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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2015/2016

Das Finale in Halle (Saale)

26. bis 28. Mai 2016

Turnierinformationen:

Rangliste:

Gruppe A · Gruppe B · Gruppe C · Gruppe D · Gruppe E · Gruppe F · DPEM

Teilnehmer:

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Spielort:

RAMADA Hotel Leipzig-Halle (Saale)

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Halle (Saale)

Letzte Runde!

Ganz klar: Was bei der Live-Übertragung zu sehen ist, bringt die Entscheidung über den jeweils ersten Platz, die anderen sind gaaanz chancenlos. Tatsächlich? Nein, so einfach ist es eben nicht. Hast Du Dir ja auch gleich gedacht ...

 

Der Pokal des Emil Dähne

Im Pokal gibt's heute am Sonnabend das Endspiel und zwar sensationell zwischen FM Hans-Elmar Schwing, den wir vorsichtshalber gestern schon in kurzen Zeilen beschrieben und zwischen (weit weniger sensationell) dem allgemein als Favoriten betrachteten IM Sven Telljohann.

Nach gefühlten 53 Stunden Spielzeit, tatsächlich aber gegen "Dreiviertel zwei", wie man hier in der Region so präzise zu sagen pflegt, hatte sich Favorit Telljohann mit Weiß erst einen kaum messbaren, jedenfalls aber kaum sichtbaren "Vorteil" herausgespielt. Bekanntlich ist das aber noch kein für die Tabelle wichtiges Spielresultat, also ging's weiter, was man aus schwarzer Sicht ja auch leicht verstehen kann.

IM Sven Telljohann wurde 1971 geboren, spielt mit seiner Elo 2409 in der Zweiten Bundesliga West für Schöneich und erlebte vergangenes Jahr im "Flörsheimer SM 2015" (ein neuer Fall für meine nach oben offene Sammlung der unverständlichsten Abkürzungen) mit sieben aus sieben eine schachliche Sternstunde!

Im letzten verzeichneten Wettkampf, dem Meisterturnier der Hessen-Einzel 2016, flutschte es mit 5,5 aus neun nicht ganz so gut, aber es kann eben auch nicht jedesmal der Sternen Stunde sein - dafür aber vielleicht jetzt im Dähne-Pokal. Das kann er nämlich gut, denn schon 1998 und 2007 ging der Pokal an ihn. Sogar eine eigene Wiki-Seite ist FM Telljohann gewidmet: https://de.wikipedia.org/wiki/Sven_TelljohannFM

Dähne-Pokalsieger 2016

Hans Elmar Schwing wurde 1972 geboren, spielt im Badischen nahe Freiburg für die SGEM Dreisachtal und gewann schon 1997 einmal den Dähne-Pokal. Welchen Stellenwert in dieser Region Schach hat, zeigt sich an der Mitteilung im "Amtsblatt der Malteserstadt Heitersheim", Freitag, 25. Januar 2013, Seite 12: "Pokalspiel: Dreisamtal - Heitersheim. Wir unterlagen gegen den Oberligisten knapp mit 1,5:2,5 Brettpunkten: ... Schwing, Hans-Elmar 2253 - Prill, Daniel 2166 ½½ ... Gierth war erst kürzlich Einzelpokalsieger - Max Scherer ist einer der besten Schachspieler des Schachbezirks Freiburg und Schwing und Loch sind ebenfalls ausgezeichnete Schachspieler." Hey, das ist das AMTSBLATT! Andere kommen nicht mal in der Flaute zwischen Weihnachten und Neujahr in den Regionalteil, Seite 73. Wieso aber eigentlich Aquavitstadt ...?

Nach 27 Zügen stand zwar Meister Telljohann vielleicht noch immer ein bisschen besser, vielleicht aber auch nicht. Die schwarzen Figuren kamen dem weißen König immer näher ... und, plopp!, wurde Remis vereinbart.

Also wird's jetzt im Frikadellen-Wettessen oder so ähnlich entschieden. Tatsächlich natürlich im Blitzen. Wie hätte nun wohl Emil Dähne (16.Nov.1902 - 26.Nov.1968, Präsident des Deutschen Schachbundes 1951-1968, Vorsitzender des Hamburger Schachklubs 1948-1968) den von ihm höchstpersönlich gestifteten Silbernen Turm des Deutschen Schach-Einzelpokals vergeben? Am Ende, so viel sei hier schon gesagt, setzte sich der Favorit durch:

Sven Telljohann, SF Schöneck, ist Dähne-Pokal-Sieger 2015/16.

Zurück in den Turniersaal! Im Spiel um den Dritten Platz des Dähne-Pokals (eine immer wieder seltsame Regelung) ergab sich im Geschlossenen Sizi ein sozusagen geschlossenes Remis zwischen Hartmut Zieher und Gordon Andre. .

 

A-Gruppe

Der Blick eilt weiter über den Bildschirm (bleiben wir einmal dabei, im Saal sieht's natürlich völlig anderss aus) und da ist in der A-Gruppe die Paarung FM Thomas Höfelsauer - CM Christian Schatz zu sehen und wird gerade eben mit 1.Sf3 Sf6 2.c4 g6 eröffnet! Aber schon hier wird der Schachfreund ein wenig hinter die Fichte geführt, denn der Münchner Höfelsauer hat noch 100% = 4,0 Punkte, ein halber Punkt verbindet sich mit dem dann sicheren Titel "Deutscher Schach-Amateurmeister (A) 2015/16", aber die dahinter liegenden Christian Schatz, Bernd Laubsch und Holger Namyslo weisen doch jeweils 3,0 Punkte auf.

Für den Fall, dass Christian Schatz gewönne, ... so lange wie ich brauchte, diese Zeilen zu verfassen, so lange brauchten die beiden Spieler, ihre Partie bereits zu beenden. Remis nach 1.Sf3 Sf6 2.c4 g6 3.g3 Lg7 4.Lg2 O-O 5.Sc3 d6 6.d4 Sc6 7.O-O . Dazu sagen wir einfach mal gar nichts. Die Stellung ist ja theoretisch gut erforscht. Kleiner Tipp zum Blättern: E62, "King's Indian: fianchetto with...Nc6". Hm. Nie gehört, klingt aber doll.

Werden wir offiziell, nachdem nun alle Ergebnisse vorliegen:

Deutscher Schach-Amateurmeister (A) 2015/16 ist der bayerische FM Thomas Höfelsauer (aktuelle Wertung Elo 2293 / DWZ 2281), SK München Südost mit 4,5 Pkt.!

