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1. Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft
RAMADA-TREFF Cup 5³

Qualifikationsturnier Aalen

Turnierbericht:

N. Heymann

Mit aalen in Aalen war nix …

Gruppe-C, 4. Runde am 8.12.2001

Ein Teilnehmerbericht aus der C-Gruppe (DWZ 1900 bis 1701) von Hanno Dürr

In allen fünf Gruppen wurden fast alle Partien ausgekämpft. Als Beispiel mag die nachfolgende Partie aus der 4. Runde der Gruppe C dienen, zu welcher beide Spieler ihre Gedanken beisteuern; ohne Anspruch auf analytische Präzision, aber einen ungeschützten Blick auf ihre Ideen freigebend. Große Meister sehen das gewiss anders.

Turniersituation: Beide Spieler waren mit zwei Niederlagen gestartet und hatten am Vormittag nur Remis erreicht. Die Aussicht auf das Finale hatten beide begraben - ABER:

> Jetzt will ich endlich ´mal gewinnen <

Lesen Sie dreimal:

(1)  die Partienotation mit jeweils verbrauchter Zeit
(2)  die Notizen von Weiß
(3)  die Gedanken von Schwarz

Eine seltene Gelegenheit beide Seiten zu lesen und Ihre?!

Weiß: Stefan Paschmann   (DWZ 1828)   SK Turm Krefeld
Schwarz:   Hanno Dürr (DWZ 1849) SGem. Vaihingen-Rohr

(1) Zunächst die nackte Notation:

  (Minuten verbrauchte Zeit)
1.   d4 d5   (0) -   (5)  
2. Sf3 Sf6  
3. Lf4 g6  
4. e3 Lg7  
5. Sc3 c6  
6. Le2 0-0  
7. Se5 Sfd7   (4) -   (9)
8. h4 S×e5   (7) - (11)
9. d×e5 f6  
10. e×f6 L×f6   (9) - (12)
11. Dd2 e5 (23) - (15)
12. Lg3 Le6  
13. 0-0-0 Sd7 (33) - (18)
14. Kb1 Sc5 (38) - (23)
15. f4 d4 (42) - (25)
16. f×e5 d×c3  
17. D×c3 Se4  
18. De1 Db6 (52) - (34)
19. e×f6 Tae8 (53) - (59)
20. Lf4 T×f6 (62) - (60)
21. Tf1 Tf5  
22. Lg4 L×a2+  
23. K×a2 Ta5+  
24. Kb1 Da6  
25. D×a5 D×a5 (87) - (69)
26. Lh6 Sd2+ (89) - (78)
27. T×d2 D×d2  
28. Le6+ Kh8  
29. Tf7 De1+  
30. Ka2 Da5+  
31. Kb1 De5 (92) - (79)
32. Lb3 b5 (98) - (81)
33. Lg5 (=)  

Remis


(2) Notizen von Weiß zur Partie

1.   d4 d5  
2. Sf3 Sf6  
3. Lf4 g6  
4. e3 Lg7  
5. Sc3 c6  
6. Le2 0-0  
7. Se5 Sfd7 Oder … Sbd7.
8. h4 S×e5 h4 … bringt Probleme mit sich. Besser Sf3.
9. d×e5 f6  
10. e×f6 L×f6 … L×f6! hält die Diagonale offen.
11. Dd2 e5 Nach h5 … kommt … e5 mit … g5 und Weiß kommt nicht weiter.
12. Lg3 Le6  
13. 0-0-0 Sd7 0-0-0 mehr oder weniger erzwungen, aber ungünstig.
14. Kb1 Sc5 Befürchtet war … b5, … a5, … Sb6 und der Angriff rollt.
15. f4 d4 Nach Wartezügen dürfte Weiß erdrückt werden; … d4! konsequent.
16. f×e5 d×c3 Leider hat der Sc3 keine Felder.
17. D×c3 Se4 D×c3 erzwungen.
18. De1 Db6 … Db6?! … Dc7! behält die Figur.
19. e×f6 Tae8 Tae8 nutzt die Gegenüberstellung zur weißen Dame. Nicht … D×e3 wegen Lc4.
20. Lf4 T×f6  
21. Tf1 Tf5  
22. Lg4 L×a2+ Lg4?!, Ld3 musste geschehen; … L×a2!
23. K×a2 Ta5+  
24. Kb1 Da6  
25. D×a5 D×a5 D×a5 erzwungen. Reicht zum Remis.
26. Lh6 Sd2+ … Sd2+ im Remissinne gespielt.
27. T×d2 D×d2  
28. Le6+ Kh8  
29. Tf7 De1+  
30. Ka2 Da5+  
31. Kb1 De5 Deckt das Matt.
32. Lb3 b5  
33. Lg5 (=) Aber, wenn … Te6, dann 35. Lf4 De4 36. Lh6! … Remis (nach der Partie gefunden - leider).

