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Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA Cup 6³   2012/2013

Qualifikationsturnier Hamburg

4. bis 6. Januar 2013

Turnierinformationen:

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RAMADA Hotel Hamburg-Bergedorf

Ralf Mulde berichtet über das DSAM-Turnier in Hamburg

Frohes Neues Jahr - die Bretter sind eröffnet

An allem Anfang pflegt in diesen eröffnenden Artikeln eine Zahl zu stehen. Hier ist es die 442!! Das ist die Teilnehmerzahl dieses Turniers, die höchste, die jemals in einem Turnier der Deutschen Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) teilgenommen hat – 414 Spieler und 28 Spielerinnen, was einen Anteil weiblicher Strategen von 6,33% ausmacht. Darauf sollte in der Folge mancher Überbringer netter Grußworte kurzen Bezug nehmen.

Arne Dornquast, Bezirksamtsleiter, der in anderen Städten Bürgermeister hieße. Etwas vorschnell wurde er von den DSAM-Organisatoren gleich noch zum Doktor graduiert, verwies aber darauf, dass ihm kein solcher Titel aberkannt werden könne, weil er nämlich gar keinen habe. Der ″Bürgermeister″, der ″Schach als schönstes Vergnügen der Welt″ ansieht, zeigte sich gut informiert, indem er auf den steigerungsfähigen Anteil von nur 5% Frauen unter den deutschen Schachspielern hinwies (das Turnier liegt knapp drüber) und zeigte sich angenehm – nämlich angenehm überrascht, dass es bei der DSAM einige mehr sind, die den Jungs zeigen werden, was eine Harke (oder vielmehr eine Gabel) ist. Bekanntlich sei Hamburg eine Stadt mit langer Schachtradition und ihm selbst sei am besten das riesige Schülerturnier ″Rechtes gegen linkes Alsterufer″ bekannt.

Besonders freue es ihn, dass hier ″neben Internet, Facebook und was es sonst noch alles gibt″ bei der DSAM mehrere hundert Menschen zusammengekommen seien, die ″Auge in Auge etwas miteinander tun.″ Der ″Bürgermeister″ Dornquast schloss seine netten Worte mit den besten Wünschen für jeden Teilnehmer am Ende zu den insgesamt 36 Qualifikanten zu gehören, die zur Finalteilnahme fahren dürfen.

Redner bei der Eröffnung (v.l.n.r.): Siegfried Wölk, Prof. Dr. Perygrin Warneke, Carsten Bade, Arne Dornquast

Prof. Dr. Perygrin Warneke, nicht ″Präsident″, sondern Erster Vorsitzender des Hamburger Schachverbandes, griff einen Gedanken auf, der zur Zeit offenbar viele umtreibt: Es gibt zu wenige Mädchen die Schach spielen. Der Hamburger Gelehrte wies zudem auf die charakterlichen Tugenden hin, die das Schach einerseits fordert und andererseits fördert: Es sei nun mal schwieriger zu verlieren als zu gewinnen (allerdings, wie die Redaktion hinzusetzt, will auch würdevolles Gewinnen gelernt sein). Er gipfelte in dem Wunsch: ″Viel Freude auch beim Verarbeiten von Verlusten!″

Siegfried Wölk vom SC Bille ist weder Graf noch Lord noch mit sonst einem Titel angereist, aber – ebenso wichtig – er ist der Vertreter jenes Vereins, dessen Mitglieder in großer Zahl die unendlich vielen Stühle, Tische, Figuren, Bretter etc. aufgestellt haben und damit überhaupt erst die Voraussetzungen für dieses Turniers schufen.

Das mit den Tischen muss angesichts des großen Andrangs eine wirkliche Herausforderung für die Organisatoren gewesen sein; ohne Zollstock und scharfen Blick ging gar nichts, dauerte auch entsprechend lange. Es mussten ja nicht ″nur″ die Teilnehmer Platz finden, sondern es ist selbstverständlich, dass zum Beispiel den schwer sehbehinderten oder den im Rollstuhl fahrenden Spielern der zusätzliche Platz geboten werden muss, den sie nun mal benötigen. Er wünschte allen Teilnehmern ″viel Genuss″ beim Turnier, was seine erfreulich lebensbejahende Einstellung erkennen ließ.

Der sein kurzes Grußwort mit einem ″ja .... hallo erstmaaal ...″ begann, war heute nicht der Komiker Rüdiger Hoffmann, sondern Hoteldirektor und inzwischen ″Area Manager″ für den ″RAMADA-Norden″: Carsten Bade. Der hat keinen Doktortitel, dafür aber einen Generalschlüssel – kann im Zweifel wichtiger sein.