Zweiter der Gruppe A wurde Holger Namyslo, TG Biberach, mit 4,0 Zählern. Christian Schatz, Rottendorf, rauschte mit der besseren Feinwertung als Dritter vor Denis Mager, Makkabi Frankfurt, über die Ziellinie; beide "schossen" 3,5 Punkte. Zwei ebenfalls nette Spieler vom Kasseler SK wurden Fünfter und Sechster: Vorne Uwe Kersten, gleich danach Philipp Humburg.

Beste deutsche Amateur-Schachspielerin (Deutsche Frauenschach-Amateurmeisterin 2015/16, so viel Platz muss sein) ist wiederum WGM Barbara Hund, Freiburg Zähringen, deren Vater Gerhard am Sonnabend zum "Familien-Jubeln" angereist war, worüber wir uns sehr freuen.

 

B-Gruppe

In der B-Gruppe geht's an Brett 1 ganz anders zur Sache! Nach 1.e4 c5 2.Sf3 d6 3.b4 cxb4 4.d4 Sf6 5.Ld3 e6 6.a3 Sc6 7.c4 steht eine Art "verzögertes Flügelgambit" zwischen Walter Schaffert und Bruno Kreyssig auf der Platte, das ist Kampfschach!

Gleich neben diesen beiden ziehen Lara Schulze und Annmarie Mütsch an Brett 2 der B-Gruppe die Blicke auf sich - weil die Lage so spannend ist, natürlich. Alle vier Genannten haben nämlich 3,5 Punkte. Und gleich daneben darf man ja auch Ralph Wagner und Daniel Müller nicht aus den Augen lassen, beide mit 3,0 Punkten. Der Autor greift zum Beruhigungs-Baldrian, die Spieler steigern aber derweil die Spannung noch, indem die Lage auf den Brettern immer undurchschaubarer wird. Ihr macht das alle klasse!

Bruno Kreyssig schaffte es mit Schwarz, im Zuge einer turbulenten Partie zu siegen und damit 4,5 Punkte "einzusacken". Ohne weitere Analysen anstellen zu können, glaubt der arglose Betrachter, dass sich Weiß irgendwie ein bisschen im eigenen Angriff verheddert habe, aber ... ja, was geschieht denn nun an den anderen Brettern? Und wie sieht's am Ende mit der Feinwertung aus? Atmen wir durch. Als wir an die Bretter zurückkehrten, war es entschieden: 

Deutscher Schach-Amateurmeister (B) 2015/16 ist Bruno Kreyssig, SG Leipzig, mit 4,5 Punkten.

Deutsche Frauenschach-Amateurmeisterin (B) 2015/16 ist ... es war unglaublich knapp ... zugleich Deutsche Schach-Amateur-Vizemeisterin (B) 2015/16 ... mit 4,0 Punkten und 14,5 Buchhölzern Lara Schulze aus Lehrte bei Hannover!

Wie knapp das war, zeigt das Ergebnis der nun Deutschen Frauenschach-Vizeamateurmeisterin (B) 2015/16 Annmarie Mütsch mit identischer Punktzahl, aber eben "nur" 13,0 Buchhölzern. Lara wurde Zweite dieser Gruppe, Annmarie Dritte. Darf man hier eigentlich sozusagen "duzen"? Aber unter Sportsleuten ... Nun ist es passiert.

Auf zum Vierten, das ist Daniel Müller, TG Biberach, ebenfalls mit 4,0 Punkten ... knapp ist ja noch gar kein Ausdruck für dieses Drama! Der fünfte Rang ging mit 3,5 Pkt. an Walter Schaffert, der doch eben noch am Spitzenbrett saß ... ihm folgte als Sechster Alexander Schneider mit der gleichen Punktzahl nach.

 

C-Gruppe 

In der C-Gruppe zwischen Manfred Berner (4,0 Punkte) und Robert Schumann (3,5 Punkten) geht's um 10:00 Uhr ebenfalls ums Ganze; das sieht man schon an der flotten Eröffnungswahl, nämlich C64, Spanisch, Cordel Verteidigung: 1.e4 e5 2.Sf3 Sc6 3.Lb5 Lc5 4.Lxc6 dxc6 5.O-O Lg4 6.d3 Dd6 7.Le3 O-O-O 8.Sbd2 Sxe3 9.fxe3 Dc5 10.Sc4 f5 11.b4 De7 etc.

Dieses Spiel mit dem Läufer auf c5 (mit Chili gewürzt nach 4.c3 f5) wurde nach Oskar Cordel benannt, 1843 in Aschersleben geboren, knapp vor dem Ersten Weltkrieg 1913 verstorben. 1888 erregte Ozzy als Autor des "Führer durch die Schachtheorie" und 1907 mit "Das Schachspiel" (genau wie der Tarrasch) Aufmerksamkeit. Solltest Du das gar nicht gewusst haben wollen, lässt es sich jetzt leider nicht mehr vermeiden.

Die beiden haben hier in der C-Gruppe ein echtes Endspiel, denn jeder von ihnen wird einen halben Punkt erhalten oder eben einer von ihnen einen ganzen, was Benjamin Proß, Markus Kirchner, Joachim Keller, Christine Giebel und Dr. Olaf Töpper, die jeweils 3,0 Punkte haben, nicht mehr aufholen können - jedenfalls nicht im Hinblick auf Platz 1. Aber das Silberbesteck oder der Bronzehammer ist für jeden noch drin!

Knapp nach 13:00 Uhr stand es fest: Manfred Berner ist Deutscher Schach-Amateurmeister (C) 2015/16! Glatte 5,0 Punkte. F Ü N F. Schachfreund Berner marschierte mit 100% durch das Turnier, nachdem er in Robert Schumanns Stellung die zusammenhaltende Kordel gezogen und das entstehende Leichtfiguren-Endspiel gewonnen hatte. Zweiter wurde Joachim Keller, Bebenhausen, mit 4,0 Punkten; ebenso viel erspielte sich der Dritte, Benjamin Proß aus Kühlingsborn.

Der besagte Robert Schumann aus Weida machte 3,5 Punkte und damit den Vierten, dem Artur Oganessjan, Harksheide, mit gleicher Punktzahl als Fünfter folgte. Sechster wurde ein Magdeburger (von der TuS 1860), nämlich Daniel Kelm mit 3,5 Punkten.

