsch

Einen phantastischen Erfolg hat Annika Polert von der TuRa Harksheide in der C-Gruppe erzielt. In den ersten vier Runden legte sie schon viel „Holz“ vor und schaffte schier unglaubliche 100%. Manch eine und einer hätte jetzt vielleicht (naja, gannnz vielleicht), ein flottes Remis einzustreuen versucht, aber so nicht mit der blonden Handballspielerin des Hamburger Auswahlteams! Zwanzig Züge hat sie mit Andreas Binding gekämpft, beide Seiten wollten den Sieg: Der Schwarzspieler hatte 3,5 Punkte und konnte noch nicht ganz sicher sein, mit 4,0 Punkten „in die Preise“ zu kommen und die Schach-Regionalligaspielern ist anscheinend das Kämpfen gewohnt. Dann aber war der Punkt erreicht, an dem sie entweder ins Remis einbiegen oder eine schlechtere Stellung erhalten hätte: also Punkteteilung am ersten Brett der C-Gruppe in der letzten Runde.

Annika Polert nahm 2011 für den Schachverband Schleswig-Holstein (und für sich selbst) mit einer DWZ von 1814 und Elo von 1718 an der Deutschen Meisterschaft teil und belegte in der U16w mit 5/9 einen guten neunten Platz. Außerdem war sie Mannschaftsführerin der U14w-Teams, das 2010 Deutscher Meister wurde. Sie ist Jugendsprecherin ihres Vereins TuRa Harksheide von 1946 Norderstedt e. V.. Das ist anderswo vielleicht ein leicht überschaubarer Job, aber dieser Club ist wohl wirklich einzigartig in Deutschland, denn er hat 119 Mitglieder, davon 49 Mädchen = 41 % und 93 Kinder/Jugendliche bis 17 Jahre, davon 45 Mädchen = 48 %. Vereine der Welt, schaut auf Harksheide!

Darüber (und noch einiges mehr!) gibt es einen phantastischen Artikel der Deutschen Schachjugend, der zum Lesen empfohlen ist: Auch auf der sehr guten Seite der Schachfreunde in Bad Oldesloe wird die Harksheiderin natürlich ebenfalls erwähnt und wir als Veranstalter der DSAM freuen uns, dass unser Turnier auf dieser Seite so nett dargestellt wird.

Annika Polert ist eine viel beschäftigte junge Frau; die Hamburger Handball-Auswahlmannschaft brauchte sie dringend am Sonntag, was sich mit der Siegerehrung der DSAM überschnitt, weshalb sie jetzt leider auf dem Foto fehlt. Punktgleich mit Robert Wilms und 4,5 Punkten schloss sie in Hamburg das Qualifikationsturnier ab – und man darf hoffen, dass beim Juni-Finale in Halle nicht zugleich Handball-Turniere anstehen.

DSAM Hamburg-Bergedorf 2012 beendet

Die A-Gruppe würde woanders „Meisterturnier“ oder ähnlich genannt werden, aber in der DSAM wird Wert darauf gelegt, dass alle Spieler gleich respektiert werden, auch der jüngste oder der mit dem geringsten Rating. Dennoch richten sich natürlich die meisten Augen auf die Gruppe mit den leistungsstärksten Spielern.

Jonas Lampert (Hamburger SK) erspielte sich 4,0 Punkte und wurde dank seiner besseren Feinwertung Erster vor Florian Kull (SF Hamburg). Bis zum Siebten ging nun die Reihe der Spieler, die mit 3,5 Punkten abschlossen und durch die Buchholz-Zahl in eine Rangfolge gebracht wurden: Till Schreiner (Turm Lüneburg), Malte Colpe (Hamburger SK), FM Claus Pitschka (Garching) und Rüdiger Zart (Johanneum Eppendorf). Undankbarer Siebter wurde mit derselben Punkt-, aber etwas schlechterer Wertungszahl, Maik Richter (FC St.Pauli).

In der B-Gruppe wurde Andy Böhme (Grevesmühlen) strahlender Sieger. Lange Zeit dachte man, das Turnier werde sogar eine klare Sache für ihn, aber im Schach ist eben nichts einfach und so sehen wir in dieser Gruppe am Ende sogar acht Spieler, die jeweils 4,0 Punkte haben. Mit der besten Buchholzzahl kam dann Böhme doch als Erster über die Ziellinie. Weil er sich aber schon im Qualifikationsturnier Aalen einen Platz an der Sonne bzw. für Halle erspielt hatte, rutschte in der B-Gruppe nun auch der Siebte ins Finale. Josef Kaluza (Eschweiler), Philipp Prasse  (Bille SC), Michael Wiechmann  (Lauenburg), Jens Wolter  (Garching), Manfred Lenhardt  (Weiße Dame) und als Siebter Horst Prüsse  (Neubrandenburg) unterschieden sich nur durch ihre Feinwertung und können am Finale teilnehmen.