Herr Bade wies auf das vorzügliche Mittags-Buffet im Restaurant hin und auf die Snackbar im Saal, die von seinem Team betreut werde. Seine Betonung der ersten Silbe des Wortes Restaurant (statt auf der letzten) kommt ebenso wie bei vielen seiner Kollegen gewiss daher, dass die weltweit gerühmte Schweizer Hotelfachausbildung in besseren Häusern einfach ihre phonetischen Signale setzt.

Einen kleinen Ausblick gab Dr. Dirk Jordan, Turnierdirektor der DSAM, schon preis: Am Sonnabend wird IM Michael Richter ein Chessbase-Seminar anbieten. In welchem Raum es stattfindet wird noch ausgehängt und bekanntgegeben werden.

Ebenfalls am Sonnabend, aber wohl schon knapp nach dem Frühstück beginnend, wird Frau Mädler den Schachstand im Foyer eröffnen. Wem also noch ein Chessbase-Produkt, ein Buch oder sonst etwas zum schachlichen Feinschliff fehlen sollte (mancher Mangel mag sich völlig unvermutet während der ersten Runde am Freitag offenbart haben), der wird hier richtig sein und freundlich & kompetent bedient werden.

Zwillinge

Marcel & Moritz Ruhl, SV Anderssen Arolsen, beide am 5.Okt.2000 geboren, also jeder einzeln 12 und zusammen 24 Jahre alt ... Moritz wurde vor ziemlich genau zwei Jahren, Ende Januar 2011, in Bad Arolsen Stadtmeister im Schulschach - und zwar mit unfassbaren "acht aus acht"! Sein Bruder Marcel, wegen Krankheit mit Trainingsrückstand, hätte ihn zwar fast besiegt, aber mit "fast" und "hätte" gewinnt man auch gegen den Bruder keine Partie.

Die zwei beiden spielen Schach, seitdem sie vier Jahre sind und, wie es die "Frankenberger Zeitung" am 5.1.2010 wusste, "auf ihrem Fensterbrett reiht sich ein Pokal an den anderen, im Schrank liegt die Wettkampfkleidung: Marcel und Moritz Ruhl feiern seit zwei Jahren Erfolge beim Schachspielen – und haben noch viel vor." Was sie genau vorhaben und wie eigentlich die besagte Wettkampfkleidung im Schach aussieht - vielleicht werden wir es im Turniersaal sehen. Wenn nicht: einfach fragen geht bestimmt auch.

Zwillinge 2: Julian und Daniel Grötzbach

Marcel & Moritz sind nicht die einzigen "Schachzwillinge", die wir in der DSAM begrüßen dürfen, erinnert sei zum Beispiel an Daniel & Julian Grötzbach aus Sasel, die diesmal in Hamburg fast nicht am Start gewesen wären – die Anmeldung in letzter Sekunde war gerade noch erfolgreich. Begonnen hatten die beiden ihre noch junge ″Schachkarriere″ bei den SF Sasel 1947, wo ihre Eltern noch heute vertrackte Springerendspiele gewinnen (hoffen wir ...). Die Zwillinge verstärken inzwischen den Hamburger SK von 1830. Daniel spielt öfter Turniere mit einer DWZ-Leistung weit jenseits der 1900, hält sich aber in anderen ″Events″ doch gelegentlich ein wenig (künstlich!) zurück und hat eine aktuelle Wertungszahl von 1885 (Elo 1899).

Julian Grötzbach hat sich unterdessen mit einer DWZ von 2019 (Elo 2006) einen kleinen Vorsprung gegenüber seinem Bruder Daniel erspielt. Der ″Tigersprung″ gelang ihm 2011, als mehrere einfach großartige Ergebnisse in Liga und Einzelwettkämpfen Julians Werte so nach oben katapultierten wie es manch anderer vielleicht nur von seinem eigenen Blutdruck kennen mag.

Vor einem halben Jahrzehnt machten Jonas & Julian Beuchert in Berlin von sich reden, deren darauf folgende "Karriere" wir nicht weiter verfolgen konnten. Vielleicht spielen sie jetzt ja auch einfach Querflöte oder finden ihr Glück in der Bestimmung seltener Farngewächse, soll heißen: auch im Schach erfolgreiche Kinder haben ganz gewiss das Recht, einmal etwas völlig anderes zu tun, falls ihnen der Sinn danach stehen sollte - auch wenn die Trainer und "Leistungsschach-Funktionäre" diesen Satz vielleicht nicht gerne lesen sollten.