Aus dem zweiten alt eingesessenen Magdeburger Club, nämlich dem USC, kommt die Deutsche Frauenschach-Amateurmeisterin (C) 2015/16: Christine Giebel mit 3,0 Punkten.

 

D-Gruppe

Die D-Gruppe sah am Spitzenbrett zwischen Tilo Rietschel (3,0 Punkte) und Klaus Künitz (4,0 Punkte) einen echten Fight. Dem groß auftrumpfenden Klaus Künitz hätte ja schon ein Remis zum Titel gereicht, aber für Tilo Rietschel sah die Turniersituation anders aus; auch ein Remis würde ihm bei acht (!!) weiteren Spielern mit 3,0 Punkten möglicherweise nur - zu gar nichts reichen.

Also ging's stramm los mit dem recht populär gewordenen "Französischen Flügelgambit", 1.e4 e6 2.Sf3 d5 3.e5 c5 4.b4 cxb4, im Schach und in der Liebe ist eben fast alles erlaubt. Nach 27 Zügen erreichte Schwarz eine Gewinnstellung, aber "nichts ist schwerer als eine gewonnene Partie zu gewinnen", ist ja geradezu zum geflügelten Wort geworden - warum wohl?

Aber nach 31 Zügen war die weiße Stellung überflügelt, Schwarz behielt Nerven und Bauern (wir erinnern an unseren gestrigen Beitrag über Klaus Künitz: "Open in Gibraltar, Benidorm, Thailand, Cala Millor, Dubai, Mallorca, Rhodos, Bali, ...") und so heißt der neue, hundertprozentige Deutsche Schach-Amateurmeister (D) 2015/16: Klaus Künitz! 5,0 Punkte, sagenhaft ... Was werden die Kameraden daheim beim TSV Schott Mainz sagen?

Nun wird es ein bisschen kompliziert. Zweiter wurde der erste Fabian, nämlich Fabian Jäger, Babenhausen, 4,0 Punkte. So weit klar. Der nächste Fabian hatte auch 4,0 Punkte, aber mit etwas schwächerer Buchholzzahl kam Fabian Meißner, Ludwigsburg als Dritter oder Vierter rein. Ganz genau die gleiche Punkt und Buchholzzahl wie Meister Meißner erzielte nämlich Thomas Ruider aus Sasel bei Hamburg. Das machte es kompliziert.

Was nun? Die "Spielkälber" aus dem Schiedsrichter-Team begnügen sich nicht mehr mit Münzwürfen, sondern haben für diese Fälle und gewiss auch zum eigenen Gaudium den "ja viel besser sichtbaren" DSAM-Würfel angeschafft. Dieses Schaumstoff-Dings wird nun also durch den Saal gerollt ... hoffen wir, dass damit nicht das Buffet abgeräumt wird!

Sascha Fröhlich aus Oldesloe wurde Fünfter mit 3,5 Pkt. aber besserer Buchholz als der Sechste, nämlich Roland Krafzik aus Vetschau. Ein schönes Turnier spielte Karina Tobianski aus Sasel, die mit 3,0 Punkten Deutsche Frauenschach-Amateurmeisterin (D) 2015/16 geworden ist.

 

E-Gruppe

In der E-Gruppe hatten zu jener Zeit, in der in Deutschland zumeist das Mittagessen auf den Tisch kommt, Leonhard Thomas (4,0 Punkte) gegen Daniel Walter (3,5 Punkte) nach nur 26 Zügen ein zunächst ganz unauffällig wirkendes Bauernendspiel erreicht, das sich aber als "eigentlich" für Weiß gewonnen entwickeln sollte. Eigentlich. Das ist wie damals mit dem Elfmeter von Hoeneß gegen die Tschechen im Euro Finale Belgrad 1976 ... nach dem weit übers Tor gedroschenen Ball suchen die heute noch. Hätte "eigentlich" drin sein können. Im Gegensatz zu unseren Spielern wusste das der Blond-Bayer, bevor er zutrat. Steuerfrei. So viel zu "eigentlich".

Ganz uneigentlich aber gewann Weiß in Halle nun schon nach 29 Zügen (sieh mal, Hoeneß, wie man das macht ...) und weil der Leonhard Thomas (Fellbach, Stuttgart ist ein Vorort davon ...) erstens Weiß und zweitens sowieso schon 4,0 Punkte hatte, steht nun mit ihm der unfassbare 100% erspielende Deutsche Schach-Amateurmeister (E) 2015/16 fest! Noch einer mit 5,0 ... in einem Finale!

Drei Spieler schlossen ihren Wettkampf in dieser Gruppe mit je 4,0 Punkten ab, getrennt durch ihre Feinwertung waren das als Zweiter: Hanfried Hoppe aus Wahrburg, als Dritter: Borna Mohammadi Nia (DJK Aufwärts St.Josef Aachen) und als Vierter: Torsten Ellinger aus der offenbaren Schachstadt Taucha. Der bis zuletzt ganz vorne spielende Klaus Dworatzek (Glück auf Rüdersdorf) wurde womöglich etwas unglücklich "nur" Fünfter, mit der besseren Wertung vor dem Sechsten Daniel Walter, Sontheim, der ebenfalls 3,5 Punkte erzielte.

Deutsche Frauenschach-Amateurmeisterin (E) 2015/16 ist Ditte Müller aus Rostock mit keinem Verein, aber mit 3,0 Punkten - wie macht sie das nur? Und es wäre doch so einfach: http://www.ssc07.de/ oder http://uni-rostock-schach.de/

 

F-Gruppe

Und die F-Gruppe wurde mit der Spitzenpartie Jean-Pierre Fuß - Lukas Hundrieser der Welt live präsentiert, obwohl auch in der Partie Hannes Helbig - Jannes Steinkönig beide Spieler 3,5 Punkte hatten, ebenso wie Jalel Silini, der mit Hilmar Merz den vielleicht Besten derer mit 3,0 Punkten am Brett zu Gast hatte.

Am ersten Brett der F legte Jean-Pierre Fuß flott mit 1.e4 c5 2.b3 los! Das sah der Autor einmal als sehr, sehr junger Mensch im Open in Biel vom unvergessen kauzigen Großmeister Moshe Czerniak - heute sind im Fernschach Ulrich Skorna und "am Brett" der georgische Großmeister Tamaz Gelashvili die führenden Protagonisten dieser Spielweise - und jetzt eben auch Jean-Pierre Fuß.