(3) Gedanken von Schwarz während der Partie

1.   d4 d5  
2. Sf3 Sf6 Angenehm: Colle-System oder London-System kenne ich.
3. Lf4 g6  
4. e3 Lg7  
5. Sc3 c6 Sb5 … wird vorgebeugt, d5 wird überdeckt, besser erst … c4.
6. Le2 0-0 Le2 …, weil h4 im Sinn? Ld3 … ist wegen … g6 nicht sehr wirksam.
7. Se5 Sfd7 Schwarz will das Feld e5 erobern, deckt Lg7 auf und ermöglicht … f6.
8. h4 S×e5 Dem Jürgensturm (Kmoch) mit h4 (Angriff auf den Drachen) wird im Zentrum begegnet.
9. d×e5 f6 Besser L×e5, der Drachenzahn soll ohnehin gezogen werden.
10. e×f6 L×f6 Der Plan geht auf; gegen h5-g5!
11. Dd2 e5 … e5 gibt Schwarz das Vollzentrum als Ausgleich für seinen geschwächten Königsflügel.
12. Lg3 Le6 Lg5?! mit Bauernopfer öffnet die h-Linie.
13. 0-0-0 Sd7  
14. Kb1 Sc5 Kb1 fürchtet (?) … d4 und L×a2; … Sc5 kontrolliert e4! und a4; … b5 kann immer noch folgen.
15. f4 d4 Schon geht´s los. … e4? was dann?
16. f×e5 d×c3  
17. D×c3 Se4 falls D×d8 … … L×d8.
18. De1 Db6 Schwarz ist auf seinen Königsangriff fixiert, er übersieht die Früchte am Wege: (… Dc7 fesselt e5 wegen … S×g3); nach … D×e3 hängen zu viele Figuren auf der e-Linie.
19. e×f6 Tae8 Wohin mit den Türmen?
20. Lf4 T×f6 (Lf4 ein stiller, unscheinbarer Zug).
21. Tf1 Tf5 Der Turm soll nach a5 und vorher den Le2 von a6 weglocken; klappt ja.
22. Lg4 L×a2+ Jetzt will ich´s wissen … (und kriege es gezeigt)!
23. K×a2 Ta5+ Das Läuferopfer war längst geplant.
24. Kb1 Da6  
25. D×a5 D×a5 Damengewinn stimmt froh (jetzt D×a5!).
26. Lh6 Der Konter war übersehen in der Angriffs-Euphorie. Wie immer hat der Verteidiger einen Vorteil, er sieht 1 Halbzug weiter (klar)!
26. Sd2+ Jetzt habe ich die Bescherung. Nur wenn die Dame nach e5 kommt, kann Schwarz sie gegen Läufer + Turm opfern und mit der Qualle noch gewinnen. Das Zwischenspiel holt noch eine Qualität; der d-Turm darf nicht auch noch mitspielen (… Td7).
27. T×d2 D×d2  
28. Le6+ Kh8  
29. Tf7 De1+  
30. Ka2 Da5+  
31. Kb1 De5 Dauerschach war nicht das Ziel! Vielleicht gar eine Illusion (Kb3 …), zuletzt komme ich nicht mehr nach e5? Im Nachgang sieht alles anders aus: 31. Kb3 Db5+ 32. Kc3 De5+ mit D×e6.
32. Lb3 b5 Versucht den Lb3 auszusperren, z.B. 33. T×a7 c5, und … c4; besser … Td8 (=) separate Analyse.
33. Lg5 (=) Nach längerem Überlegen das Angebot angenommen, weil 33. … Te6, 34. Lh6 Te8 Zugwiederholung ergibt. (Die gute Idee 34. Lf4 De4 35. Lh6 habe ich in der Partie natürlich nicht entdeckt.) Remis. Bevor größeres Unheil entsteht.

Resümee: Beide haben bis zuletzt ihre Chancen gesucht. Sturmangriff mit h4 …; Gegensturm im Zentrum; Befreiungsversuch f4 … und plötzlich droht Figurenverlust; aber Schwarz ist auf Königsangriff fixiert, Eine Ablenkung gelingt (Tf8×f6-f5 Le2-g4); mit Läuferopfer die Rochadestellung gestürmt; ein Damenopfer (gegen Turm + Läufer) bricht den Mattangriff; der Gegenangriff erlaubt sogar noch ein Qualitätsopfer; zuletzt wird von Beiden noch eine Sieg verheißende Wendung übersehen. Remis bei drohender Zeitnot als Folge einer Nervenschlacht?! Zuletzt waren beide Schachspieler glücklich und zufrieden!? Ja - doch! Für beide hätte es auch schlimmer kommen können.


Diagramm

Stellung nach dem 32. Zug von Weiß

 

Kann Schwarz noch gewinnen?
Kann Weiß noch gewinnen?

In der Partie spielte Schwarz (ungenügend) noch … b5, um nach T×a7 mit … c5-c4 den weißen Läufer auszuschalten, nachdem er zu … Td8 keine ausreichende Fortsetzung sah. ABER: Gibt es vielleicht doch noch was? Ja! Fehlerchancen.

32.   Td8  
33. Lg5/Lf4 Td1+  
34. Ka2 Da5#  
 
also z.B.:
33.   Kc1 Td1+  
34. K×d1 Dh5+  
35. Kd2 D×h6 (−+)
 
aber
35.   g4 D×h6  
36. g5 Dh5+  
37. Kd2 h6 (Remis)
38. Tf8+   Dauerschach mit Tf7+, weil Kg8 zu Abzugschach mit Damenverlust führt.
 
Nicht
37.   (Kd2) D×h4  
38. Tf8+ Kg7  
39. Tg8#    
 
Oder vielleicht besser:
33.   c3 c5! (… a5 reicht nicht)
34. Lg5 De4+  
35. Kc1 c4! (−+)
 
unbefriedigend:
33.   c3 a5  
34. Lg5 De4  
35. Ka2 Td5!?  
36. Lh6 De8  
37. L×d5 c×d5 (=+)

Gerechterweise Remis oder was hätten Sie gespielt?

Hanno Dürr

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