Nachdem noch niemand die "Kessler-Zwillinge" Alice & Ellen jemals Schach spielen sah, stellt sich die Frage: gab oder gibt es denn andere Zwillinge, die im Schach hervortraten? Zuerst kommt man vielleicht auf die Kosintsewa-Schwestern. Die beiden Großmeisterinnen treten zwar stets und allzeit sympathisch zusammen auf, wurden auch beide in Archangelsk geboren, aber es trennen sie doch rund 16 Monate: Die etwas ältere Nadeschda Anatoljewna Kosintsewa wurde am 14.Jan.1985 geboren und ihre Schwester Tatjana Anatoljewna Kosintsewa kam am 11.April 1986 zur Welt.

Echte Zwillinge sind hingegen die Serbinnen Alisa & Mirjana Maric. Überraschenderweise wurden beide am selben Tag geboren, nämlich am 10.Januar 1970 - wer Geburtstagsglückwünsche vorbeibringen möchte, kommt also nach der DSAM gerade richtig. Alisa Maric wird man im serbischen Ministerium für Jugend & Sport (und Schach?) finden können - und zwar auf dem Ministersessel! Mirjana Maric ist ebenso wie ihre Schwester Großmeisterin. Die Mathematikerin hat neben der serbischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Zu jung zum Schreiben

Die gaaaanz kleinen, jungen Spieler nicht nur keck und erstaunlich nett, sondern oft auch richtig gut. Zwar muss man bei einigen noch immer erwarten, dass sie aufstehen und um den Tisch herumsausen müssen, um Dich in der entfernten Ecke mattsetzen zu können, weil die Arme einfach noch nicht so weit reichen – aber man muss eben auch immer öfter erwarten, dass es ihnen gelingt, Dich auf dem Brett in genau diese Situation zu drängen. So weit so gut, um den Nachwuchs muss sich das deutsche Schach eigentlich keine (großen) Sorgen machen.

Was aber ist eigentlich mit den jungen Strategen, die noch so klein sind, dass sie ganz einfach noch nicht schreiben können, also auch nicht wie vorgeschrieben eine (lesbare) Partienotation anfertigen können? Solche Kinder kamen offenbar in früheren Zeiten in den Turniersälen schlicht nicht vor.

Spieler wie Capablanca und Reshevsky wurden in jenen Jahren, als sie noch kurze Hosen trugen, zu recht für ″Wunderkinder″ gehalten – zunächst aber nur, weil sie schon als kleine Kinder in der Lage waren, überhaupt Schach zu spielen, unbeachtlich der Qualität der Partien. Der kleine José Raul und Sammy waren in ihrer Kinderzeit einerseits Ausnahmen und spielten andererseits in dem Alter noch lange kein Turnierschach gegen diese ehrwürdigen Daddys mit Bratenrock und Rauschebart.

Heute sind Kinder zum Glück keine Ausnahme mehr im Turnieralltag und dass Du von ihnen mattgesetzt wirst und in dieses gnadenlose Leuchten der Kinderaugen blicken darfst, nachdem sie diesen Opa (alles jenseits der 30 Jahre) umgehauen haben ... das ist eben auch tägliches Erleben. Aber eins kannst Du noch viel besser als sie: Wenn es fürs Schach schon nicht mehr reicht, Du kannst schreiben!

Natürlich braucht man für eine seriöse Turnierpartie eine Partienotation. Wie sonst soll man Reklamationen oder einfach Missverständnisse aufklären, die eben immer wieder mal auftreten? Selbstverständlich verschreibt sich gelegentlich mal einer der beiden Schachpartner; deshalb benötigt der Schiedsrichter für seine Entscheidung immer beide Notationen. Und wenn nun einer der beiden Schachpartner am Schreiben gehindert ist, muss ihm / ihr die Möglichkeit gegeben werden, dass jemand für sie mitschreibt. Genauso wird das auch bei der DSAM gehalten. Hauptschiedsrichter Jürgen Kohlstädt entschied die ″Kinderregel″, nach der für unsere Kleinsten ebenso wie für andere, die an der Notation gehindert sind, ein Helfer einspringen darf, der das mit dem Schreiben besser hinkriegt.

Der Tiger aus Schleswig-Holstein

Olaf Steffens (Gruppe A)

″Der Tiger aus Madras″ ist einer der Beinamen des sehr sympathischen Weltmeisters Anand. Hier in der DSAM haben wir auch einen Spieler mit Tiger in unseren Reihen, der zu einigen Wortspielen wie ″Tiger im Tank″, anregt, aber auch an den Tiger von Franz Marc (1912), an Theobald Tiger (Kurt Tucholsky), an den ″Tigersprung auf DWZ ...″ und an ″Chess for Tigers″ (Simon Webb) erinnert. Unser Spieler hier in Bergedorf war der erste Deutsche Schach-Amateurmeister (2002). Er spielt nicht nur Schach als echter Amateur, also unbezahlt und als Liebhaber (″amati″) des Spiels, sondern er schreibt auch drüber (im Netz in der Schachwelt mit seinem jüngsten Kabinettsstückchen), stets heiter, amüsant und vor allem: gekonnt. Dieser Tiger stammt aus Schleswig-Holstein und vermutlich war es sein Beruf als Handelslehrer, der ihn nach Bremen zog, wo er für Werders Team in der 2. Bundesliga aktiv ist.