Nach knapp 20 Zügen stand Weiß allerdings glatt auf Verlust, nach knapp 30 Zügen milderte sich das Übel aber schon ein wenig ab, auch wenn die Wetten noch immer auf Schwarz liefen. Nach 40 Zügen stand Schwarz besser. Nicht überragend, aber besser, im Klartest: Inzwischen erschien absolut jedes Resultat realistisch zu sein. Gemütlich zugucken und mit ungezählten Zuschauern neben dem Brett vor der Nase die (elektronische) Uhr "ticken" zu spüren, ist eben ein gewaltiger Unterschied.

Und wie wir am Ende überrascht sahen, hatte das eben beschriebene Spitzenbrett dann doch gar nicht so viel mit der Tabellenspitze zu tun: Hannes Helbig aus Sasel kam auf 4,5 Punkte und ist nun damit Deutscher Schach-Amateurmeister (F) 2015/16.

Mit ebenso viel Punkten, aber eben doch mit schlabberiger Feinwertung spielte sich der Lübecker Jalel Silini durch das Turnier: Zweiter mit 4,5 Punkten. Hey! Mit Lukas Hundrieser haben wir aber doch zumindest einen echten Hallenser auf dem Siegerpodest (es wäre noch für weitere Platz gewesen ...!). Der junge Könner vom Roten Turm Halle wurde mit 4,0 Dritter: Bronzener Turm Halle. Vierter wurde mit gleicher Punktzahl Jean-Pierre Fuß aus St. Augustin in oder bei Bonn und Jannick Steinkönig machte mit 3,5 Punkten den fünften Platz. Sechste und damit Deutsche Frauenschach-Amateurmeisterin (F) 2015/16 wurde die erst zehnjährige Dresdnerin Phuong Thao Vivien Nguyen.

 

Und nun? War's das etwa schon? Natürlich nicht. Während bei den Spielern entspannte Atmosphäre zwischen Kaffee, Kuchen, Buchkauf am Mädler-Stand, Fachsimpeln und Analyse der Spieler mit den letzten noch auffindbaren Figuren zu finden war ("... und wenn ich nun doch 59.Kh3 gespielt hätte ...?") oder einfach das nette Gespräch mit vielleicht langjährigen Schachfreunden führte, immer wieder ein schönes Erlebnis, während all dem lief der Motor der Organisatoren doch erst richtig warm! Während Tische gerückt, Figuren verstaut, Computer entstöpselt wurden und doch auch zugleich das Simultan vorbereitet und die Preise und Präsidenten zurecht gestellt wurden ...: Ach, auch das hundertste DSAM-Turnier war einfach schön.

Ohne die technische Hilfe des stets erreichbaren und immer höchst kompetenten Frank Hoppe, DSB-Geschäftsstelle Berlin, hättest Du diesen Artikel hier nicht lesen können - danke, Frank! Und der Doppel-Frank: Dank an Frank Jäger, der Tag & Nacht in der DSAM neben seinen Aufgaben als Schiedsrichter und Pairing-Officer die gesamte Technik der DSAM meistert, die Artikel formatiert und auf die Seite kleistert, damit Du es lesen kannst.

Heimspiel! Simultan mit Dir!

"Findet im Raum Petersberg ab 14:00 Uhr statt, maximal 24 Spieler sind dabei, können sich in die ausliegende Liste eintragen", instruierte uns Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan. Klarer geht's ja auch nicht. Aber wer simultanisiert denn gegen diese wackeren Sechsundzwanzig? Und wie? (Und warum gerade 24, vergaßen wir zu fragen - liegt vermutlich an den Abmessungen des Raumes.)

"Uwe Bönsch, geboren am 15. Oktober 1958 in Halle/Saale ..." sagt Wikipedia. Das ist ja HIER! Atemlos lesen wir weiter: "... Schachgroßmeister und war bis 2013 Bundestrainer des Deutschen Schachbundes. ... 1974 wurde er DDR-Jugendmeister", also mit 16. Ja, das war ich auch mal ...  nicht Jugendmeister, sondern 16. Was in dem Artikel fehlt: Großmeister Uwe Bönsch ist Stellvertretender Vorsitzender der Bundesspielkommission des Deutschen Schachbundes und zwar auch und vor allem, weil er der Sportdirektor des DSB ist.

Und diesen Mega-Macher zog es nun in die Heimatstadt, um hier mit Dir ein bisschen Schach zu spielen. Ja, mit Dir! Du da vor dem Bildschirm, Du bist es. Vor der "Gala des Deutschen Schachs" mit der Ehrung der Sieger - das könntest dann ja auch Du sein - simultanisiert Großmeister Bönsch. Du lächelst und sagst Dir: "Das schafft der doch nie!" Genau. Das hat sich der Uwe Bönsch auch gedacht. Deshalb hat er Verstärkung geholt.

Mit dabei ist nämlich unser aller Chef, der Internationale Meister und Präsident des Deutschen Schachbundes Herbert Bastian!

Simultan mit GM Uwe Bönsch und IM Herbert Bastian

Wir hatten ein bisschen geknobelt, wie man es für die zwei beiden noch ein bisschen schwieriger als sonst machen könnte. Zuerst fällt einem da die Verkürzung der Bedenkzeit ein. Dann plötzlich die Idee! Die Zwei ziehen abwechselnd! Es kann nun also durchaus passieren, dass der eine Plan A und der andere zugleich und konsequent am selben Brett Plan B durchzieht ...

Und auch der Chef hat einen Wiki-Eintrag: "Herbert Bastian (geboren am 10. Dezember 1952 in Emmersweiler ist ein deutscher Schachspieler, -lehrer und -funktionär." Ach was ...? Jedenfalls seit 2005 IM, also mit 53 Jahren gekürt - da besteht ja auch für manch Anderen noch eine spät berufene Hoffnung! Im Ernst: Mit gut dreißig Jahren den IM-Titel zu erringen, ist bereits eine Hochleistungs-Sportleistung. Das mit über fuffzich zu schaffen, ist schlicht überragend. " Seit 1992 ist er der Vorsitzende des Saarländischen Schachverbandes und Sprecher des Arbeitskreises der Landesverbände ... Inhaber eines A-Trainerscheins in der Trainerausbildung ..." Und seit Juni 2011 ist er nun Präsident des Deutschen Schachbundes.