Die C-Gruppe schien die klare „Beute“ der jungen Harksheider Schachspielerin Annika Polert zu werden, die loslegte wie die Feuerwehr und allen mit „vier aus vier“ davonzog – aber nicht weit genug. Drei Spieler waren ihr mit je 3,5 Punkten in der letzen Runde auf den Fersen, Ausrutscher waren also nicht erlaubt. Selbst nach ihrem Remis war die Reihenfolge in dieser Gruppe bis zur letzten noch laufenden Turnierpartie unklar, niemand konnte etwas voraussagen, bis der Computer dann das Ergebnis meldete: Mit einem halben Buchholz-Punkt Vorsprung und 4,5 Punkten ist Annika Polert Turniersiegerin geworden! Wir haben ihr einen kleinen Sonder-Artikel auf dieser Seite gewidmet.

Zweiter wurde Robert Wilms (SF Hamburg), der mit ebenfalls 4,5 Punkten ein großes Turnier spielte und mit einem halben Buchholz-Punkt Rückstand sehr knapp distanziert wurde. Danach folgte eine größere Anzahl von Spielern, die je 4,0 Punkte erspielten. „Lokalmatador“ Andreas Binding (Bergedorf) hatte die beste Feinwertung. Ihm folgten Oliver Kiesewetter (PSV Hannover), Daniel Grötzbach (Hamburger SK) und Michael Dornröse (Magdeburg) als Sechster. Das sind die Spieler, die sich „für Halle“ (dahin woll'n sie alle) qualifiziert haben. Nur scheinbar undankbarer Siebter wurde Eric Ahlers (Turm Wahrburg), der eine identische Punkt- und Buchholzahl wie Michael Dornröse hatte, aber eine etwas schlechtere Sonneborn-Berger-Wertung. Weil sich aber Robert Wilms schon in einem vorhergehenden Turnier für das Finale qualifiziert hatte, rutschte Schachfreund Ahlers mit auf das Ticket nach Halle.

Die Gruppe D sah einen neuen, jungen Star: Teodora Rogozenco (Hamburger SK), die wir auf dieser Seite schon einmal kurz porträtiert hatten, hat sage und schreibe 5,0 Punkte erzielt. Fünf. Hundert Prozent. Und Teodora ist erst elf Jahre jung! Wir sagen voraus: Da kommt noch was. Und wir gratulieren ihr herzlich zu dieser ganz außergewöhnlichen Leistung in Bergedorf. Zweiter wurde Walter Zibell (SG Eintracht Neubrandenburg).

In der E-Gruppe siegte Robert Heine (Osterburg Weida). Das sagt sich so leicht. Haarsträubend wird es, wenn man weiß, dass in dieser Gruppe  am Ende fünf (!) Spieler 4,0 Punkte erzielt hatten und danach sechs Spieler mit 3,5 Punkten folgten. Voraussagen sind in solchen Situationen nicht möglich – und frühe Remisschlüsse deshalb eher selten.

Sein Vereinskamerad Christian Koseck wurde Zweiter, einen halben BH-Punkt hinter Robert Heine. David Citero Dominguez (Hamburger SK) wurde Dritter, wiederum mit der etwas besseren BH-Zahl als Mark Gorbach (Barsinghausen). Der fünfte im Bunde mit 4,0 Punken und der geringsten BH-Zahl wurde Daniel Gross (Barsinghausen), gefolgt von dem besten „Buchholzer“ mit 3,5 Punkten, nämlich Ignacio de Martin (Büsum), der sich als Sechster ebenfalls für das Finale qualifizierte.

In der F-Gruppe schlossen drei Spieler das Turnier mit unglaublich guten 4,5 Punkten ab. Sauber getrennt durch die unterschiedlich gute Buchholzzahl wurde H.-D. Groeger (Martinszell, DWZ 1299) Erster, Frank Stolzenwald (SF Hamburg, 1284) Zweiter und Joleik Nordmann (Hohenlockstedt, 1150) Dritter. Nun folgten ziemlich viele Spieler, die jeweils 4,0 Punkte erzielten. Mit 90% der möglichen Punkte wurde man diesmal also nur Vierter – es ist jedesmal anders. Marvin Henryk Ehlers (PSV Hannover, 1184) hatte nicht nur die gleiche Punktzahl, sondern auch die gleiche Buchholzzahl wie der ihm nachfolgende Dmitry Itin (PSV Hannover, 1148); erst die Wertung nach Sonneborn-Berger setzte Marvin auf den vierten Rang. Frieso Gerken (Turm Lüneburg, 1276) schließlich hatte einen halben Buchholzpunkt mehr als Lennart Meyling (Hamburger SK, 1149) und wurde damit nicht nur Sechster, sondern ergatterte auch das letzte noch zu vergebende Final-Ticket nach Halle.

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