Es handelt sich um Olaf Steffens, den schwungvollen Angriffsspieler mit schwärmerischem Hang zur ″obskuren Eröffnung″, die erkennen lässt: Hier wird eigenständiges, originelles Denken gefordert und gefördert. Seine Chancen im Turnier sind eingangs der dritten Runde mit 1,5 aus 2 völlig intakt (die aller anderen Spieler aber auch...), schließlich gibt es lediglich drei Strategen, die sogar 100% aufweisen. In der ersten Runde schien es dem flanierenden Reporter so, dass sein erzieltes Remis mit einer Qualität weniger und nur noch 3 Minuten auf dem Wecker (dem Gegenüber war noch eine halbe Stunde verfügbar) ein, sagen wir, wacker erkämpftes Resultat war, aber schon ganz andere sind noch nicht ganz wach ins Turnier gestartet und jubelten am Ende dennoch – viele allerdings auch nur über den Kaffee. Wir wünschen ihm ebenso wie allen anderen Schachfreunden viel Spaß – und auch Erfolg.

DSAM Telegramm vor der vierten Runde

IM Michael Richter führt Chessbase-Seminar vor gefüllten Reihen durch.

Till Schreiner (DWZ, 2253, Elo 2222 Turm Lüneburg) in Gruppe A bisher 100%.

In Gruppe B noch vier Teilnehmer mit 100%, spielen jetzt gegeneinander.

In Gruppe C noch drei mit "Persil-Weste", in der D noch fünf.

In E führt Zeitungsredakteur Harry Grunwald mit drei weiteren 100%ern.

In der F sind es noch sechs Strategen mit 100%.

Spaghetti in der Mittagspause satte Portion: schmackhaft.

DSAM auf Homepage des Deutschen Schachbundes mit neuem Artikel.

Nie war so viel Jubel wie heute : Bronze! Silber! Gold!

Die kleine Befürchtung, dass die Bühne im Turniersaal nicht ausreichen würde, verflog rasch: Alle 20 (in Worten: zwanzig!!) Jubilare konnten unter dem tosenden Applaus der mehr als 400 anwesenden Spieler zusammen geehrt werden. Eine geschickte Anordnung in drei Reihen ließ sogar alle aufs Foto passen. Es waren die Spieler, die nun schon zum zehnten Mal an einem Turnier der DSAM teilnehmen und dafür den "bronzenen Springer" ans Revert geheftet bekamen. Das nahmen standesgemäß der Breitenschachreferent des DSB, Walter Pungartnik und  Turnierdirektor Dr. Dirk Jordan vor. Nun kann niemand erwarten, dass wir diese Spieler hier alle namentlich aufführen ... deshalb machen wir das einfach. Schach lebt vom Unerwarteten.

Zunächst aber zu den zwei Schachfreunden, die aus der Schar der Jubilare deutlich herausragen und deshalb eine etwas andere "Springerfarbe" erhalten. Uwe Lechnauer (TuS 1860 Magdeburg) nimmt nämlich bereits an seinem fünfundzwanzigsten DSAM-Turnier teil und erhielt dafür den silbernen Springer!

Derjenige, der über 25 Turniere sogar nur abgeklärt und milde lächelt, ist unser lieber Schachfreund Hans Werbe (Doppelbauer Kiel) - das tut und darf er, weil das hier in Hamburg-Bergedorf bereits seine fünfzigster DSAM-Wettbewerb ist!! Das wird natürlich mit einem goldenen Springer ausgezeichnet.

10 Teilnahmen an einem DSAM-Vorturnier

Zum zehnten Mal an den DSAM-Brettern sind Jakob Bender (SG Porz), Helge Biermann (Bille SC v.1924), Tobias Ehrt (Turm 2000 Wahrburg), Jörg Gareiss (Sieker Bielefeld), Daniel Grötzbach (Hamburger SK), Julian Grötzbach (Hamburger SK), Alexander Indinger (Bille SC v.1924), Wulf-Werner Kunisch (Lister Turm), Peter Oppitz (Caissa Wolfenbüttel), Ansgar Pleus (Schwarzenbeker SK), Artur Reuber (SC Schachelschweine), Maik Richter (FC ST.Pauli 1910), Rainer Schmidt-Brauns (SK Marmstorf GW Harburg), Karsten Schöne (Sieker Bielefeld), Gottfried Schoppe (Caissa Rahlstedt v.1965), Klaus Schreiner (Turm Lüneburg), Till Schreiner (Turm Lüneburg), Dr. Jörg Schwarzkopf (Fischbek Suederelbe), Shaqir Shabani (SC Uetersen), Mario Uecker (1860 Magdeburg) und Manfred Vogel (Geesthacht v.1970).