Für Dich ist das alles gut. Die beiden wollen hinterher, also nach dem Simultanisieren, noch die Sieger des Pokals und der DSAM ehren und sind schon deshalb aufgeregt; zudem sind sie Titelträger - und an so einem Titel trägt man bekanntlich schwer. Manchmal jedenfalls. Also: Die Chancen liegen ganz bei Dir, alles Andere als Dein Sieg wäre eine Überraschung ...

H U N D E R T !

Wie immer war alles ganz anders geplant und gerade dadurch wurde es dann dreifach schön. Wir feiern in diesem Turnier. Nicht nur Dich als Spieler, was ja schon wirklich Grund genug wäre und nicht nur das Amateur-Schach in allen Vereinen, sondern auch den Deutschen Schachbund, der hier nämlich sein HUNDERTSTES Turnier der DSAM veranstaltet! Ist das nicht toll?

Deshalb sausen auch allerorten die (hundert) Luftballons durch das Turnierareal, deshalb wird der Autor gezwungen, seinen hundertsten Kaffee zu trinken, deshalb hatte der DSB auf seiner Homepage schon die HUNDERT vor unseren Artikel gestellt, obwohl damit einige Überraschungen verbunden sein sollten (im hellwachen Berlin überrascht man eben niemanden!) ...

"Es ist das fünfzehnte Finale einer Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft", rechnete gerade Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan aus, als wir ein wenig auf das Geschehen zurück blickten. "Allein in dieser Saison haben wir 2.258 Teilnahmen an der DSAM verzeichnet", sagte er. "2002 beging der DSB sein 125jähriges Bestehen. 1977 konnten wir ja noch nicht zusammen im Gründungsort Leipzig feiern." Das erste Qualifikationsturnier und damit das erste DSAM-Turnier fand vom 2. bis 4 .November 2001 in Brühl statt. http://www.ramada-cup.de/2001_2002/bruehl/

Ein gewisser "FM Herbert Bastian", heute als Präsident des Deutschen Schachbundes, als Internationaler Meister und mehrmaliger Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft sowie als Mitglied des FIDE-Vorstandes allseits bekannt, dieser Bastian also siegte im ersten Qualifikationsturner der DSAM in Brühl 2001 mit 4,0 Punkten aus fünf in der A-Gruppe. Und heute ist er wieder bei uns! Sogar als Schachspieler ... und wir freuen uns sehr darüber.

Nach Runde 3

In der Gruppe A ist jetzt zur "Halbzeit" nach drei Runden der mit noch immer 100% alleinig Führende ... so sollte es losgehen, aber die Realität stört solche Artikel doch sehr. Es sind nämlich zwei Führende in der Gruppe A, beide recht weit angereist (ob die während der Fahrt so was wie "typische Endspiele" oder "Matt in 23" lösen?).

Thomas Höfelsauer, SK München Südost, hat sie, die berühmten "drei aus drei". Holger Namyslo, aus Biberach an der Riß (bei Tübingen in BaWü) hat allerdings ebenso 100% geknipst und so wird nun wohl der Saal eine Paarung Württemberg gegen Bayern bestaunen dürfen. Vielleicht sollten wir bei jedem Zug ein bisschen rhythmisches Klatschen wie bei absolut jedem Konzert (nur) in Deutschland einstreuen...? Mindestens Christian Schatz aus Rottendorf (bei Würzburg, also sehr grob gesagt auf halbem Weg zwischen den beiden) gehört noch mit in die Kleinstgruppe der momentan (!) gaaaaanz vorne Liegenden. Dicht dahinter sehen wir ZEHN Spieler mit 2,0 Punkten; weil es sehr selten ist, dass in der A-Gruppe jemand das Turnier mit 100% oder auch "nur" 90% abschließt, haben auch diese Jungs noch gute Chancen auf Platz 1.

In Gruppe B schaut's ähnlich aus. Zwei Spieler mit 100%, völlig überraschend für alle werden auch die jetzt aufeinander treffen, nämlich Bruno Kreyssig aus Leipzig (uuhh, Heimvorteil!) und Lara Schulze aus Lehrte bei Hannover. Gleich vier Wettstreiter sind auf der Lauer: Annmarie Mütsch, Thomas Hirschinger, Walter Schaffert und Alexander Schneider gehen mit jeweils 2,5 Punkten in die dritte Runde. Über Lara haben Jana Schneider und Franz Jittenmeier auf dem Schachticker schon viel geschrieben: Anklicken. http://www.chess-international.de/Archive/57151#more-57151

Als ob es da irgendeine Gesetzmäßigkeit gäbe, befinden sich auch in der Gruppe C zwei mit 100% führende Spieler, nämlich Dr. Olaf Töpper aus dem schönen Eutin in Schleswig Holzbein und Manfred Berner, dessen Analysebrett in Kelkheim (im Taunus) steht. Robert Schumann und Michael Budde sind mit 2,5 Punkten die engsten Verfolger.

Gruppe D zeigt uns am Spitzenbrett die Paarung von Klaus & Klaus! Beide haben 100% erspielt, nämlich Klaus Künitz aus Mainz und Klaus Schöler aus Mutterstadt. In dieser Gruppe gibt es gleich vier Spieler mit 2,5 Punkten, nämlich Fabian Jäger, Helmut Utz, Sascha Fröhlich, und Thomas Ruider. Im deutschen Schach sind drei Künitze gelistet. Den einen kennt der Autor: Schönen Gruß, Bernhard! Der dritte ist Michael K., Schott Mainz, 1991 geboren.

Und der zweite ist eben Klaus Künitz, Michaels 1944 geborener Vater (vermuten wir) - und hier sehen wir einmal, wie man Urlaub und Schach miteinander verbinden kann! Unbedingt nachmachen! Koffer packen! Open in Gibraltar, Benidorm, Thailand, Cala Millor, Dubai, Mallorca, Rhodos, Bali ... unglaublich. Und doch fand er Zeit, mal eben in Halle vorbei zu gucken.