Unser "Helferverein" SC Bille leistete auch diesmal phantastische Dienste, ohne dessen nette Tätigkeit beim Aufbau / Abbau, Stellen der Tische / Stühle etc. dieses Turnier gar nicht möglich gewesen wäre. Wir bedanken uns im Namen aller Spieler vielmals herzlich dafür! Zwei Spieler vom SC Bille sind nun sogar unter den Jubilaren, Helge Biermann und Alexander Indinger. Natürlich bedanken wir uns auch bei allen Jubilaren, denn gerade sie zeigen uns durch ihre oftmalige Teilnahme, dass wir als Organisatoren vielleicht etwas mehr richtig als falsch machen.

Herzlichen Glückwunsch und Dank an Euch alle!

Kleine Regelkunde

Manchmal sammeln sich einige Geschichten an, haben sich also nicht unbedingt in Bergedorf ereignet, so dass man sie heute weder einem Spieler noch einem Ort zuordnen kann. Sie ereigneten sich aber so in der DSAM.

Da war zum Beispiel jener Schachfreund, der eine so genannte ″Seeschlange″ aufs Brett zauberte. Die Partie befand sich mittlerweile wohl im 180. Zug ... Es handelte sich um ein Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern (womit nicht gemeint ist, dass ein Spieler zwei Läufer hatte!), Weiß hatte drei Bauern, Schwarz deren zwei, irgendeine Art der Umwandlung war nicht in Sicht und auch nicht recht vorstellbar. Weiß mit seinem Plusbauern bot Remis an – und Schwarz lehnte ab. Er spielte weiter.

Schließlich hatte er ja bedeutend mehr Zeit ... bis ihm ein Schiedsrichter mühsam die Funktionsweise der Schachuhr näher brachte: Dass nämlich laut den Regeln der DSAM nach jedem Zug ein Zeitzuschlag erfolgt – nicht viel, aber allemal genug, dass ein Spieler erst recht in einem solchen ″Endspiel″ nie und nimmer die Zeit überschreiten kann, es sei denn, er ginge zwischendurch etwas essen.

Abgesehen davon, dass es nicht sonderlich fair ist, so etwas weiterzuziehen und man sich damit leicht der Lächerlichkeit preisgibt, ist also das ganze Vorhaben, jemanden so ″über die Zeit zu heben″, schlicht sinnlos. Irgendwann endlich hatte das auch dieser Schachfreund intellektuell durchdrungen und willigte mit Minusbauern ins Remis ein.

Kurios waren auch die Fälle, in denen zuerst das Handy klingelte und so das sofortige Ende der Partie einläutete, sich nun aber der Unterlegene schlicht weigerte, der FIDE-Regel und Anweisung des Schiedsrichters nachzukommen, nun auch das Partieformular zu unterschreiben, damit also quasi den (selbst herbeigeführten) Verlust zu quittieren. Auch hier gilt: So etwas gehört sich nicht – und es verstößt gegen die Regeln. Der Schiedsrichter muss in diesem Fall einen Ausschluss vom Turnier verhängen, denn auf Partieverlust kann er ja schon nicht mehr entscheiden – ist ja bereits geschehen. Im Angesicht dieser Konsequenz wurde dann eben doch unterschrieben. - Sachen gibt's ...

Und dann war da noch jener Schachfreund, den wir hier ebenfalls nur erwähnen, damit andere nicht einem ähnlichen Irrtum aufsitzen: Der hatte sich vor geraumer Zeit für eines der DSAM-Turniere angemeldet, war aber um 09:30 nicht da, also zum Anmeldeschluss. Nun steht aus gutem Grund in der Ausschreibung (so wie in den meisten großer Wettbewerbe), dass der Spieler nur dann aufgenommen wird, wenn er bis xy-Uhr persönlich anwesend ist, sich also persönlich anmeldet. Wer das nicht tut, spielt nicht mit. Schließlich werden immer wieder Spieler krank, überlegen es sich im letzten Moment anders etc., so dass man das Turnier bei einem anderen Procedere niemals pünktlich starten könnte. Machen wir aber. Immer.

Remisvereinbarung per Stiller Post

Manche Großmeister kommen einfach nicht miteinander klar und wechseln kein Wort miteinander. Gelegentlich gehört so ein Auftritt aber auch wohl nur zu Wettkampf-Strategie oder mag dem Image geschuldet sein. Bei der DSAM sind fast immer nur Missverständnisse an solchen ″Funkstörungen″ schuld. Ein wirklich kurioser Fall ereignete sich in der vierten Runde. Er hatte etwas von einer Fernpartie.

Weiß war am Zug, aber sein Schachpartner war gerade nicht am Brett. Weiß wollte aber dringend ziehen und dann selber das Brett verlassen, um nun dem WC seinen Besuch abzustatten. Also führte er seinen Zug aus, nahm nun das Partieformular seines Gegenübers, trug auch dort als echte Serviceleistung seinen Zug ein und fügte, das war der Sinn der Aktion, ein Remisangebot hinzu, indem er das (=) der FIDE-Regeln verwendete.

Als er nach einigen Minuten ans Brett zurückkehrte, hatte sein Schachpartner das Remis schon auf dem Ergebnisformular eingetragen, unterschrieben und war bereits wieder irgendwo unterwegs. So ist das eben manchmal im ″Fernschach″ ...

ChessBase Seminar

IM Michael Richter

IM Michael Richter hielt während des Turniers gleich zwei stark besuchte Seminare zum Thema ″ChessBase″. Das Anlegen von Datenbanken und Verwalten von Partien ist durch das neue ChessBase 12 sogar noch einfacher als früher geworden! Man kann mit dem Programm jetzt noch komfortabler als zuvor nach Partien anhand von zeitlichen Daten oder Spielernamen suchen, nach Positionen und sogar nach Stellungstypen und Bauernstrukturen selektieren, Partien filtern, in denen es nur eine bestimmte Materialverteilung gibt (vielleicht also jeweils eine Dame und drei Bauern) und vieles mehr.

Natürlich kann man mit Chessbase durch die eingebetteten Engines auch Partien analysieren, kommentieren und mit Diagrammen und sonstigen für Trainingsvorführungen geeigneten Zusätzen versehen, also vielleicht Pfeile, farbige Markierungen usw. Vor allem durch die 64-bit-Version ist das System rasend schnell geworden, so dass CB 12 eine echte ″Neuerung″ gegenüber CB 11 darstellt. Selbstredend ist es möglich, die Datenbank per ″eingebautem Download″ zu ergänzen.

In der ″tiefen Stellungsanalyse″ rechnet das Programm pausenlos und theoretisch unendlich lange an einer Stellung. Dabei erzeugt es einen dynamischen Analysebaum der besten Züge. Die bekannte Fritz-Analyse ist damit weiterentwickelt worden. Hinzugekommen ist eine wolkige Sache, nämlich die (tiefe) ″Cloud″-Analyse, mit der man eine Stellung zugleich von mehreren, parallel laufenden Engines auf räumlich voneinander getrennten Computern (etwa einer in Hamburg und einer in New York) analysieren lassen kann.

Weil keine gut genutzten Funktionen gestrichen wurden (warum auch?), kann man mit Chessbase auch weiterhin Turniere anlegen und alle gespielten Partien so verwalten, dass am Ende Tabellen mannigfacher Art erstellt werden können. Zum Beispiel kann das Programm für Rundenturniere auch die Paarungen und eine voll vorgefertigte pgn des Turniers erstellen, was besonders im Fernschach praktisch ist.

Der Vortrag von IM Richter nahm eine Partie eines DSAM-Spielers als Basis, um während der Durchsicht auf ″tausend Fragen″ und wohl alle wichtigen Funktionen des mächtigen Programms einzugehen – die Teilnehmer schienen allesamt zufrieden gewesen zu sein.

Der Vorhang ist gefallen, Bergedorfer Turnier ist beendet

Hannes Meyer (Sieger Gruppe A)

Die Letzten der 442 Spieler beendeten ihre Partien, der Vorhang ist gefallen, die Akteure verbeugen sich vor dem Publikum und nehmen zu recht den Applaus entgegen: Das große Turnier der DSAM in Hamburg ging zu Ende. Dank der rücksichtsvollen Teilnehmer, der sehr guten Küche und des aufmerksamen Services des gastgebenden RAMADA-Hotels war es ein ruhiges, heiteres Turnier mit allerdings schwer umkämpften Partien – so soll es sein!