Klaus Dworatzek und Leonhard Thomas sind in Gruppe E die glücklichen Könner, die bisher 100% geschafft haben. Hier aber gibt es fünf Spieler mit 2,5 Punkten, nämlich Martin Brühe, Daniel Walter, Jörn Nebeling, Ngoc Quan Nguyen, Uwe Scheunemann und Marcel Böttcher, die versuchen werden, den Anschluss nach vorne weiter knapp zu halten - oder ihn zu egalisieren. Bei "Glück auf Rüdersdorf" gibt es neben Klaus auch Vinzenz Dworatzek, also wurde auch schon der Sohn mit dem Schachvirus infiziert. Der 1961 geborene Vater spielt erfreulich viel, Bezirksliga, Bezirksklasse, ungefähr 12.000 Open in der Gegend zwischen Frankfurt (Oder) und Berlin, immer auf der Flucht vor dem Hochwasser, dabei zumeist mittlere Platzierungen, sozusagen ein Ideal-Amateur: Sehr aktiv.

Und in Gruppe F hat sich Jannick Steinkönig in der letzten Runde gegen die kleine Vivien durchgesetzt, so dass er weiterhin 100% aufweist, ebenso allerdings wie Jalel Silini und Hilmar Merz. Sondernheim, das ist Jannick Steinkönigs Stadt, von hier aus zieht er. Seine Kreise. In der Bezirksliga, bei den Hasslocher Schachtagen, insgesamt noch nicht sehr viele Partien, aber gerade dafür ist seine DWZ 1404 doch schon sehr ordentlich, oder?

Im Pokal sehen wir unseren Hamburger DSAM-Freund Hartmut Zieher ebenso wie die Favoriten Michael Kopylov und Sven Telljohann und als kleine Überraschung Hans-Elmar Schwing in der Runde der besten vier, also eigentlich im Halbfinale. Der 1972 geborene FM Schwing spielt in Dreisamtal und gehört zu diesen sympathischen "Länderhüpfern", was sich ja geographisch gut anbietet; mal lehrt er sein Brettgegenüber in der Badischen Oberliga das Fürchten, dann in der Schweizer Liga, aber auch in Frankreich, so dass also gar nicht ganz klar sein kann, auf welcher Seite er im Länderkampf Baden - Elsass focht - aber das ging im Laufe der Geschichte schon vielen so. Die Spannung wächst! Wie geht's weiter im Dähne-Pokal?

Zuschauen entspannt einfach ...

Ach, wie ist das schön. Wenn man total entspannt neben einer Partie steht und beide im fortgeschrittenen Endspiel, zumal in der zweiten Runde am Tag, naturgemäß mit der Konzentration Richtung Kohlenkeller rutschen. Auf dem Spitzenbrett der F-Gruppe stand ein Turmendspiel, in dem Weiß noch einen Turm, Schwarz aber einen Turm und ungerechterweise zwei Bauern auf dem Brett stehen hatte. Nichts mit f- und h-Bauer (soll schwierig sein), sondern die zehnjährige Vivien, genauer gesagt: Phuong Thao Vivien Nguyen, besaß einen vom hinter ihm stehenden Turm gedeckten, schwarzen Bauern auf e3 und noch einen auf g3. Den deckte ihr König, der vor dem Bauern herumlatschte.

Das ist, auch wenn man das gegen den starken Gerald Arnold spielen muss, eigentlich ziemlich einfach, jedenfalls mit dem offensiven schwarzen König ... Eigentlich. Vivien machte das wirklich ganz prima, erlaubte sich nur quasi testweise ein, zwei Umwege, ohne die Ruhe (und vor allem den Punkt) zu verlieren, ließ sich vor allem für jeden Zug, auch und gerade für die scheinbar auf der Hand liegenden, immer genügend Zeit, erinnerte sich irgendwann, dass da im Training einmal das Wort "Brückenbau" gefallen war, obwohl das Hochwasser in Dresden doch schon vorbei war, setzte prompt dieses irgendwie hoffnungsvolle Konzept um - und dem sich fünfeinhalb Stunden lang zäh verteidigenden Gerald Arnold blieb nichts weiter übrig, als seiner zehnjährigen Schachpartnerin zu deren durchaus cleverem Sieg zu gratulieren.

Vivien verteidigte damit nach EINHUNDERTVIERUNDZWANZIG Zügen zwar kein Gelbes Trikot (wäre ja auch mal zu erwägen, für den Spitzenreiter), wohl aber "ihr" Spitzenbrett, an dem sie nun morgen mit Weiß Jannick Steinkönig begegnen wird. Dass das alles nicht einfach immer so weitergehen kann, ist jedermann und auch Vivien und ihrem Vater klar (das ist Ngoc Quan Nguyen und der führt mit ebenfalls 2 Punkten gleich achteran in der E-Gruppe), nur bis hierher ist es in der Addition mit der Deutschen Vizemeisterschaft der Jugend eine schöne Leistung. Nebenbei: Sollte jemand sagen: "Den Namen Nguyen kenne ich doch", hat sie oder er ganz bestimmt Recht; allein in der DWZ-Datenbank ist er 78mal vertreten, es ist eben der häufigste Name in Vietnam.

Lütt-Vivien hat inzwischen DWZ 1499 und Elo 1578 (wir benutzen ja immer nur die Daten vom Beginn unserer Saison), machte in der darin schon eingepreisten Deutschen Jugendeinzel U10w 9½ aus 11 (was dennoch "nur" zum Vize reichte - so viele Partien hätte der Autor gar nicht durchgehalten ...) und spielt nun in der DSAM solche Partien: Alle Achtung.

Schach als soziale Tankstelle

"Mit den Werten des Sports - gegenseitige Unterstützung, Fairness und Respekt - bietet Sportdeutschland mit seinen 90.000 Vereinen ein Netzwerk von sozialen Tankstellen", sagte Alfons Hörmann (Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, in Bad Wildungen am 26.1.2016) - und die Spieler, Vereine und Verbände des Deutschen Schachbundes sind Teil dieser sozialen Tankstellen.

In den Clubs, in den Ligen, in den Open und eben auch hier, in der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM, üben Kinder und Senioren ihren Sport gemeinsam aus, haben Spaß in der Begegnung mit den anderen, die ja nicht "am Brett" enden muss, lernen im Idealfall voneinander ... kurzum, soziale Kompetenz wird im Sport jederfrau und jedermann spielerisch vermittelt, erst recht im Schachsport.

 

Glücksgefühl

Neulich berichtete ein mir bis dahin völlig unbekannter Autor einem Fernseh-Reporter, "ich hatte nun plötzlich zwei Bücher an nur einem Tag verkauft und erwachte mitten in der Nacht mit einem überwältigenden Glücksgefühl, weil ich wusste, der Erfolg ist nun nicht mehr aufzuhalten." Wir hoffen, dass nun auch Dir im Schach diese Art des Erweckungs-Erlebnisses zuteil werden wird, vielleicht sogar auf einer breiteren Basis als Heinz Strunk. Zwei Siege an nur einem Tag! Was für ein Glücksgefühl für Dich ... sollte es heute nicht geklappt haben, ist morgen ein neuer Anlauf fällig.