Die Gruppe A, die so genannte ″Königsklasse″, hatte am Ende zwei Spieler mit 4,0 Punkten und vier mit 3,5 Zählern. Es war also ein enges Rennen, gab es doch niemanden, der mit 4,5 oder gar 5,0 davonziehen konnte. Hannes Meyner (Kasseler SK, Elo 2239), der seine beneidenswerten schachlichen Fähigkeiten ab und an auch beim Fernschach im ″Deutschen e-mail Schachclub, DESC″ strafft, schaffte irgendwie einen halben Buchholzpunkt mehr auf die Habenseite zu verbuchen als der Zweite, Till Schreiner (Turm Lüneburg, DWZ 2253). Hannes Meyner nahm dafür eben den größeren Springer als Trophäe mit nach Hause.

Maik Richter (St.Pauli, Elo 2231) war der wertungsbeste Stratege unter den Spielern dieser Königsklasse, die 3,5 Punkte erspielten und damit Dritter. Benedict Krause (Bargteheide, DWZ 2192) folgte als Vierter und FM Jürgen Dietz (SF Hamburg, Elo 2202) wurde mit gleicher Punktzahl Fünfter. Den noch immer für eine Final-Qualifikation genügenden sechsten Platz nahm Jens Wulf von Moers (Wrist-Kellingh., Elo 2154) ein.

In der Gruppe B bestaunten wir einen echten und überzeugenden ″Start-Ziel-Sieg″. Stefan Hütte vom SV Hattingen spielte Schach wie der Teufelsgeiger auf seiner Fiedel, rauschte mit ″vier aus vier″ durchs Turnier, obwohl er das als Neunzehnter der Setzliste natürlich gar nicht durfte (oder etwa doch?) und darf sich nun über seine Leistung freuen, denn wie schon ″Schachfreund″ Goethe formulierte: ″Nur die Lumpe sind bescheiden, Brave freuen sich der Tat.″

Das werden hoffentlich auch die nachfolgenden Spieler getan haben, denn der Satz ″der Zweite ist der erste Verlierer″ ist selbstverständlich kompletter Unsinn. Wer so etwas sagt, hat den Gedanken eines sportlichen Wettbewerbs offenbar nicht verstanden. Unsere Zweiten, Sechsten und auch Siebenunddreißigsten haben jeder für sich eine gute Leistung geboten, sonst hätten sie ja keine Punkte erzielt. Andere haben noch mehr Punkte geschafft – beim nächsten Mal wird das Ergebnis vielleicht andersrum lauten.

Deshalb gratulieren wir ganz herzlich den Spielern, die in der Gruppe B sehr gute 4,0 Punkte erzielten und, durch die Feinwertung getrennt, das Turnier in folgender Reihenfolge abschlossen: Thomas Radke (Freiberg), Julian Grötzbach (Hamburger SK), Martin Riederer (Hamburger SK), Alexander Lähnwitz (Biebertal) und Jonah Krause (Bargteheide).

Daniel Grötzbach (Sieger Gruppe C)

Gruppe C: Der Sieger ist Daniel Grötzbach. An anderer Stelle dieser Seite schrieben wir noch: ″Daniel spielt öfter Turniere mit einer DWZ-Leistung weit jenseits der 1900, hält sich aber in anderen ″Events″ doch gelegentlich ein wenig (künstlich!) zurück und hat eine aktuelle Wertungszahl von 1885 (Elo 1899).″ Das mit der Zurückhaltung hat sich damit ja wohl erledigt – gut so! Daniel spielte mit 4,5 Punkten = 90% ein großartiges Turnier. Dem konnte ″das Feld″ nicht folgen. Die sieben nachfolgenden Spieler erzielten jeweils 4,0 Punkte, sind aber durch die Feinwertung sauber getrennt.

Robert Wilms (Schachfreunde Hamburg) wurde Zweiter. Oliver Kiesewetter (Hannover 96) Dritter, Jens Gramenz (SF Barsinghausen) gelang der vierte Platz, Mika Seidel (Johanneum Eppendorf) wurde Fünfter und Stefan Haack (Diogenes) löste mit noch immer 4,0 Punkten das letzte Ticket dieser Gruppe für das Finale. In dieser Gruppe dominierten die Hamburger Schach-Athleten (wir sind ja Sport) deutlicher als in den anderen das Geschehen.

Der in der Gruppe D siegende Mohammed Shah Hotaki stammt aus Afghanistan, hat im sächsischen Freiberg leider vor einigen Jahren mit dem Vereinsschach aufgehört und legte hier dennoch bei der DSAM ein super Turnier hin! 5,0 Punkte, 100% in der nicht einfachen D-Gruppe, das ist richtig gut.

Über den zweiten und dritten Platz musste die Bundesbank entscheiden, genauer gesagt: der Münzwurf. Roland Becker (SC Sottrum) und Thomas Mandelkow (Tura Harksheide) waren komplett punktgleich und feinstaubwertungsgleich. Eine entscheidende Blitzpartie kennt die Spielordnung aus gutem Grund nicht (bei der DSAM werden die Preise absolut pünktlich übergeben!); also wirft der Schiedsrichter eine Münze. Es wurden dabei zum Glück wieder keine Unschuldigen verletzt und der Sieger dieses beliebten Spektakels vor sensationsgierigem Publikum war: Roland Becker. Wir gratulieren!