 

Sonderbarer Gewinn im Schach

Theophanu - Kloster Eschwege (Quelle: Wikipedia)

Quelle: Wikipedia

In den Annalen des Klosters Brauweiler findet sich eine Anekdote, nach der Otto III., dem Pfalzgrafen von Lothringen, Ezzo, die Heirat mit seiner offenbar gar nicht erst gefragten Tochter Mathilde versprach, wenn Ezzo ihn im Schach schlage. Kaiserin Theophanu, eine ansonsten äußerst klarsichtige Dame, stimmte angeblich der Heirat zu, weil man am Hofe in dem Sieg - von wem auch immer - ein Gottesurteil erblickt habe. Vielleicht betrieben die Spieler erst noch eröffnungstheoretische Studien, vielleicht hoffte mancher auch, dass Theophanu von dieser Schnapsidee wieder abrücken werde, jedenfalls reichte Ezzo die Zeit, Mathilde aus dem Essener Stift zu holen. Dessen Äbtissin immerhin hatte sich - vergeblich - geweigert, das wohl erst 12jährige Mädchen herauszugeben. Aber: "Die Geschichte über das gewonnene Schachspiel ist mit Sicherheit erfunden", wie endlich sogar der Texter dieses ulkigen Wikipedia-Artikels zugibt, aus dem dieses Histörchen stammt. https://de.wikipedia.org/wiki/Mathilde_(Lothringen)

Frauenpower

"Was Frauen noch lernen müssen, ist, dass niemand dir die Macht gibt. Du musst sie dir einfach nehmen." - Eleanor Roosevelt (1884–1962). Also, auf Mädels! Der Texter der DSAM hält zu Euch!

Wenn wir das hier aus Runde 1 in Gruppe B doch mal eben auf uns wirken lassen wollen:

Mütsch, Annmarie - Wagner, Ralph 1 : 0
Schmitt, Michael - Hund, Sarah 0 : 1
Schulze, Lara - Siemes, Robert 1 : 0
Beltz, Franziska - Mock, Markus 1 : 0

"Die haben doch heimlich geübt! Das kann doch gar nicht ...", glaubte ich einen im Flur in seinen erkaltenden Kaffee weinen hören. Genau. Haben sie auch. Damenzauber. Trainingslager Deutsche Jugendeinzel vor zwei Wochen. Das schiebt an.

Prompt entstand in Runde 2 diese Begegnung:
Hund, Sarah - Mütsch, Annmarie :

Und Barbara Hund? Bei Sarahs Mutter, einzige Dame der A-Gruppe, lief es zum Auftakt noch nicht ganz im Takt:
Hund, Barbara - Höfelsauer, Thomas 0 : 1

Christine Giebel

Christine Giebel

Estelle Moriot

Estelle Moriot

Christine Giebel und Estelle Morio tanzten. In Gruppe C. Aus der Reihe. Oder eigentlich aus der Prozession, wir haben ja Fronleichnam (was für ein gruseliges Wort!). Die machten nämlich "nur" Remis - turniertaktisch bedingt, versteht sich.

Budde, Michael - Giebel, Christine ½ : ½
Retzlaff, Thomas - Morio, Estelle ½ : ½

In der Gruppe D hielt sich Rebecca Browning erst recht nicht an den "Ladie's Day": Browning, Rebecca - Blanquett, Jan 0 : 1

Aber in dieser Begegnung gewannen beide - einen halben Punkt:
van Kempen, Susanne - Reyher, Susan½ : ½

Und Hannah riss es dann wieder raus:
Möller, Hannah - Jungklaus, Lars 1 : 0

Weiteres kam aus der Gruppe E:
Esser, Heinz - Dietsche, Birgit ½ : ½

Dass die Damen heute siegen wollten, hatten diese beiden nicht gehört, der Turnierdirektor spricht eben manchmal zu leise:
Morgenstern, Tobias - Maar, Patricia 1 : 0
Stein, Carmen - Nebeling, Jörn 0 : 1

Erste Ansätze gab's dann aber doch:
Blechschmidt, Falk - Moeller, Siwana ½ : ½

Damit es nun nicht jeder - so wie ich - nachschlagen muss: Der wunderschöne Vorname Siwana geht offenbar einerseits auf den im indischen Rajastan gelegenen gleichnamigen Distrikt zurück und andererseits auf den dort geläufigen tamilischen Vornamen Siva (Shiva?) oder den Vornamen unter anderem des kurdischen Sängeres Şivan Perwer.

Unglücklicherweise ... nun, man lese selbst:
Müller, Ditte - Schramm, Christian 0 : 1

Vivien Nguyen

In der Gruppe F. Naja, kleines Mädchen. Schön lange, schwarze Haare. Süßes Lächeln. So sind sie eben. Natürlich kann sie kein Schach spielen ... oder etwa doch? Ja! Vivien zeigt auch hier, was sie kann, nämlich mehr als man zuerst denkt!
Pietsch, Frank - Nguyen, Phuong Thao Vivien 0 : 1

Anja Braun remisierte, Anja Yüksel ... äh ... gewann weder noch remisierte sie, Victoria Wagner schnappte sich einen halben Punkt, hingegen gewann Ulrike Bartuschka, das gegenteilige Ergebnis entfiel auf Anke Schönfeld und Beate Wolff, während Anja Noever spielfrei blieb.

Dähne: Fehlanzeige. Für Damen scheint die Teilnahme am Pokal untersagt zu sein, jedenfalls ist keine einzige dabei. - Denkt an Ellie Roosevelt!

Die Spiele sind eröffnet! - F I N A L E !!!

DSAM und Dähne-Pokal in Halle (Saale) gestartet

190 männliche und 29 weibliche, also insgesamt 219 Finalschachspieler versammelten sich in Halle (Saale) an den Brettern, gefühlt ebenso viele kamen hinzu, die als "Turnierpersonal" eine helfende Gemeinschaft bilden, denen ja eigentlich auch die ungefähr siebentausend Kelln... Restaurant-Fachkräfte, Receptionisten, Köche etc. des RAMADA-Hotel Leipzig / Halle zuzurechnen sind. Die Spieler sind entweder im Finale des Dähne-Pokals oder im Finale der DSAM zugange, die Partien der besten Bretter werden wie inzwischen schon gewohnt WELTWEIT "ausgestrahlt", genauer: Man kann sie "live" im Internet begucken, wofür insbesondere der Berliner FIDE-Schiedsrichter Martin Sebastian sorgt, sozusagen der Strippenzieher der Veranstaltung.

Thomas Wiedmann

Thomas Wiedmann

Aber das ist ja nur ein Teil der Veranstaltung. Zum zweiten drücken wir "DSB-Pokalchef" Thomas Wiedmann die Daumen und das Mikrofon in die Hand: "27 Teilnehmer, darunter der Titelverteidiger und weitere Sieger dieser Meisterschaft vergangener Jahre, spielen im KO-System um den diesjährigen Deutschen Pokalsiegertitel. Wie im Vorjahr findet die Veranstaltung wieder gemeinsam mit der DSAM-Endrunde statt, in diesem Jahr in Halle (Saale). Das Teilnehmerfeld ist stark besetzt, aber sehr ausgeglichen. Eine kleine Favoritenrolle sehen die Teilnehmer in den drei teilnehmenden Internationalen Meistern Alexander Belezky, Michael Kopylov und Sven Telljohann. Keiner der Teilnehmer muss vorzeitig nach Hause reisen, alle ausgeschiedenen Spieler setzen in einem nachgeschalteten Schweizer-System-Turnier den Wettbewerb fort."

Wie immer, wenn Fronleichnam ist, treffen sich nämlich die DSB-Finalisten des Dähne-Pokals und die der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft DSAM zum großen Saisonfinale, ach was, zum finalen Schachfest des Deutschen Schachbundes in einem der dafür phantastisch geeigneten RAMADA-Hotels, in diesem Jahr in Halle an der Saale. Und alle, alle kamen bzw. werden noch kommen. Ideale äußere Bedingungen, 14°C, schachlichen Optimismus stiftender Sonnenschein, kurzes oder gar längeres Luftschnappen vor dem Gebäude war möglich, schwache Böen 7 km/h, die Frisur sitzt.

Die Begrüßung der Spieler durch den Deutschen Schachbund übernahm natürlich der zuständige DSB-Referent für Breitenschach, Hugo Schulz aus Hamburg, in kurzknappfreundlicher Form, bevor er - mehr so innerlich - sein Trikot wechselte und nun als in der Schachbundesliga laufend erprobter FIDE-Schiedsrichter im Saal die Partien begleitete. Wie alle DSAM-Schiedsrichter versteht er sich eher als Helfer denn als Wächter.

"Als Breitenschachreferent freue ich mich, Ihnen die Grüße des Präsidiums des DSB zu diesem beliebten Turnier zu überbringen. Sie alle sind in einer beneidenswerten Situation. Wenn ich mich umschaue, sehe ich: So sehen Sieger aus! Sie haben sich in einem Vorturnier in fünf umkämpften Partien gegen starke Gegner erfolgreich durchgesetzt. Jetzt haben Sie die erste Stufe zum Erfolg schon geschafft. Nun fehlt in den kommenden Tagen nur noch ein Quäntchen Glück und das nötige Selbstvertrauen auf Ihre gute Vorbereitung ... und schon sind Sie auf einem guten Weg, um das Alleinstellungs-Merkmal "Deutscher Schach-Amateurmeister 2016" zu erreichen. Ich wünsche Ihnen dazu viel Erfolg und drücke allen gemeinsam die Daumen - denn als neutraler Schiedsrichter muss ich ja stets absolute Objektivität an den Tag legen. Behalten Sie in der entscheidenden Partiephase die Nerven und vertrauen Sie auf Ihre Stärken!"

Das mit der angemessenen Vorbereitung erstreckte sich bei einigen Spielern diesmal nicht nur auf das gute Frühstück, sondern gerade ein Teil der Jüngeren war ja schon vor ein paar Tagen in der Deutschen Jugendmeisterschaft zugange, teilweise mit tollen Erfolgen, wir werden noch darauf zu sprechen kommen.

André Wähnelt

André Wähnelt

Und dann schon fast der erste Zug! Der wurde nämlich vom sehr netten Sozial- und Sportdezernenten des Saalekreises André Wähnelt ausgeführt.

Alles das, dieses Kribbeln, diese "Es geht gleich los" Atmosphäre, sog der  in sich auf, als er ein gut informiertes Grußwort des Landkreises sprach. Allein schon sechs Spieler des TuS 1860 Magdeburg, vier des USC Magdeburg  und fünf des SV Roter Turm Halle in der DSAM mochten Herrn Wähnelt ein geradezu beflügelndes "Heimatgefühl" vermittelt haben:

"Schach ist Wettkampf, Schach ist Sport, aber Schach ist auch sozial. Nicht nur in Ihren Clubs erleben Sie Gemeinsamkeit und gegenseitige Unterstützung, sondern es wird ja auch in Schulschach-AGs gespielt, in Seniorenstiften, in Kneipen und Parks. Oder, wie der Schachverein Merseburg schreibt: <Schach, das ist nicht nur ein Spiel, es ist auch ein Wettstreit der Ideen zweier Menschen. Ob Frau oder Mann, ob zierlich oder kräftig, ob jung oder alt, diese Unterschiede sind beim Schachspiel nicht entscheidend. Gerade die Jüngeren erwerben dabei einen Zuwachs der "Sozialen Kompetenz". Sie als Sportler nennen das wohl einfach "Spaß am Schach".>"

Und der Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan? Der sprach charmant und freundlich seine Dankesworte an die Redner aus, freute sich über die wie immer pünktliche Auslosung, die vielen Spieler und über die netten Worte vom Hoteldirektor ... Halt! ... vom General Manager Herrn Sebastian Otto, der seinen Gästen alles erdenklich Schöne und guten Appetit wünschte, wobei er die Imbiss-Stände, die Freuden des Restaurants und die der Sport-Einrichtungen des Hotels nicht unerwähnt ließ, das eben mit dem "Top-Fit-Club mit Sauna und Solarium" sogar noch einiges mehr als die schöne Bar mit gelegentlicher "Happy Hour" (ist die im Schach nicht immer?) zu bieten hat.

Die Spiele sind eröffnet! Viel Spaß!

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