Mario Heine (Osterbur Weida), Emily Rosmail (Harksheide) und Ralf Bascheck (Sieker Bielefeld) waren die Spieler auf den Plätzen drei bis sechs, die sich damit für das Finale qualifizierten. Emily Rosmail verteidigte damit gleichsam die schachliche Ehre der Frauen, denn gar zu viele Damen standen diesmal leider nicht auf dem Siegerpodest.

Peter Hiniborch (Gruppe E)

Aus der Gruppe E kam diesmal der Spieler, der als Erster alles klar machte. Um 10:39 erreichte die Redaktion die Meldung, dass am ersten Brett Peter Hiniborch (Winsen / Luhe, DWZ 1406) seine Weiß-Partie gegen den bis dahin mit einem halben Punkt Vorsprung führenden Harry Grunwald (Mümmelmannsberger SV, DWZ 1424) gewonnen habe und so mit 4,5 Punkten als uneinholbarer Erster feststehe. Danach ... geschah lange Zeit gar nichts mehr. Am Ende hatten wir Harry Grunwald mit 4,0 Punkten auf Platz zwei, der mit Vollbart, Esprit und Journalisten-Kamera ein ″ach, das ist ein weites Feld″ von Spielern mit ebenfalls 4,0 Pkt. anführte.

Diese Spieler auf den Rängen 3-6, gestaffelt nach ihrer Feinwertung sind: Alois Luksa (Wrist-Kellingh., DWZ 1498), Steven Rüsch (Hamburg, DWZ 1407), Uwe Scheunemann (TV Witzhelden, DWZ 1456) und Jannis Renzelmann (SV Laatzen, DWZ 1331). Diese sechs sind für das Finale qualifiziert. Bemerkenswert ist das Ergebnis von Schachfreund Renzelmann, der mit seinem 1331-DWZ eine riesige Gruppe von Spielern mit einem Rating weit jenseits der 1400 hinter sich ließ.

Und dann kam die Gruppe F, die Sektkorken knallten ... naja, die Verschlüsse der Kaffeekannen, als sich um knapp 11 Uhr der Gruppensieger in die Annalen der DSAM einschrieb. Es ist Jann-Christian Tiarks (Empor Potsdam, DWZ 1176)! Der war bis dahin trotz seiner Vollausbeute mit 4,0 Punkten noch unauffällig am zweiten Brett platziert, ″denn die im Dunkeln sieht man nicht.″ Dort gewann er seine Weiß-Partie gegen Marvin Henryk Ehlers (DWZ 1291, SV Laatzen). Weil schon kurz zuvor am ersten Brett die Begegnung zwischen Timo Hiniborch, (DWZ 1100  Winsen / Luhe) und Rainer Möller (DWZ 1271, SV Büsum) remis endete und beide Protagonisten 4,0 Punkten aufwiesen, war ″Mr. 100%″ Jann-Christian Tiarks mit 5,0 Punkten klarer Sieger der Gruppe F.

Der eben noch am ersten Brett spielende Timo Hiniborch wurde mit 4,5 Pkt. Zweiter, dem Rainer Möller (SV Büsum, DWZ 1271) mit gleicher Punktzahl, aber schwächerer Feinwertung als Dritter folgte. Ebenso 4,5 Punkte erzielten Marcel Ruhl (einer der Zwillingsbrüder, SV Anderssen Arolsen, DWZ 1144) und Axel Eichstädt (St.Pauli, DWZ ... bisher noch keine!). Jakob Bender (SG Porz, DWZ 1279) gelang als wertungsbestem Spieler derer mit 4,0 Punkten der sechste Platz. Weil der aber schon in Magdeburg einen der ersten 6 Plätze erreicht hatte, qualifizierte sich hier in Bergedorf auch noch der Siebte und der ist Tobias Ehlert (Turm 2000 Wahrburg, DWZ 1114).

Der Sieger Jann-Christian Tiarks ist erst zwölf Jahre jung. Er verlor vergangene Saison bei der Begegnung seines Clubs mit der SG Gaselan Fürstenwald seine Partie – so was kommt ja bekanntlich mal vor. Der dortige Chronist bezweifelte aber gleich, ob es überhaupt sinnvoll sein könne, so junge Spieler gegen erfahrene Recken einzusetzen – Jann-Christian gab heute in der F-Gruppe die überzeugende Antwort darauf und wir gratulieren ihm.

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